Nürnberg, Hirsch , 11.05.2017
Ein Welle
Erdball Konzert ist aufgrund der Besucher schon sehenswert. Auch in Nürnberg
erweisen sich die als besonders stilsicher, von der Band ganz zu schweigen,
gerade die Frauen glänzten mal wieder besonders mit ihren Outfits. Bevor es
aber mit Welle Erdball losging, durfte man sich das Zweitprojekt von Agonoize
Fronter Chris zu Gemüte führen, The Sexorcist. Eine elektronische Dröhnung für den gut
gefüllten Hirsch mit allem was die moderne Technik so hergibt. Und die
einige Besucher zum Tanzen motivierte. Zusammen mit Partner Gunnar Kreuz ließ
man den Bass wummern und ging ziemlich rau und direkt zur Sache, auch in den
Songtexten, die bisweilen provokant aber sicher auch nicht immer ganz so ernst
gemeint sind. Ob man da, wie es die Band gerne tut, von Erotic Body Music
sprechen kann liegt im Auge jeden einzelnen Besuchers, bei Welle Erdball und
den hübschen Mädels kamen aus meiner Sicht jedenfalls deutlich erotischere
Gefühle auf. Vom „Arschlochsong“ bis zum Thema Vegan ist die Bandbreite
der 45 Minuten beträchtlich, besonders auffallend im Programm sind 2
Coverversionen,
„Relax“ von
Frankie goes to Hollywood fetzt auch als raue EBM-Nummer, der Geniestreich der
Band ist aber sicher das „Skandal im Sperrbezirk“- Cover, das man taktisch klug
auch noch ganz am Ende der 45 Minuten platziert hatte. Da das Stück gerade auch
in dieser rauen minimalistischen Version mit der Stimmfarbe des Sängers absolut
seinen Reiz hat, steht außer Frage.
So bleibt
die Band deutlich leichter in positiver Erinnerung, clever!
Nach einem überraschend
schnellen Umbau steht dann Welle Erdball auf der Bühne, Die haben aufgrund der
beengten Bühnenmöglichkeiten im Hirsch auf die 2 mitgebrachten Vespas
verzichten müssen, mit denen man gerne auf die Bühne gefahren wäre. Das hätte
ein Bild gegeben, die Vespa startet und schon landet Honey im Fotograben. Auch
so wirkte die Show aufgrund der Enge natürlich nicht ganz so, wie auf einer
größeren Bühne. Das ist aber leicht zu verschmerzen, die Clubatmosphäre des
Hirschs hat dafür andere Vorteile.
Während die
2 Damen sich hinter den Lichtwänden versteckten, startete die Live-Sendung der
Band mit dem Titelsong der neuen Maxi „Gaudeamus Igitur“, selbstverständlich
von Band, denn Welle Erdball kann ja viel, aber live zu viert einen Stadionchor
ersetzen, das schaffen selbst die kreativsten Minimalelektroniker nicht. Und
kreativ sind sie ohne Zweifel so minimalistisch wie mancher Song auf den ersten
Blick auch wirken mag.
Gerade die
Nummer „Gaudeamus Igitur“ ist alles andere als minimal, sondern ein pompöses
Glanzstück der Banddiscographie. Danach ging die Sendung passend mit dem Titel
„Funkbereit“ um gleich danach ganz im Sinne des Mottos der Tour mit der „Vespa
50N Special“ der Politik und der Welt davonzubrausen. Leider ohne die Vespas,
so blieben die guten alten Hula-Hoops die einzigen Showutensilien. Trotzdem ist
auch ohne Vespas die Nummer ganz großes Welle Erdball Kino, auch in textlicher
Hinsicht. „Nur mit mir allein“ stammt ebenfalls von der neuen Maxi und nach
„Nerdfaktor 42“, der beim Amphi entstandenen Fan-Nummer „Stirb mir nicht weg“
und „Türspion“ folgte mit dem Song „Die letzte Chance zu leben“ ein weiteres
Glanzstück der neuen Scheibe. Extrem lieblich kommt „L`Inconnue de la Seine“
daher, wobei hier das Motto auf der Bühne galt, Wasser marsch. Auch die
Totenmaske hatte nun ihren Auftritt und es ist wirklich eine spannende
Geschichte die Honey zu dem Song der unbekannten Schönen aus der Seine da
vertont hat. Danach gab es gleich den nächsten Knaller von Gaudeamus Igitur
nämlich die Kapitän Nemo Geschichte „20000 Meilen unter dem Meer“. Nachdem man
das Radio, das Ohr der Welt gehuldigt hat und dem Cover „Fan Fan fanatisch“ war
der erste Teil der Sendung abgeschlossen. Auf den in den Medien üblichen
Werbeblock wurde großzügig verzichtet zu Gunsten einer blitzschnellen
Umziehaktion der beiden Damen. Die wurden mit ihren Fluguniformen und danach
mit den Schwarz-weißen Minikleidchen zum absoluten Hingucker.
