Keimzeit
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Rentner
waren keine zu sehen, beim Konzert von Keimzeit in der Markneukirchener
Music Hall, die einen perfekten Rahmen für die Kultband aus dem
Osten unserer Republik bot. Zumindest keine so offensichtlichen, von
denen die Band in ihrem Song „Rentner“ auf dem Album
„Privates Kino“ sang und der einen kleinen Skandal
auslöste. Deutschland tut sich von Haus aus ja schwer mit Satire,
anders kann man den Song auch nicht sehen, sind doch die Herren
inzwischen ja selbst echte Musikrentner oder besser gesagt Musikdinos.
1980 wurde die Band unter anderem Namen gegründet und 2 der vier
Leisegang-Gründungsmitglieder mit Sänger Norbert und Bruder
Hartmut sind noch immer dabei. Dies schaffen nicht viele Musikbands.
Einen Hit wie „Kling Klang“ übrigens auch nicht. Nicht
nur, dass den Song zumindest im Osten (aber nicht nur da) eigentlich
fast jeder kennt, das zeitlos schöne Stück Musik ist auch
lange nach Entstehung noch immer das Highlight jeden Keimzeit-Konzerts
an diesem Abend. „Rentner“ fand sich dagegen nicht auf der
Setlist wieder, kein Wunder bei inzwischen 18 Alben, das letzte mit dem
Titel "Auf einem Esel ins All" ist 2015 erschienen.
Und da die Zeiten der mehr als 5 Stunden Konzerte inzwischen vorbei
sind, (Rentner halt) und bei der Discografie muss man einfach so
einiges weglassen. Witzigerweise gilt die Band bis heute als
DDR-Kultband, doch eigentlich kam der Mauerfall genau zu dem Zeitpunkt,
als die Band gerade durchstartete. So gesehen war man eigentlich ein
Verlierer des Mauerfalls, denn so richtig Fuß im Westen fassen
konnte man, im Gegensatz zu Ostdeutschland bis heute nicht, von
punktuellen Gebieten einmal abgesehen. Das mit den Verlierern ist aber
relativ, denn es darf sehr bezweifelt werden, dass sich das damalige
Regime mit den poetischen aber durchaus auch kritischen Texten der Band
auf Dauer hätte anfreunden können.
36 Jahre Musikbusiness bedeuten auch 36 Jahre musikalische
Weiterentwicklung und das betrieb Keimzeit teilweise relativ krass.
Auch dies zeigte der Abend in Markneukirchen auch relativ deutlich, die
musikalische Bandbreite ist gewaltig, Vom Müsli
Chanson-Rock-n`Roll (Zitat Norbert Leisegang) bis zur Blues und
Rocknummer, nicht zu vergessen die Südamerikanischen
Einflüsse machen es dem Publikum nicht immer leicht. Und so ist
eine Bemerkung wie "Sind das echt die von Kling-Klang" nicht
verwunderlich. Sie sind es , und spätestens im letzten Drittel des
Konzertabends incl. 5 Zugaben, fing die Band alle wieder ein, als es
neben „Kling
Klang", bei Songs wie „So“ und „Maggie“ zu
einem Publikumschor kam, der die bestens gelaunten und strahlenden
Musiker nach Kräften unterstützte.
Einzig einige Besucher mehr, hätte Keimzeit und der rührige
Veranstalter verdient gehabt, aber bei so vielen strahlenden Gesichtern
und lieb aneinander kuschelnden Paaren kann Keimzeit dies locker
verschmerzen.
Die Bildergalerie zum Konzert
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