Ein erster
Blick auf die Bühne ließ Großes erahnen, so war die Erwartungshaltung im
ausverkauften Hirsch vor dem Mono Inc. Konzert auch entsprechend groß. Doch bis
zum Auftritt der Goth Rocker musste man sich etwas gedulden, mit Palast
hatte man eine befreundete Band als Support dabei. Die erste große Überraschung
des Abends. Die auffallend großen Lichtschirme hatte Palast mitgebracht,
die weder Kosten noch Mühen gescheut hatten, um den Publikum auch visuell eine
beeindruckende Show zu bieten. Mit einem Aufwand wie man es ganz selten von
einer Supportband erleben kann.
Die Berliner haben in diesen Tagen ihre Debüt-CD herausgebracht und genauso wie
auf der CD war an diesem Tag „Shut the Door" der Auftaktsong. Hört man
sich die ersten Klänge an, so kommt einen unweigerlich der Name Falco in
den Sinn, doch spätestens als der Text des Songs richtig losgeht ist davon
nichts mehr zu merken und es kommen einen Bandnamen wie A-HA oder Hurts in den
Sinn, ohne dass die Musik wirklich vergleichbar ist. Die Mischung zwischen 80er
Jahre Retropop mit modernen Synthipoprock hat viel Eigenständigkeit. Der
topgestylte Sänger der Band Sascha Pace, der daneben auch noch als Modefotograf
tätig ist, Tommy Apus und Marc Engel haben sich auch visuell so einiges
überlegt und mit Palast ein top gestyltes, auch visuell anspruchsvolles
Musikprojekt am Start. Da passt alles perfekt zusammen, Bühnenaufbau, Licht,
die Instrumente, die Optik der Musiker, alles sehr stylish genauso wie die
Musik ohne dass man Angst haben muss, das alles könnte zu kühl und steril
rüberkommen. Auch wenn man musikalisch auf den ersten Blick von Mono Inc. scheinbar
ziemlich weit entfernt zu sein scheint, ist dies bei näherer
Betrachtung eher nicht so. Denn auch Mono Inc. verstehen es, ihre
Auftritte extrem sehenswert und optisch höchst ansprechend zu gestaltet, das
konnte man später sehr wohlwollend einmal mehr feststellen. Mit dem „Across
the Waves“ Cover hat Palast auch einen Mono Inc. Song zu bieten.
Synthpop, der ja von Haus aus schon etwas Retro ist, lebt also und wird von
den 3 Herren auf ein modernes Level gehievt. So Retro wie das auf den ersten
Blick auch scheinen mag, textlich setzen sich die Lieder mit der heutigen Zeit
auseinander und so hat es Palast geschafft den Synthpop problemlos in die
heutige Zeit hinüberzuretten und ein modernes zeitgemäßes Erscheinungsbild zu
verpassen. Ein höchst vielversprechender Auftritt, der Dank der 2 E-Drums auch
noch einen gehörigen Wumms zu bieten hatte und Lust auf mehr macht. Musik, Konzept
und Show passen perfekt, man kann davon ausgehen von den Berlinern dürfte noch
einiges zu erwarten sein.
Schade, dass der Hirsch für einen längeren Steg ins Publikum einfach zu klein
ist, aber auch so war es eine witzige Idee die Hirschbühne einmal anders zu
gestalten. Leuchtende Bullaugen wabernde Nebelschwaden schummrige Lampen und
eine geheimnisvolle blaue Lichtstimmung inclusive Meeresrauschen stimmten das
Publikum auf die "Together Till the End Tour" von Mono Inc. ein,
Rauschen dass in den ersten Song der dem Album und der Tour dem Namen gab,
überging. Bleibt ja echt zu hoffen, dass der Name kein schlechtes Omen für die
Band ist und man sich nicht an Unheilig ein Beispiel nimmt. Dass da etwas im
Busch sein könnte lässt auch die zweideutige "Wir sehen uns mal
wieder" Aussage während der Show vermuten. Das wäre allerdings
jammerschade, denn die 4 haben sich vom kleinen Act der schwarzen Szene zu
einer ganz großen Nummer weiterentwickelt. Von den einen gehasst, von den
anderen geliebt und das ist bei weitem die Mehrheit, wovon auch 4 Alben in den
Top Ten ein eindrucksvoller Beleg dafür sind. War das letzte Album Terlingua
auch optisch Dank der riesigen Cowboy-Hüte eher an Country angelehnt incl.
