Senore Matze Rossi
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LiLive in Hof , Linde am 14.04.2012
ich kann mich nicht erinnern, dass ich einmal in der
Verlegenheit war, mich in Hof zwischen 2
Konzerten entscheiden zu müssen. Die
Entscheidung fiel zugunsten der zweiten
Konzertveranstaltung im Rahmen der
kleinen "Gegen den Strom" Reihe des IN.DIE.musik e.V in der
Linde in Hof und gegen das Konzert im Kunstkaufhaus. Nach dem
sensationellen Konzert mit Marie
Marie hat man mit Senore Matze Rossi aus
Schweinfurt einen Künstler verpflichtet der ebenfalls ein
tolles Konzert
erwarten lies. Und gleich vorweg , er wurde all meinen Erwartungen gerecht. Das
kann
man von der Linde allerdings weniger behaupten. Der Nebenraum mit kleiner
Bühne und Bar ist für
solche Konzerte zwar durchaus geeignet., allerdings fehlt
jegliche Lichttechnik. Das Bühnenlicht
bestand aus einer alten Stehlampe und
einer weiteren kleineren, es hätte also fast eines
Nachtsichtgerätes bedarft, um
ordentliche Fotos zu schießen. Deshalb ist die Qualität auch nicht
gerade toll,
sorry dafür aber es ist eh erstaunlich, dass bei der "Dunkelkammer" überhaupt
etwas
rausgekommen ist. Das ist vor allem auch deshalb schade, weil sowohl
Seniore Matze Rossi, wie
auch der erste Künstler Klaus Blinzler nicht mit Mimik
geizten. Das war aber auch schon der einzige
Schwachpunkt eines ansonsten sehr
gelungenen Konzertabends zweier Songpoeten , die es wert
sind, dass man ihnen
ihre Aufmerksamkeit schenkt.
So wie diese junge Dame.
Los ging es mit Klaus Blinzler, einen
liebesgeschädigten Nürnberger Songschreiber, der seine ganz
eigene Art hat,
seine gescheiterte Beziehung(en) zu verarbeiten.
Er macht einfach Songs daraus und
präsentiert sie mit Gitarre dem Publikum landauf, landab.Natürlich ist das
Konzert aber nicht nur ein
Konzert über die Exen vom Blinzler, es geht auch um
Freundschaften, Liebe und allgemein das
Leben. Mal lustig, mal nachdenklich mal etwas
daneben wie der Text von der toten Katze , aber
immer recht unterhaltsam und vor
allem voller Leidenschaft. Seine Texte sind zwar lange nicht so
lustig, skuril
und durchgeknallt wie die, eines Funny van Dannen , nicht so poppig und
hitverdächtig
wie manch anderer Songwriter und auch nicht so intellektuell um im
Feuilleton der Süddeutschen
eine Würdigung zu bekommen, trotzdem haben sie
fraglos ihren Reiz und es ist eh ziemlich
herausfordernd, nur mit Gitarre
deutsche Texte, die auch noch jeder versteht, zu präsentieren. Denn
im Gegensatz
zu englischen Songs hört man hier viel bewußter auf den Text , der Sänger nimmt
also
viel schneller das Risiko in Kauf als "Dummschwätzer" oder vielleicht
besser gesagt als
"Dummsänger" abgestempelt zu werden. Dieses Problem hat
Blinzler bei seinen Songs geschickt
umschifft, sein Auftritt mit Songs aus dem
Album "Alles was Du brauchst" ist wirklich kurzweilig und
die lauten Zugaberufe
hat sich der Nürnberger mit viel Hingabe auch verdient. Schade nur, dass der
Lärmpegel, sowohl bei ihm, wie auch dann bei Seniore Matze Rossi etwas hoch war.
Das ist aber
den Künstlern am wenigsten anzulasten. Wie bei vielen Konzerten die
eigentlich Konzentration und
ein aufmerksames Zuhören erfordern, schaffen es
viele Konzertbesucher einfach nicht mal für 2 Std
den Mund zu halten.
