LiLive in Hof , Kulturkaufhaus am 16.03.2012
Viel los ist in unserer Region, was Konzerte
betrifft, ja wirklich nicht . Blöd , wenn man dann an
einem Abend gleich die
Wahl zwischen 2 Konzerten hat. Entweder Stefan Krumbiegel, der Prinzen
Sänger im
Malzhaus oder tatsächlich einmal ein Konzert in Hof mit Marie Marie. Ich hab zum Glück
der
noch ziemlich unbekannten Band den Vorzug gegeben. Bestimmt war auch das
Krumbiegel
Konzert sehr sehenswert, aber Marie Marie sind ein Ereignis. Sängerin
Marie, die mit
ihrem Haaren ein bißchen wie eine Kreuzung vom Struwwelpeter mit
Momo wirkt, ist wirklich
sensationell gut, jede Wette, dass man von ihr und dem
Projekt Marie Marie noch ganz viel hören
wird.
Das letzte mal , wo ich
von einer unbekannten Deutschen Sängerin so beeindruckt war, war
beim
Konzert von Stefanie Kloß mit Silbermond als Vorband von
Jeanette, da kannte Silbermond noch
kaum jemand. Und die kennt
inzwischen ganz Deutschland, Marie Marie haben eine ähnliche
Zukunft vor sich. Da bin ich mir genauso sicher, wie ich es bei
Silbermond damals war.
Bestimmt hätten 90 Prozent der Besucher Marie Marie
gerne mit nach Hause genommen, ich
übrigens auch. Und zwar nicht nur die Männer
sondern auch die Frauen. Natürlich nicht Marie selbst,
wobei der Anteil auch
hier aufgrund des hübschen Aussehens, des charmanten unschuldigen
Lächelns und
des natürlichen , bescheidenen und völlig normalen Auftretens ziemlich hoch sein
würde. Nein ich meine ihre Musik, denn leider gibt es bis heute noch keine CD. Und das ist , wenn
man
sieht, wieviele gute Songs an dem Abend präsentiert wurden, nicht nur
verwunderlich, sondern
geradezu fahrlässig. Sie hätten viele Käufer gefunden an
diesem Abend, denn das Publikum war
sehr angetan von Marie Marie und zollte den
2 Musikern nicht nur viel Applaus, sondern forderte
vehement mehrere Zugaben.
Zugaben die Marie Marie freudestrahlend erfüllte.
Marie Marie waren in Hof nur in kleiner Besetzung angereist,
die ganze Band mit 6 Leuten würden
auch den Rahmen der kleinen Bühne im
Kunsthaufhaus sprengen. Der Name Kunstkaufhaus ist
eigentlich ja
geschäftsschädigend, denn den Begriff mit einer netten Kneipe mit
Kleinkunstbühne zu
verbinden würden wohl die wenigsten. Aber mit dem
Kunstkaufhaus hat Hof endlich auch eine
schöne Location für
Konzerte zu bieten und wenn dann jedesmal bei einem "unbekanntem Act"
soviele
Besucher kommen, wie zu Marie Marie, die dann auch noch so begeistert mitgehen,
dann
sollten in Hof auch öfters Konzerte möglich sein und
sich das auch in Musikerkreisen schnell
herumsprechen.
Ganz so unbekannt sind Marie Marie aber auch nicht
mehr. So wirkte Marie beim grandiosen
MTV-Unplugged-Konzert der Ärzte als
Harfinistin mit, trat im Rahmen der Salzburger Festspiele im
Pop-Rahmenprogramm
auf , spielte beim Filmfest in Berlin und bespielte die letzten Monate
diverse Bühnen unserer Republik zum Glück auch Hof.
Und auch die Pressestimmen waren sehr positiv. Von
"Musikgenuss pur", "brillanter Stimme" und
"Sie bringt mit ihrem intensiven
Gesang und ihrer Harfe Mauern zum Einstürzen" und zwar im
positiven Sinne sind
hier nur 3 Beispiele.
Tatsächlich ist die E-Harfe von Marie und ihre
wirklich sehr kraftvolle Stimme das zentrale Element
des farbenfrohen Indie
Sounds, der in Hof bisweilen traurig , melancholisch
wirkte, mit Band aber
sicher auch extrem mitreissend und fröhlich herüberkommt.
