Keine Frage, the 69 Eyes sind eine der ganz großen Nummern der
schwarzen Szene. Nicht nur in Finnland, wo die 1990 gegründete Band
mit mehreren Nummer 1 Alben bis heute auch charttechnisch sehr
erfolgreich unterwegs ist. In Deutschland hat man ebenfalls eine
echt große Fan Base, das zeigte sich auch an diesem Abend im
Hirsch, der für ein Konzert mitten in der Woche wirklich sehr gut
besucht war. Sehr positiv auf den Besuch hat sich sicherlich auch
das neue Album Universal Monster ausgewirkt, das zwar nicht ganz an
die Klasse vieler alter Songs heranreicht, aber trotzdem ein sehr
positives Lebenszeichen der Untoten darstellt. Die Helsinki
Vampires sind also back, leider an diesem Abend ohne ihren
überragenden Drummer Jussi 69. Somit fehlt ein echter Aktivposten
und Ausnahmeschlagzeuger, was dem Sound nicht gerade zuträglich
war. Und das war an diesem Abend der größte Lapsus, der Sound bzw.
die Soundabmischung. Scheinbar allerdings nicht nur in Nürnberg,
wie mehrere Besucher feststellten, die die Band schon mindestens
einmal in diesem Jahr live gesehen hatten. Man fragt sich schon,
wieso man eine Band, die mit einem Sänger mit Ausnahmestimme
gesegnet ist, so mischt. Die Musik zu laut, die Stimme zu leise,
bisweilen den Instrumenten hoffnungslos unterlegen. Ein echter
Jammer, denn keiner singt so schön Goth ´n` Roll wie Jyrki 69. Der
Verdacht, dass er nur noch Dank diverser stimmlicher Hilfsmittel,
auf der Platte in der Lage ist, Gänsehaut zu erzeugen und man
deshalb so mischt, liegt zwar nahe, ist allerdings auch schwer zu
glauben. Denn beim Konzert gab es dann doch ein paar Momente die
das eventuell wiederlegen könnten und einem wohligen Schauer über
den Rücken laufen ließen.
Genauso störend war übrigens die ständige Korrektur der
Sonnenbrille durch den Sänger. Absolut verständlich, dass sich
Vampire im abgedunkelten Hirsch, vor den Handyblitzlichtgewitter
und den leuchtenden Augen des Publikums schützen müssen, um nicht
sofort zu Staub zu zerfallen. dann sollte es aber auch ein Modell
sein, das wenigstens vernünftig sitzt und nicht gefühlte
123.000 Nachkorrekturen bedarf. Eine Macke, die je länger das
Konzert lief, immer mehr nervte. Bis, ja bis zu dem Moment, wo
Jyrki 69 todesmutig das Teil ablegte und dem Publikum einen Blick
in seine Augen erlaubte, ohne trotz des einsetzenden
Handyblitzlichtgewitters sofort zu Staub zu zerfallen. Welch ein
Glück für die Menschheit, es wäre auch wirklich ein Jammer müsste
man auf so Gigantennummern im Stile von Gothic Girl, Never Say Die,
Jerusalem, Brandon Lee oder Lost Boys für immer verzichten. Die gab
es Live alle zu Gehör, gerade Jerusalem, das Highlight der neuen
Scheibe Universal Monster zeigte nur allzu gut, dass man bei den
The 69 Eyes immer mit Songs dieses Kalibers rechnen kann. Man
darf also auch in Zukunft noch einiges von den Dunkelfinnen
erwarten. Sie haben halt einfach ein Händchen für wunderbare
Refrains und schaffen es noch dazu, dass sie wirklich extrem
abwechslungsreich klingen. Da gleicht kaum ein Song den anderen,
das muss man in der Art erst mal so hinbekommen. Das fand sicher
auch das Publikum, dass die Band von Song eins „Framed in Blood“
bis zur Zugabe mit den Songs „Wasting the Dawn“, „Dance D`Amour“
und „Lost Boys“ begeistert feierte und immer wieder lautstark
mitsang. So konnte Jyrki 69 problemlos den Mikroständer ins
Publikum halten, mangelnde Publikumsunterstützung gab es definitiv
nicht.
Und Textprobleme hatte er auch keine, er drohte auch nicht halb-
oder sturzbetrunken von der Bühne zu fallen, oder ständig den Pegel
nachjustieren zu müssen. Ganz im Gegenteil, wäre der Sound deutlich
besser gewesen hätte The 69 Eyes ein beeindruckendes Lebenszeichen
abgeliefert. Aber auch so bleibt festzustellen, mit den Finnen ist
noch immer zu rechnen, einzig ein neuer Mischer täte Not.
Bevor THE 69 Eyes loslegten durfte sich dem Publikum Nim Vind zu
Gemüte führen, eine Kanadische Horrorpunkt-Deathrock-Glamrock-Band,
mit ihrer nach eigenem Bekunden, Musik für Außenseiter.
Irgendwo von allem etwas also und durchaus kurzweilig und extrem
sympathisch präsentierte man sich damit im Hirsch. Und mit einem
sehr hörenswertem Bay City Rollers Cover und einem dem kürzlich
verstorbenen Kanadier Leonard Cohen gewidmetem Song, der so gar
nichts mit dem ruhigen, andächtigen Sound des kanadischen Idols zu
tun hatte, sammelte man trotzdem zusätzliche Pluspunkte. Nicht der
schlechteste Support den The 69 Eyes da mitgebracht haben, absolut
wert an diesem Abend entdeckt zu werden.