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Eric Fish and Friends  2016
             Jeder Krieg kommt irgendwann einmal nach Hause
                                                               Falkenberg 


Fish and Friends, Würzburg Posthalle  30.09.2016






Ob in Englisch Singer-Songwriter, zu deutsch Liedermacher, im Französischen Chansonnier, italienisch Cantautore, spanisch Cantautor oder Bard in russisch. Es gibt viele Worte für Geschichtenerzähler, die ihre Geschichten musikalisch vertonen, ironisch Themen anpacken, den Finger in Wunden legen, Gesellschaftskritik üben, sich politisch äußern oder einfach nur humoristisch unterhalten. Vieles davon kann man an diesem Abend erleben, wenn auch der Humor nicht unbedingt im Fokus der Interpreten lag. Und wenn dann auch schon einmal unfreiwillig, als Eric Fish bei einem Lied feststellte, dass er auch schon mal einen Song darüber "geschruben" hat. Etwas geblödelt wurde trotzdem natürlich auch und es war ein wirklich höchst unterhaltsamer und aufgrund der Leidenschaft und Ausdauer aller Beteiligten, auch sehr beeindruckender Abend. Der aber auch von seinem Publikum so einiges abverlangte, zuhören können, etwas Leidenschaft wäre auch ganz nett und Ausdauer sollte man an diesem Abend auch mitbringen. Denn wenn die Herren mal am musizieren sind, dann hören sie so schnell nicht wieder auf. So war der Abend in drei Teile aufgeteilt. Teil 1 übernahm Falkenberg, den Eric Fish als Support mitgebracht hatte. Der bedankte sich dafür auch artig. Sein Lob: Er habe noch nie so ein kollegiales Verhältnis und ein Miteinander erlebt, wie mit Fish and Friends. Spätestens, wenn man erlebt hat, wie alle Beteiligten im Teil 3 gemeinsam musizierten, dann wusste man, dass es keine Höflichkeit, sondern wirklich ehrlich gemeint war. Das fällt aber auch immer bei den Eisheiligen Nächten auf, das schöne Miteinander. Sicher eine der Stärken von Eric Fish, der mit seinen Friends Teil 2, naturgemäß den längsten des Abends, abdeckte.
Los ging es also mit Falkenberg, ein in Westdeutschland sicher noch ziemlich unbekannter Musikername im Vergleich zum Osten, wo er ein echter Musikstar war. Erst als ehemaliger Sänger der Stern (-Combo) Meißen, eine der wohl ältesten Rockbands Deutschlands mit einer sehr wechselvollen Geschichte, sowohl was Musikstil, wie auch Besetzung betrifft, trat er danach mit seinem Soloprojekt IC Falkenberg auf. Das IC (integrierter Schaltkreis), war wohl den neuen Möglichkeiten der Musikerzeugen geschuldet und so veränderte sich sein Stil, vom Sänger von Radiotauglichen Popsongs einer der erfolgreichsten DDR-Bands zur elektronischeren Popvariante.
Das alles ist Geschichte und hat mit dem Musiker Falkenberg, der heute in der Posthalle den Abend eröffnete nur wenig zu tun. Auch optisch verändert, steht da ein Musiker, der auch viel zu erzählen hat und man hört wirklich gerne zu. Vom Rock`n`Roll auf der Transitautobahn der damaligen DDR-Vergangenheit zum entschleunigten Liedermacher der den Mund aufmacht und seinem Publikum einen Spiegel vorhält, der aber auch erstaunlich offen Einblicke in sein Leben gewährt. So wie in der Anmoderation von "Tunnel unter den Brücken", wo er von seinen 2 depressiven Schüben berichtete. Jeder Krieg kommt irgendwann einmal nach Hause stellt er genauso treffend im Song "Brückenköpfe" fest, wie dass wir den Krieg mit unseren Waffenlieferungen exportieren. Waffen die von den Dirigenten des Todes, wie er die Mächtigen der Welt, sehr bildlich bezeichnet, dankbar ge-und benützt werden. Aber auch das eigene Wohnzimmer nimmt er aufs Korn, wo ein Gott, das flache Rechteck, ein Programm sendet, das zwischen den Werbeblöcken eingebettet ist, "Gehirngangbang in der Sitzlandschaft", die die Leute dazu bringt festzustellen, aber so Assi sind wir nicht. Deshalb schaut er zwar schon lange kein Fernsehen mehr, wie er freimütig zugibt, um das Feindbild zu schärfen in Hotels auf Tour aber schon. Und passend dazu gibt es den Song "Die Leere überbrücken". Viele der Falkenberg-Songs an diesem Abend stammen vom neuesten Album "Menschen auf Brücken", ein Konzeptalbum das sehr bildlich den Umgang miteinander beleuchtet. Einmal ganz ohne Sex, Liebe und Triebe, die unser Leben miteinander natürlich auch bestimmen.