Speziell, sehr eigen, manchmal etwas
an eine Tori Amos erinnernd ist das, was
Marie Marie an diesem Abend zu Gehör bringen. Vor
allem ist es aber extrem
schöne Musik, individuell und einmalig und so ganz anderes wie vieles was
man
sonst im Formatradio zu hören bekommt. Mit Wicked Game von Chris Isaak hat sie
auch einen
sehr bekannten Song im Repertoire, den interpretiert sie aber auf
ihre ganz eigene Weise und
macht ihm zu einen Marie Marie Song, der noch schöner
wird als das Original, das ich schon
grandios finde.
Und alle die jetzt die Nase rümpfen und bei Harfe an
Volksmusik denken, denen sei gesagt, der
Sound von Marie Marie ist soweit von
Volksmusik weg, wie die Stadt Hof vom Mond. Extrem weit
also und der
Sound der E-Harfe bietet auch soviele Variationsmöglichkeiten. Das klingt
manchmal
mehr nach Gitarre, mal nach Synthesizer aber dann auch schon mal nach
typischer Harfe und das
passt richtig gut in die Popmusik. Das haben inzwischen
ja schon mehr Bands erkannt, aber so gut
wie Marie Marie hab ich das im
Indie-Pop-Bereich noch nie gehört. Gitarrist Thomas Berthold
unterstützt sie
dabei nach Kräften, die zwei harmonieren klasse und so entfaltet sich vom ersten
Lied an ein ganz besonderer Zauber an einen ganz ganz besonderen Abend. Denn es
wird in
Zukunft nicht so viele Möglichkeiten geben Marie Marie so intim erleben
zu können. Es ist nur eine
Frage der Zeit bis sich ein großes Publikum für die
großartige Musik der Münchner finden und
begeistern wird. Spätestens wenn die CD
endlich fertig wird, wird Marie Marie in aller Munde sein,
wer wettet dagegen?
An diesem Abend bestimmt die wenigsten, sicher auch nicht Oliver Schmidt
von der Letzten
Instanz der einer der aufmerksamen Besucher an diesem Abend war. Und mein
Vorschlag Marie Marie als Vorband mit der letzten Instanz auf Tour zu nehmen mit
den Worten "die
stiehlt uns die Show" beantwortete. Das ist zwar nicht zu befürchten bei der Qualität der Letzten
Instanz, aber Marie Marie wären ein toller musikalischer und optischer Kontrast.
"Marie Marie, I kriag
aafoch ned gnua von dia, Marie" hat das Trio Lepschi in einem
Liebeslied
getextet. Und auch wenn man damit das liebe Geld (was man in
Österreich auch gerne mal mit
Marie bezeichnet) gemeint hat, so
trifft es doch noch viel besser auf Marie Marie zu. Ein "Cotton
Candy
Huricane" singt sie in einem Lied und meint damit nicht sich selbst,
obwohl es das eigentlich
in drei Worten wirklich gut trifft, was die
Zuhörer an diesem Abend geboten bekommen haben.
Hoffentlich nicht
zum letzten mal. Ich hab schon mal die Tourdaten angeschaut, leider
kein einziges
Konzert in der Nähe in nächster Zeit, wirklich
schade. Kein Konzert in der Nähe , keine CD mit der
Musik von
Marie Marie, da bleibt nur das Kopfkino vom Auftritt in Hof. Und
das ist definitiv zu
wenig!
Nun noch einige Impressionen von Marie Marie und mit welcher Leidenschaft
Marie singt zeigen die Bilder, denk ich , ganz gut.
Und vielen Dank für die Fotoerlaubnis !
Support des Hofer Konzerts war eine Ex-Hoferin mit Namen Hannah
Allein mit Ukulele bewaffnet interpretierte sie Bekanntes wie z.B. Take a walk on
the wild side" von Lou Reed oder das phantastische Creep von Radiohead mit
Unbekannterem und kam beim Publikum ebenfalls gut an.
Die Hobbymusikerin verzichtete übrigens auf die Ukulele-Nationalhymne von
Israel Kawikawiwo`Ole "Over the Rainbow". Vielleicht auch weil sie im Vergleich
zum Hawaianer körperlich betrachtet ein Fliegengewicht ist, musikalisch hat der
Auftritt aber auch ohne den Song eine Menge Spaß gemacht.