deutscher Songtexte, so gibt es Mono Inc. auf der neuen Scheibe wieder ganz in
Englisch und wie auch Bühnenbild und Outfit der Musiker deutlich zeigen, mit
maritimen Flair.
Warum die Band beim Publikum so extrem erfolgreich ist, kann jeder Besucher an
diesem Abend mit eigenen Augen erleben. Was hat dieser Martin Engler nur für ein
Händchen großartige Melodien und beeindruckende Orchestrierungen in Serie
entstehen zu lassen. Melodien die sofort ins Ohr gehen und da nicht so schnell
wieder raus wollen. Natürlich auch an diesem Abend zu hören.
Mal fett
bombastisch, dann wieder extrem reduziert, ja fast intim schafft er es das
Publikum von der ersten bis zur letzten Minute zu fesseln. Mit einer Setlist
die vom ersten bis zum letzten Song völlig begeistert, mit vielen Krachern von
neuem Album wie das wunderschöne gänsehauterzeugende „Boatman“, dem treibenden „Children
of the Dark“ Tanzflächenkracher oder die Mega Trommelnummer „Across the Waves“
vom neuen Album, bei dem man sich fragt welche kuttentragende Galeerensklaven
haben die Hamburger denn da mitgebracht? Nicht fehlen dürfen natürlich
auch klassische Mono Inc. – Gothic - Kracherhymnen wie „Gothic Queen“ und „After
the War“. Einen Song, den Martin Engler als Friedensappell nützt, und der einen,
wenn man an die angespannte Lage in Korea denkt, den Hals zuschnürt.
Den Ausflug in den Heile Heile Segen Gothic-Kindergarten hat man diesmal
weggelassen, dafür hat man dem Publikum eine weitere Überraschung in
Person eines singenden Kochs mitgebracht. Die von ihm dazu erzählte Geschichte,
wie es dazu kam, dass das Fanclub-Mitglied auf der Bühne steht macht neugierig,
bis der Gast, der sich inzwischen Major Voice nennt die Stimme zum Song „Potters
Field“ erklingen lässt. Ein Moment fürs Publikum, vergleichbar dem „Susan Boyl
Effect“ von Britains Got Talent. Nach dieser Gänsehautnummer, ganz allein nur
mit Klavierbegleitung auf der Bühne, wurde er bei Song Nummer zwei „Wonderful
Life“ von Martin Engler und Band begleitet.
Wer gedacht hat, dass es nach dem magischen Moment schwer wird, das Publikum
wieder einzufangen und zu begeistern, musste erstaunt feststellen, dass dies
mit einer Nummer wie „Symphony of Pain“ fast in Lichtgeschwindigkeit geschieht,
ein Selbstläufer für die Band schlechthin, die vom lautstarken Publikumschor
unterstützt wird.
Am Ende hatte man weder das Gefühl, dass die Band an diesem Abend wirklich zu
spielen aufhören wollte, noch das Publikum genug von Mono Inc. bekommen würde,
aber auch der schönste Auftritt muss leider irgendwann einmal zu Ende
gehen.
Leider, denn es machte mächtig Spaß Mono Inc. an diesem Abend live zu sehen. Da
fiel nicht einmal ins Gewicht, dass im Hirsch auf Pyroeffekte verzichtet werden
musste. Bei der diesjährigen Eisheiligen Nacht ist das dann vielleicht anders,
da sind Mono Inc. auch mit dabei und man darf sich nach der starken Vorstellung
im Hirsch sehr darauf freuen.
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