Es ist
nachvollziehbar, wenn man das aufgrund zu wenig Action Gebotene, von Subway to
Sally bei ihrer Neon-Ekustik-Tour, nicht so toll findet und sich nach den
harten Subway to Sally Vorstellungen (wie zum Beispiel der großartigen
Mitgift-Tour) zurücksehnt.
Da brennt nichts, da kracht nichts, da sitzen die Musiker einfach nur auf den
Stühlen und musizieren. Wenn sich Eric Fish nicht zur Abwechslung einen
ganz jungen Fan auf die Bühne holt oder mal kurz an den Bühnenrand begibt. Da
gibt es auch keine fetten E-Gitarrenriffs und richtig harten Töne, wie man es von
Subway sonst gewöhnt ist.
Man kann auch nachvollziehen, wenn man den elektronischen Dub Klängen, den
Soundeffekten, Echoverzögerungen, Tonreduzierungen, Verzerrungen etc. wenig
abgewinnen kann. Und das katzenjaulende Theremin als schrecklichstes aller
Musikinstrumente ansieht, sich stattdessen freuen würde, Lew Termen hätte
lieber den Thermomix als dieses Termenvox, wie es auch heißt, erfunden. Reicher
wäre er damit sicher geworden, auf der Bühne wäre im Gegensatz zum Theremin ein
Thermomix eher deplatziert gewesen. Denn gerade mit dem Bühnenaufbau hat sich
die Band wieder reichlich Mühe gegeben. Wie eigentlich bei vielen ihrer Shows,
man denke nur an den großartigen Gefängniskäfig zurück, ist auch der
Neon-Bühnenaufbau mit seiner Steampunk-Optik ein absoluter Hingucker mit vielen
kleiner und lieblichen Details, die nicht sofort ins Auge stechen.
Man kann der Band auch vorwerfen den Stücken die Elektronik im Nachhinein nur
aufgesetzt und nichts Neues Eigenständiges geschaffen zu haben. Wenn man also
etwas zum Nörgeln finden will, dann wird man auch etwas finden. Und wer Subway
to Sally einfach nur aufgrund ihrer harten Töne liebt, der wird definitiv mit
Neon nicht ganz glücklich sein.
Das ist aber eine wirklich kleine Minderheit. Eindrucksvoll konnte man das in
Gera zum Abschluss des zweiten Teils der Neon-Tour feststellen. Kein Wunder,
dass Eric Fish beim Konzert wohlwollend feststellte, dass man mit Gera als
Location die richtige Wahl getroffen hat, so begeistert wurde die Band vom
Publikum gefeiert. Es kam wirklich eine wehmütige Stimmung nicht nur in der Band
auf, da Gera den glorreichen Schlusspunkt des außergewöhnlichen Projekts
darstellte.
Musikalisch war auch der zweite Teil vom allerfeinsten. Geige, Drehleier,
Dudelsack, Laute, akustische Gitarre, Schlagzeug um nur einige der Instrumente
zu nennen erzeugen ein höchst gelungenes Klangbild das von Cop Dickie veredelt
wird. Johannes Schlump, nicht Schlumpf, wie er mit richtigen Namen heißt, ist
der heimliche Star der Tour. Optisch der Hingucker schlechthin schwitzt sich
der arme Maskenmensch auf der Bühne ja fast zu Tote.
Die Setlist, verändert zum ersten Teil, war wieder vom feinsten.
Songs wie „Wenn
Engel hassen“, „Rose im Wasser“,
„Verloren“, „Böses Erwachen“,
„Mitgift“ und „Schwarze
Seite" als beeindruckender Beginn über „Eisblumen“,
„Henkersbraut“, „Traum
vom Tod“, „Maria“ und „Kleid aus Rosen" bis zum
Abschluss mit „Sag dem
Teufel“, „Ohne Liebe“ und den obligatorischen
„Räubern“ um nur mal einen Teil
zu nennen waren liebevoll arrangierte Meisterwerke. Die Stimme von Eric
Fish
war noch präsenter als von Rockshows gewohnt, die bestens
harmonierende Band
mit Ally the Fiddle erstmals an der Nyckelharpa wieder einfach nur
großartig.
25 Jahre Subway to Sally, mit Neon hat sich die Band neu erfunden und gezeigt,
egal wie lange man zusammen musiziert, das Beste ist immer noch möglich. Mit
Neon hat man das bisher Beste live auf die Bühne gebracht, so intensiv und
grandios wie es kaum zu toppen geht.
Mit Ekustik hat man einen mutigen Weg gewählt, ein neues Musikgenre geschaffen
und um die Symbolik des rührigen Fanclubs zu bemühen, die dem Publikum
Faschingshütchen zum Abschluss aufsetzten, man würde sich echt eine Narrenkappe
aufsetzen, wenn man Ekustik nun zu Grabe trägt. Zu genial war die musikalische
Umsetzung, zu gut bieten sich Subway to Sally Songs dafür an, zu viele
Möglichkeiten bietet die Zusammenarbeit mit Cop Dickie, als das alles für immer
zu beerdigen.
Lassen wir uns alle überraschen, was Subway to Sally in Zukunft noch so alles
einfällt, ich bin mir sicher die nächste Überraschung lässt nicht allzu lange
auf sich warten.
Die Bildergalerien des Abends