Depressiv sollte man nicht sein, an so einem Abend, Falkenberg sorgt mit seinen Themen aus dem Leben nicht gerade für Feierlaune. Immerhin fordert er, um der Depression vorzubeugen, das Publikum auf mit Schlüsseln und Stimme Geisterbahnatmosphäre zu erzeugen, da ja kaum jemand, wie er treffend feststellte, seine Ketten mit dabei haben wird. Und siehe da, "Würzburg kommt aus dem Arsch", stellt er erfreut fest um sich kurz danach beim Thema AFD so richtig festzuquatschen. Mit der Äußerung "besimmt hat jeder hier auch so einen Klappspaten im Bekanntenkreis der AFD gewählt hat", macht er sich bei den Wählern der Partei im Publikum sicher nicht gerade beliebt, aber das will er auch nicht. Offen, direkt und sehr bildlich vertont präsentiert sich Falkenberg als beeindruckender Beginn an diesem Abend.
Nach einer kurzen Pause, die äußerst passend zum Konzertabend musikalisch mit Herman van Veen untermalt wurde (wie auch schon vor Konzertbeginn) ging es mit Eric Fish and Friends genauso intensiv weiter. Eric Fish, Gerit Hecht und Rainer Michaelek haben sich mit einem Percussionisten verstärkt, der dem Sound extrem gut tut. Man muß den Subway to Sally Frontmann ja echt für seine Arbeitswut bewundern. Ein ganzes Monat mit seinen Freunden auf Tour, dann steht ja demnächst die Excalibur Show an, die Konzerte der Eisheiligen Nacht Ende des Jahres und natürlich gibt es Subway to Sally ja auch noch, wo man am nächsten Tag einen TV Termin nachkommt und deshalb ein Konzert der Fish-Tour verschieben musste. Das klingt nach ziemlich viel Arbeit, aber wenn man ihn dann auf der Bühne erlebte, mit wieviel Herzblut er das ambitionierte Fish and Friends Projekt präsentierte, ist davon nichts zu spüren. Relaxed hochmotiviert und wie eh und je stimmlich beeindruckend, bringt man dem Publikum Mahlstrom näher, das soeben erschienene neue musikalische Lebenszeichen von Fish and Friends.
Dank Eric Fish, weiß man nun auch was Mahlstrom ist. Neben dem Gezeitenstrom in Norwegen, von deren beeindruckender Kraft er auch in der Anmoderation berichtete, vor allem auch ein richtig gutes neues Fish und Friends Album. 8 (oder 9?) Songs davon gibt es an diesem Tag zu Gehör. Und so geht das Konzert, entsprechend der CD, gleich mit den Songs "Lebenslauf", "Mahlstrom" und "Kreuzfahrt" los. Weiter sind zu hören "Momente", "Millionen Meilen", "Staunen", "Zeit verstreicht" und "Geben und Nehmen" zusammen mit Falkenberg im 3 Teil des Konzerts. Aber auch Songs wie "Anders sein", "Zwilling", "Walk on the Ocean", nicht zu vergessen "Lilly of the West" findet sich in der mit Bedacht, sehr homogen zusammengestellten Setlist.
Und wenn andere Musiker, schon lange ein Konzert beendet haben, dann machen Fish und Friends eine kleine Raucherpause und starten danach genauso motiviert, wie zu Beginn des Konzertabends zusammen mit Falkenberg den 3.Teil der Show. Und der hat es mit den Klassikern "Cathedral" und "Bards Song" noch mal so richtig in sich. Und auch das gemeinsame Musizieren mit Falkenberg zu erleben, macht richtig Freude. Apropos Raucherpause, die war wohl zu kurz gewählt, so dass man das Rauchen kurzerhand auf die Bühne verlegte. Ob das unbedingt sein muss, sei dahingestellt.
Einen, bzw. zwei echte Wehrmutstropfen hatte das Konzert dann aber doch. Das Duett mit Johanna Kriens, die sich im Publikum befand, eines der Highlights der neuen Scheibe wäre schön gewesen, noch schwerer wiegt aber der Verzicht auf das Hannes Wader Cover "Es ist an der Zeit". Denn so sehr zu Tränen rühren, wie bei diesem Song kann Eric Fish in keinem anderen. Und das ist auch eine besondere Gabe, mit der nicht viele Musiker gesegnet sind. Und das hätte einnen wirklich extrem gelungenen Konzertabend gar die Krone aufgesetzt.













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