Ob in Englisch Singer-Songwriter, zu deutsch Liedermacher, im
Französischen Chansonnier, italienisch Cantautore, spanisch
Cantautor oder Bard in russisch. Es gibt viele Worte für
Geschichtenerzähler, die ihre Geschichten musikalisch vertonen,
ironisch Themen anpacken, den Finger in Wunden legen,
Gesellschaftskritik üben, sich politisch äußern oder
einfach nur humoristisch unterhalten. Vieles davon kann man an diesem
Abend erleben, wenn auch der Humor nicht unbedingt im Fokus der
Interpreten lag. Und wenn dann auch schon einmal unfreiwillig, als Eric
Fish bei einem Lied feststellte, dass er auch schon mal einen Song
darüber "geschruben" hat. Etwas geblödelt wurde trotzdem
natürlich auch und es war ein wirklich höchst
unterhaltsamer und aufgrund der Leidenschaft und Ausdauer aller
Beteiligten, auch sehr beeindruckender Abend. Der aber auch von seinem
Publikum so einiges abverlangte, zuhören können, etwas
Leidenschaft wäre auch ganz nett und Ausdauer sollte man an diesem Abend auch
mitbringen. Denn wenn die Herren mal am musizieren sind, dann
hören sie so schnell nicht wieder auf. So war der Abend in
drei Teile aufgeteilt. Teil 1 übernahm Falkenberg, den Eric Fish
als Support mitgebracht hatte. Der bedankte sich dafür auch artig.
Sein Lob: Er habe noch nie so ein kollegiales Verhältnis und ein
Miteinander erlebt, wie mit Fish and Friends. Spätestens,
wenn man erlebt hat, wie alle Beteiligten im Teil 3 gemeinsam
musizierten, dann wusste man, dass es keine Höflichkeit, sondern
wirklich ehrlich gemeint war. Das fällt aber auch immer bei den
Eisheiligen Nächten auf, das schöne Miteinander. Sicher eine
der Stärken von Eric Fish, der mit seinen Friends Teil 2,
naturgemäß den längsten des Abends, abdeckte.
Los ging es also mit Falkenberg, ein in Westdeutschland sicher noch
ziemlich unbekannter Musikername im Vergleich zum Osten, wo er ein
echter Musikstar war. Erst als ehemaliger Sänger der Stern
(-Combo) Meißen, eine der wohl ältesten Rockbands
Deutschlands mit einer sehr wechselvollen Geschichte, sowohl was
Musikstil, wie auch Besetzung betrifft, trat er danach mit seinem
Soloprojekt IC Falkenberg auf. Das IC (integrierter Schaltkreis), war
wohl den neuen Möglichkeiten der Musikerzeugen geschuldet und so
veränderte sich sein Stil, vom Sänger von Radiotauglichen
Popsongs einer der erfolgreichsten DDR-Bands zur elektronischeren
Popvariante.
Das alles ist Geschichte und hat mit dem Musiker Falkenberg, der heute
in der Posthalle den Abend eröffnete nur wenig zu tun. Auch
optisch verändert, steht da ein Musiker, der auch viel zu
erzählen hat und man hört wirklich gerne zu. Vom Rock`n`Roll
auf der Transitautobahn der damaligen DDR-Vergangenheit zum
entschleunigten Liedermacher der den Mund aufmacht und seinem Publikum
einen Spiegel vorhält, der aber auch erstaunlich offen Einblicke
in sein Leben gewährt. So wie in der Anmoderation von "Tunnel
unter den Brücken", wo er von seinen 2 depressiven Schüben
berichtete. Jeder Krieg kommt irgendwann einmal nach Hause stellt er
genauso treffend im Song "Brückenköpfe" fest, wie dass wir
den Krieg mit unseren Waffenlieferungen exportieren. Waffen die von den
Dirigenten des Todes, wie er die Mächtigen der Welt, sehr bildlich
bezeichnet, dankbar ge-und benützt werden. Aber auch das eigene
Wohnzimmer nimmt er aufs Korn, wo ein Gott, das flache Rechteck, ein
Programm sendet, das zwischen den Werbeblöcken eingebettet ist,
"Gehirngangbang in der Sitzlandschaft", die die Leute dazu bringt
festzustellen, aber so Assi sind wir nicht. Deshalb schaut er zwar
schon lange kein Fernsehen mehr, wie er freimütig zugibt, um das
Feindbild zu schärfen in Hotels auf Tour aber schon. Und passend
dazu gibt es den Song "Die Leere überbrücken". Viele der
Falkenberg-Songs an diesem Abend stammen vom neuesten Album "Menschen
auf Brücken", ein Konzeptalbum das sehr bildlich den Umgang
miteinander beleuchtet. Einmal ganz ohne Sex, Liebe und Triebe, die
unser Leben miteinander natürlich auch bestimmen.