Nun aber zum Unterfranken
Seniore Matze Rossi der mit bürgerlichen Namen Matthias
Nürnberger
heißt und früher bei einer Punk-Rock-Band
namens Tagtraum Musik gemacht hat. Daneben hat er
schon recht früh
Songs geschrieben, die er mehr oder weniger in Eigenregie erst für
die Familie und
Freunde und dann für ein immer größeres
Publikum vertrieben hat. Seine dritte CD "Und wie geht es
deinen
Dämonen?" war meine erste musikalische Begegnung mit Senore Matze
Rossi. Mit
E-Gitarre, Bass, Schlagzeug , Klavier und vor allem
zusätzlicher Sängerin , sowie diversen anderen
musikalischen
Hilfsmitteln wie Schreibmaschine, Kehrbesen, Topfdeckel und
Heizkörper wirken die
Stücke doch etwas anders wie allein nur
mit Gitarre und Mundharmonika präsentiert. Und doch
machen sie
auch reduziert richtig viel Spaß. Auch weil es Seniore Matze
Rossi mit viel
Temperament und Lust versteht die Songs dem nur
zögernd nach vorne kommenden Publikum zu
präsentieren. Da
bedarf es schon mehrerer Aufforderungen bis sich der Bereich vor der
Bühne mehr
füllte und Konzertstimmung aufkam. Entmutigen lies
sich der Schweinfurter davon nicht, genauso
wenig von dem oft
störenden Gequatsche. Mit viel Herzblut und Leidenschaft
werden die Songs nur
mit Hilfe seiner Gitarre präsentiert,
die One Man Show "Senore Matze Rossi", die auch noch das
Merchandise an diesem Abend übernimmt, also auch um den Verkauf
der CDs kümmert, zuvor hat
er seine Songs selbst geschrieben, das
Booking übernommen. Er hat alles selbst in der Hand.
Und geht
bis heute unbeirrt seinen Weg, ohne sich für den Erfolg zu
verbiegen. Und auch wenn er
nicht so ein Kritikerliebling wie Gisbert
zu Knyphausen ist, nicht so erfolgreich dabei, "schnell mal
die Welt
zu retten, wie Tim Bendzko und nicht so witzig wie ein Olli Schulz ist,
so ist er doch eine
Bereicherung für die Deutsche
(Indie-) Musikszene und bleibt dies hofffentlich auch noch sehr lange.
Und wie es in einem seiner Lieder so schön heißt
Und die Frage ist jetzt nur noch wann.
Und die Frage ist jetzt nur noch
wann.
Ja, wann kommt er aus seinem
Versteck
und
wird von noch mehr Menschen entdeckt, wird auch mal im Radio gespielt
verdient hat er es alle
Male. Den Leuten in Hof hat das Konzert auf
alle Fälle sichtlich Spaß gemacht und so wurden auch
kräftig mehrere Zugaben gefordert. Die wurden auch gerne
erfüllt, auch wenn er schon mal längerem
Überlegem
bedarf, was man denn nun spielen könnte. Denn im Gegensatz zu
vielen Konzerten
anderer Sänger mit genauen Ablaufplan , gibt es bei ihm zumindest in Hof keine Setlist.
Da wird gerade
gespielt was Senore Matze so in den Sinn kommt
und wenn ihm der
Text auch mal nicht einfällt ist das auch kein Beinbruch. Dann
gibts halt nen
anderen Song zu Gehör.
Auch das zweite Gegen den Strom Konzert war ein echtes Highlight, und
eins hatten Marie
Marie und Senore Matze Rossi gemeinsam , es gab keine
(neue) CD zum erwerben. Schade und
zum Abschluss meines kleinen
Berichtes ein ganz ganz dicker Dank an die Verantwortlichen
des
IN.DIE.musik e.V für das zweite tolle Konzert dieses Jahres in Hof.
Der gute Besuch trotz hochinteressantem Konkurenzkonzert ist verdiente
Anerkennung für viel Mut und Engagement.
Weiter so!
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