Mit gleich 3
Vorbands und Pain als Hauptact, entwickelte sich der Konzertabend zu
einem kleinen Festival und dies zu einem höchst attraktiven
Eintrittspreis. Nur schade dass Till Lindemann nicht in Markneukirchen
seinen Musikerfreund besucht hatte und mit ihm gemeinsam auf der
Bühne stand, sondern beim darauffolgenden Konzert in Hamburg. Es
wäre das absolute Highlight gewesen, aber auch so können die
Rockfans höchst zufrieden sein. Da die Publikumsnachfrage für
die Musikhall zu gering war, wurde das Konzert in die ebenfalls extrem
schöne, kleinere Halle verlegt.
Marktneukirchen kann sich wirklich glücklich schätzen, 2 so
geniale Konzertlocations im Ort gibt es im weitem Umkreis nicht, selbst
die Musikfans aus Nürnberg, können da richtig neidisch werden.
Und so kam in der gut gefüllten Halle, eine richtig schöne
Clubatmosphäre auf, von der sich alle Beteiligten schnell
anstecken ließen und sichtbar Spaß hatten.
Los ging es mit den Schweden von Billion Dollar Babies, die mit
klassischen Hard und Glamrock das Publikum mitzureißen
versuchten, was ihnen auch recht gut gelang. Besonders die Songs des
neuesten Albums „Chemical
God" bildeten die Grundlage des halbstündigen Sets, der deutlich
machte, warum die Schweden in ihrer Heimat als sehenswerte Liveband
einen guten Ruf genießen. Wieviel Spaß die Band, die sich
sehr Fannah zeigte, hatte sieht man auch an folgendem Facebook Eintrag
nach dem Konzert „Great Evening! Hope to be back soon again. The
Venue is amazing.“ Die Schweden-Rock Sympathieträger hatten
sogar für alle Merchkäufer noch ein ganz besonderes Goodie
dabei, ein Tourshirt das man kostenlos oben drauf packte. Etwas, was
man nicht allzu oft erleben kann.
Mit Dynazty folgte gleich der zweite Schwedenknaller, musikalisch
allerdings eher in Richtung Power Metal unterwegs und somit ein guter
Kontrast zum Opener. Auch sie haben 2016 ein neues Album mit dem
Titel „Titanic Mass" veröffentlicht, das bisher fünfte seit Gründung 2007.
„Düstere Aussichten“, besser bekannt als „The
Vision Bleak“ folgten dann und mit ihnen ein musikalisches
Kontrastprogramm. Die Deutsche Gothic Metal Band mit ihren geschminkten
Gesichtern würde jedem Horrorfilm als Soundtrack gut zu Gesicht
stehen. Mit Album Nummer 5 „Witching Hour“ hat man zuletzt
ein Konzeptalbum veröffentlicht, das sich dem Hexenmythos und zwar
nicht nur dem von Hänsel und Gretel, widmet. Kein Wunder, dass die
Band sicher auch aufgrund der Nähe zum Horror Genre über ihre
Musik gerne von Horror Metal spricht. Aber trotz allem
Metaleinflüssen, versteht man es auch ruhigere Töne
anzuschlagen und gerade da, wenn die Stimme von Sänger Allan B
Konstanz, besonders gut zur Geltung kommt, haben The Vision Bleak ihre
stärksten Momente.
Schade nur, dass man sich an keinen David Bowie Song herantraute, eine
stimmliche Ähnlichkeit ist definitiv vorhanden, könnte sehr
spannend sein eine „The Vison Bleak Bowie Version“ von
Heroes
zum Beispiel.
Nach den 3 überzeugenden Supportbands war somit alles bestens
vorbereitet für den Schwedischen Sänger und Workaholic Peter
Tätgren und seinen Jungs von Pain. Neben seiner
Produzententätigkeit für Bands wie Love Like Blood, Cradle of
Filth, Sabaton und Amon Amarth, um nur ein paar zu nennen, ist er der
musikalische Kopf von Hypocrisy und natürlich Pain, nicht zu
vergessen das gemeinsame Projekt mit dem Rammstein Sänger, dass
unter dem Namen Lindemann mit dem Album „Skills in Pills“
ein Mega-Debüt veröffentlichte. Da sie, wie oben
erwähnt, auch schon live Songs präsentierten, wird es
wirklich Zeit auch als Lindemann die Hallen in Deutschland zum Beben zu
bringen. Markneukirchen bietet dafür auf alle Fälle beste
Voraussetzungen und eine spielfreudige Band, übrigens mit Peter
Tätgrens Sohn Sebastian am Schlagzeug, hat er ja eh schon. Davon
konnten sich auch die Besucher einer inzwischen gut vollen Halle an
diesem Abend überzeugen.
„Designed to Piss you off“ als Auftaktsong lässt
gleich positive Erinnerungen aufkommen, als das neueste Werk der
Band „Coming
Home" sich das letzte Mal im CD-Spieler gedreht hat. Einer von 7 Songs
des wohl bisher besten Pain Albums und auch für Nicht-Metal-Fans
eine echte Entdeckung. Je öfter man es hört, desto mehr wird
man es lieben. Auch Dank Songs wie „A Wannabe", den es genauso zu hören gab wie „Call me", „Pain in the Ass", „Black Knight" „Satellite" , „Coming Home" und „Starseed".
Das ganze nicht nur in Vollgas, Pain kann es auch akustisch, gerade „Coming
Home" ist dafür bestens geeignet. Trotzdem bleibt festzustellen,
dass die Band live noch härter rüberkommt als auf CD und
musikalisch im Gegensatz zum Sänger, der mit Zwangsjacke das ganze
Konzert spielte, sich musikalisch alles andere als in eine Zwangsjacke
sperren lässt.
Allein die Songtitel lassen schon vermuten, dass Tätgren textlich
kein Blatt vor dem Mund nimmt, seine Qualität eingängige
Refrains zu schreiben wird ebenfalls eindrucksvoll an diesem Abend
belegt. Man kann noch viel erwarten von dem Schweden, der mit
Herzstillstand dem Tod zum Glück von der Schippe gesprungen ist.
Am Samstag erwies er sich jedenfalls zusammen mit den Bandkollegen als
Abrissbirne, ein Wunder, dass sich keine der Dekogitarren an der Wand
angebracht aus der Halterung löste. Und weil es so Spaß
machte gab es fürs Publikum neben der offiziellen Setlist als
Zugabe gleich noch einen Nachschlag, auch das gibt es nicht alle Tage
bei Konzerten.