Depressiv sollte man nicht sein, an so einem Abend, Falkenberg sorgt
mit seinen Themen aus dem Leben nicht gerade für Feierlaune.
Immerhin fordert er, um der Depression vorzubeugen, das Publikum auf mit Schlüsseln und Stimme
Geisterbahnatmosphäre zu erzeugen, da ja kaum jemand, wie er
treffend feststellte, seine Ketten mit dabei haben wird. Und siehe da,
"Würzburg kommt aus dem Arsch", stellt er erfreut fest um sich
kurz danach beim Thema AFD so richtig festzuquatschen. Mit der
Äußerung "besimmt hat jeder hier auch so einen Klappspaten
im Bekanntenkreis der AFD gewählt hat", macht er sich bei den
Wählern der Partei im Publikum sicher nicht gerade beliebt, aber
das will er auch nicht. Offen, direkt und sehr bildlich vertont
präsentiert sich Falkenberg als beeindruckender Beginn an diesem
Abend.
Nach einer kurzen Pause, die äußerst passend zum
Konzertabend musikalisch mit Herman van Veen untermalt wurde (wie
auch schon vor Konzertbeginn) ging es mit Eric Fish and Friends genauso
intensiv weiter. Eric Fish, Gerit Hecht und Rainer Michaelek haben sich
mit einem Percussionisten verstärkt, der dem Sound extrem gut tut.
Man muß den Subway to Sally Frontmann ja echt für seine
Arbeitswut bewundern. Ein ganzes Monat mit seinen Freunden auf Tour,
dann steht ja demnächst die Excalibur Show an, die Konzerte der
Eisheiligen Nacht Ende des Jahres und natürlich gibt es Subway to
Sally ja auch noch, wo man am nächsten Tag einen TV Termin
nachkommt und deshalb ein Konzert der Fish-Tour verschieben musste. Das
klingt nach ziemlich viel Arbeit, aber wenn man ihn dann auf der
Bühne erlebte, mit wieviel Herzblut er das ambitionierte Fish and
Friends Projekt präsentierte, ist davon nichts zu spüren.
Relaxed hochmotiviert und wie eh und je stimmlich beeindruckend, bringt
man dem Publikum Mahlstrom näher, das soeben erschienene neue
musikalische Lebenszeichen von Fish and Friends.
Dank Eric Fish, weiß man nun auch was Mahlstrom ist. Neben dem
Gezeitenstrom in Norwegen, von deren beeindruckender Kraft er auch in
der Anmoderation berichtete, vor allem auch ein richtig gutes neues
Fish und Friends Album. 8 (oder 9?) Songs davon gibt es an diesem Tag
zu Gehör. Und so geht das Konzert, entsprechend der CD, gleich mit
den Songs "Lebenslauf", "Mahlstrom" und "Kreuzfahrt" los. Weiter sind
zu hören "Momente", "Millionen Meilen", "Staunen", "Zeit
verstreicht" und "Geben und Nehmen" zusammen mit Falkenberg im 3 Teil
des Konzerts. Aber auch Songs wie "Anders sein", "Zwilling", "Walk on
the Ocean", nicht zu vergessen "Lilly of the West" findet sich in der
mit Bedacht, sehr homogen zusammengestellten Setlist.
Und wenn andere Musiker, schon lange ein Konzert beendet haben, dann
machen Fish und Friends eine kleine Raucherpause und starten danach
genauso motiviert, wie zu Beginn des Konzertabends zusammen mit
Falkenberg den 3.Teil der Show. Und der hat es mit den Klassikern
"Cathedral" und "Bards Song" noch mal so richtig in sich. Und auch das
gemeinsame Musizieren mit Falkenberg zu erleben, macht richtig Freude.
Apropos Raucherpause, die war wohl zu kurz gewählt, so dass man
das Rauchen kurzerhand auf die Bühne verlegte. Ob das unbedingt
sein muss, sei dahingestellt.
Einen, bzw. zwei echte Wehrmutstropfen hatte das Konzert dann aber
doch. Das Duett mit Johanna Kriens, die sich im Publikum befand, eines
der Highlights der neuen Scheibe wäre schön gewesen, noch
schwerer wiegt aber der Verzicht auf das Hannes Wader Cover "Es ist an
der Zeit". Denn so sehr zu Tränen rühren, wie bei diesem Song
kann Eric Fish in keinem anderen. Und das ist auch eine besondere Gabe,
mit der nicht viele Musiker gesegnet sind. Und das hätte einnen
wirklich extrem gelungenen Konzertabend gar die Krone aufgesetzt.