Sie trugen
weiße wallende Gewänder und irrten planlos herum. Auch wenn es vielleicht nach
Betrachtung des Fotos so wirkt, für das Knorkator Konzert in Markneukirchen
trifft es definitiv nicht zu. „Deutschlands meiste Band“, also sprich die
Herren Stumpen, Alf Ator, Buzz Dee, Rajko und Trommler Nick haben sehr wohl
einen Plan. Einen ziemlich ausgeklügelten sogar. Mit dem hohen Ziel, das
Publikum bestens zu unterhalten. Man sieht dies schon lange vor Konzertbeginn.
Durch die Einstimmung der Gäste auf dem Abend mit Hilfe eines Videos des
im Auto fahrenden singenden Stumpen. Mit einer zum Teil skurrilen
Songauswahl aus dem Knorkator- Musikfundus unterlegt. So klingt manches
ziemlich schräg, z.B. die Version von „Just a Gigolo“ und „When the Saints“ und
passt wunderschön zur ebenso skurrilen Knorkator-Mugge danach.
Leider ließen
sich nur die Wenigsten bewusst auf das mediale Grimassen-Leinwandgesinge ein,
manch einer hat das wohl nicht einmal mitbekommen. Das Video endet logischerweise
mit dem Ende der musikalischen Autofahrt zu einer Location und der Begrüßung
der Mitmusiker des an Krücken laufenden, wie ein alter Mann wirkenden, Stumpen.
Um anschließend nahtlos live und wahrhaftig in der Markneukirchner Concerthall
vor dem Publikum 2 Stunden eine Knorkator-Party vom feinsten abzuliefern.
Hierbei
erwies sich die Halle als geradezu perfekte Location für die Berliner Band.
Licht klasse, Sound hervorragend, das Publikum mit guter Sicht aufs Geschehen
besser geht es kaum. Es wird allerdings sogar tatsächlich noch besser in Markneukirchen,
denn nach dem Konzert wird einiges umgebaut. Das Ergebnis wird wohl
eine der modernsten und schönsten Konzerthallen Deutschlands sein.
Leider hat
sich das selbst in der Gegend noch nicht so wirklich herumgesprochen, denn
entgegen den vielen anderen Konzertlocations, die Knorkator zuletzt bespielt
hatte, waren in Markneukirchen noch Karten zu haben, während anderswo schon
Wochen zuvor alles ausverkauft war. Wer sich die Show hat entgehen lassen, der darf
sich gepflegt in den Hintern beißen, hat er doch ein echtes Live-Spektakel
einer bestens gelaunten Band verpasst. 2002 hat die Bildzeitung nach dem
Eurovision Song Contest Vorentscheid geschrieben „Wer ließ diese Irren ins
Fernsehen“, irre sind sie ja immer noch, da hat sich relativ wenig geändert.
Musikalisch und showtechnisch hat sich die Band nach ihrer selbstgewählten
längeren Bandpause definitiv noch einmal deutlich weiterentwickelt. Knorkator
sind ein echtes Live-Spektakel und es ist kein Wunder, dass man den Berlinern
egal wo, normalerweise die Bude einrennt. Wer mit einer Stimme des Sängers, die
in ihren Höhen manchmal dem Pumuckl echte Konkurrenz macht, ein Problem hat,
der wird wenig Freude an Knorkator haben. Man muss das mögen, wenn man
das jedoch tut, dann wird man als Konzertbesucher reichlichst belohnt. Auch mit
einem strippenden Sänger, der sich bis zum Schluss so ziemlich alles entledigt,
was zu entledigen möglich war. Dies führte übrigens zwangsläufig zur
Erkenntnis, man muss es halt tragen können, auch das goldene etwas, dass es als
Zugabe für die Zugabe zu bewundern galt.
Los ging der
Abend übrigens mit dem Berliner Krümelmonster und dem Songtitel „Alter
Mann“. Zum Glück, wie sich gleich danach herausstellte, als Stumpen zum ersten
Strip ansetzte, ist davon trotz seiner Knieorthese nicht mehr viel von „Alten
Mann“ zu sehen. Anders als im Vorspann-Video bewegte sich der Sänger mit der
Hummel im Po schon fast wieder wie der Alte-Junge! Nix alter Mann also, aber
definitiv „Ich bin der Boss“ gegenüber dem Publikum. Da hätte es den Song gar
nicht bedurft, auch so wurde schnell klar wer die Zügel an diesem Abend in der
Hand hält. So waren aber auch die Diskussionen mit dem Publikum und die
liebevollen Beleidigungen desselben Spaß pur. Denn je spontaner die Band agiert,
desto unterhaltsamer und spaßiger wird ein Knorkator-Abend.
Und der war
mit Songs wie „Highway to Hell“, „Sie kommen“, „Böse“ und „Zähne putzen,
Pullern und ab ins Bett“ um nur mal 4 Songs aus der 26 Songs umfassenden
Setlist zu nennen musikalisch bestens zusammengestellt. 5 Songs als Zugabe mit
dem Abschlusstitel „Wir werden alle sterben“ als Dank ans Publikum verdienen
ebenfalls Lob. Stimmt, sterben werden wir irgendwann alle, man sollte zuvor
aber die Gelegenheit nutzen sich die Berliner live zu gönnen. Die Sachsen
können das Ende März übrigens nochmals in Dresden, selbst nach der Show in Markneukirchen
reizt die Vorstellung so ungemein, sich das in Dresden nochmals anzutun.
Wissend, dass jeder Knorkator-Abend trotz einer bestens ausgewählten wohl gleichen
Setlist Dank der Interaktion mit dem Publikum sowie dem Charme und Witz der
Bandmitglieder trotzdem nicht gleich abläuft. Und so zurückhaltend wie das
Publikum in Markneukirchen ist der „gemeine“ Knorkator-Fan mitnichten.
Nicht
vergessen sollte man bei der Gelegenheit auch einen Blick auf das Merchandise
der Band zu werfen. Da überraschen die Kreativberliner mit dem einen oder
anderen sehens- und kaufenswerten Teil, typisch Knorkator halt.
Die Bilder des Abends
Nightliner-Romantik
Blick aufs Merchandise