Manchmal
kann ein Megaerfolg ja auch zum Fluch werden, bei Lordi und dem ESC-Überhit
„Hard Rock Hallelujah“ kann man das wirklich nicht behaupten. Denn dadurch ist
der Bekanntheitsgrad der Band so exorbitant hoch, dass auch Nicht-Metal-Fans
die Band kennen. Die Nummer ist einfach so gut, dass man sich auf jedem Konzert
wieder aufs Neue richtig darauf freut, sie auch live zu hören. Gerade weil sie
jedes Mal irgendwie etwas anders klingt. Wer jetzt aber denkt, dass sie aus der
Lordi-Setlist quasi als One Hit Wonder heraussticht, der hat die Band noch nie
Live gesehen. Die Finnen um Visual Art Designer und Kostümmacher Tomi
Putaansuu, besser bekannt als Mr. Lordi, haben eine erstaunliche Gabe, Metal,
Melodie und die Gruseltexte miteinander zu verbinden. Das ist zwar heavy, geht
aber trotzdem ins Ohr und da bleibt es dann irgendwo in den Gehirnwindungen
auch haften. Nicht nur „Hard Rock Hallelujah“. Da ändert auch die soeben
erschienene achte Scheibe „Monstereophonic-Theaterror vs Demonarchy“ nichts.
Ganz im Gegenteil, die neue Scheibe ist extrem gelungen (bis auf den Titel),
was man beim Konzert mit dem Konzertopener „He-Man“ auch gleich mal wohlwollend
zur Kenntnis nehmen kann. Darin wird zur Schlachtung „He-Manns“ aufgefordert,
Mr Lordi ist von Song 1 an in seinem Element. Ein weiteres so gelungenes
Beispiel an diesem Abend ist das extrem rhythmische „Down with the Devil“. Das Konzert
endet mit dem Outro zu „The Night the Monsters Died“. Leider nur vom Band, aber
auch so eine Lordinummer, die einmal gehört extrem haften bleibt.
Eine Lordi
Show besteht natürlich nicht nur aus einer überzeugenden Setlist mit vielen
guten Songs, visuell ist die Band einfach ein Faszinosum für sich. Nicht ganz
so glücklich war man allerdings an diesem Tag mit der Show selbst. So konnte
man vier Showeffekte gar nicht zeigen, die Konfettikanone erwies sich als
Rohrkrepierer, erst beim zweiten Einsatz flog etwas mehr ins Publikum. Die
CO2-Pistole hatte wenig Lust auf Arbeit an diesem Tag, so dass auch dieser
Effekt ziemlich wirkungslos blieb. Und die „Mumie aus dem Sarg Nummer“
erinnerte auch etwas an „Kai aus der Kiste“ und war weit weniger spektakulär,
wie sie hätte sein können. Die tanzenden Skelette hatten auch leichte Choreographieprobleme,
immerhin erwies sich der rauchende Totenkopf als schönes Horror Gimmick.
Echt
gruselig dagegen die aufgespießten Köpfe, die wirklich extrem realistisch
ausschauten und einmal mehr die herausragenden Maskenbildnerqualitäten des
Finnen unter Beweis stellten. Von den Bühnenoutfits mal ganz abgesehen.
Aber wie sagte
Mr. Lordi so schön zu Beginn „Opening Night - things will fuck up“, war die
Show in Markneukirchen nämlich der Auftakt der Lordi Tour. Und wie recht er
damit hatte, sah man im Verlauf des Abends, da „fuckte so einiges up“, ganz im
Gegenteil zur Show tags darauf in Leipzig, die sehr reibungslos weit mehr
Horrorstoff zu bieten hatte.
An der
Location lag das übrigens nicht. Framus hat mit seiner Music Hall eine der
schönsten Konzertlocations Deutschlands zu bieten, allein die WCs sind ein
Hingucker für sich. Technisch bestens ausgestattet, garantiert die Music Hall
auch akustisch ein Konzerterlebnis vom Feinsten und jede Band kann sich
eigentlich nur glücklich schätzen, wenn sie hier auftreten kann.
Mr. Lordi
erwies sich an diesem Abend aber trotz aller Widrigkeiten und trotz allen
Horrors als witziger Zeitgenosse. So fragte er das Publikum „Shall we do a
songs about assholes? You know assholes? Um sich die Frage gleich darauf einmal
mit dem Vorschlag „ Euere Lehrer“ in der Schule zu beantworten, wohl wissend,
dass pubertierende Schüler eher nicht die Zielgruppe der Band sind. Denn vom
Teeniepop sind die Finnen mindestens genauso weit entfernt, wie eine Helene
Fischer vom Heavy Metal. Aber zurück zu den Arschlöchern dieser Welt, da gibt’s
ja dann doch einige und gefühlt werden es immer mehr. Und deshalb widmete er
ihnen mit „Sincerely with Love“ auch gleich den passenden Song.
Es spricht
für Lordi, dass man sich aller Widrigkeiten zum Trotz, nichts anmerken ließ und
trotzdem immer noch eine überzeugende Show ablieferte. Allerding geht noch viel
mehr, wie an diesem Tag.
Silver Dust und Shiraz Lane
Gleich zwei
Bands stimmten die Konzertbesucher auf das Lordi-Spektakel ein.
Silver Dust
hatten den Opening Slot, eine Schweizer Metal Band, die in Deutschland noch
ziemlich unbekannt sind. Leider ziemlich schlecht ausgeleuchtet, war es
besonders faszinierend den Schlagzeuger der Band zu beobachten. Was der mit
seinen Drumsticks so anstellte war mehr als einen Blick wert.
Die 5 Finnen
von Shiraz Lane sind da schon deutlich bekannter, hatten neben Auftritten in
Japan und Kanada auch schon ihren ersten Auftritt in Deutschland. Und das
ausgerechnet in Wacken, was soll dann noch kommen in Deutschland fragt man
sich. Markneukirchen zum Beispiel, wo die Band einen extrem überzeugenden
Auftritt hinlegte. Immer die Nähe zum Publikum suchend, war der Sänger und
Gitarrist irgendwann ganz im Publikum verschwunden. Apropos Sänger, Hannes Kett
ist quasi das Pendant zu Alissa White Gluz. Im Gegensatz zur Arch Enemy
Sängerin, deren Stimme unfassbar männlich daherkommt, wundert man sich bei
Hannes Kett, in welche Höhen die Shiraz Lane Stimme gerade wieder herumsingt.
Das wird man mögen, oder nicht. Ähnlich wie bei Arch Enemy, Shiraz Lane
polarisieren. Aber es bedarf keiner prophetischen Gabe, dass die jungen und
hübschen Finnen eine echte Zukunft vor sich haben und gerade die jüngeren
Mädels ziemlich auf Shiraz Lane abfahren werden. Pech für die Band, dass davon
eine Lordi Show nicht ganz so viele zu bieten hat. Trotzdem für Band und
Publikum ein gelungener Gig.