Im zweiten
Teil der Sendung kamen dann all jene auf ihre Kosten, die den Zugang zu
Gaudeamus Igitur noch nicht gefunden haben, auch wenn das aus meiner Sicht das Beste
ist, was Welle Erdball je veröffentlicht hat. Denn dann gab es wie man es von
Welle Erdball kennt mehr oder weniger geplant alte Nummern zu Hauf, wobei die
Band mal wieder ihre Flexibilität unter Beweis stellte und selbst den
Hörerwunsch eines Meet und Greet Teilnehmers problemlos live umsetzte. Apropos
Meet und Greet, auch da unterscheidet sich die Band völlig von vielen anderen
Bands. Denn die glücklichen Gewinner waren überall dabei, egal ob beim
RCN-Interview 3 Stunden vor Konzertbeginn oder bis kurz vorm Auftritt
Backstage. Einzig beim Umziehen war die extrem fanfreudliche Truppe
verständlicher Weise unter sich.
Super 8
Kamera, Papierflieger, die großen Luftballone, das bekannte Fass, es gab
ständig Action und die Videoprojektion dazu ließen die Zeit wie im Fluge
vergehen. Auch musikalisch machte die Sendung mit Songs wie „23“, „Die Liebe
der 3 Art“, „Schweben, fliegen fallen“, „Arbeit Adelt“, „Alles Lüge“ sowie
natürlich der „VW Käfer“ Huldigung und dem Song „Feuerwerk“ (mit
seinen schönen und einem ganz schlimmen Lichtblitz im Hintergrund) extrem
Freude.
Auch wenn
man manches als Welle Erdball Fan schon kennt hatte der Abend doch 2
Besonderheiten zu bieten. Die eine, einem traurigen Anlass geschuldet, war der
A.L.F Ersatz Andy Berberich am Keyboard, der zweite Besetzungswechsel definitiv
Auslöser ein freudiges Ereignis. Auch wenn sich Honey hier wirklich total
in seiner Wortwahl vergriff, so arg, dass ich das Zitat zum Babyglück der Sängerin
wahrlich nicht wiederholen möchte. Trauriger Weise bleibt aber genauso ein
Spruch aufgrund der Direktheit weit besser im Gedächtnis haften. Passt aber
eigentlich gar nicht zur Band, die textlich ja eher subtil und hintersinnig
unterwegs ist. Kurzum ein Missgriff der besonderen Art, das einzige zurecht zu
kritisierende eines ansonsten sehr gelungenen Abends.
Apropos
Damen, hier gab es ja immer wieder Veränderungen, aufgrund des Babys von Frl.
Venus hatte Welle Erdball mit Emma Peel nicht nur optisch auch stimmlich einen
tollen Ersatz gefunden. Wobei man ihr mit dem Wort Ersatz eigentlich Unrecht
tut. Beide Damen kommen stimmlich nicht ganz so lieblich daher wie früher, was
dem Welle Erdball Sound zusätzlich guttut und Emma Peel passt einfach richtig toll
in das Welle Erdball Bandgefüge, so dass man sie gerne für immer als
Moderatorin sehen würde.
Ein toller
Konzertabend der mit extrem langer Spielzeit der Band von über 2 Stunden dem
Konzertbesucher für einen günstigen Eintrittspreis ein Maximum an Unterhaltung
geboten hatte, das beste Welle Erdball Konzert der bisherigen, wie 2 Fans aus
dem Stuttgarter Raum danach freudestrahlend feststellten. Für die hat sich die
2 ½ stündliche Anreise genauso wie für alle anderen gelohnt, die dabei waren.
Abschließend
noch ein ganz ganz großes Sonderlob an die Band für den Einsatz zum Wohle der
Tiere. Die haben leider weder Stimme noch Lobby, umso schöner ist es, wenn es
Menschen gibt, die deren Leid eine Stimme geben. Toll!
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