Crana
Historica
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Sonntag und Montag
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Crana Historica, Kronach 26-28.05.2012
Nach
dem rauschenden Musikfest am Samstag ging das Festival Crana Historica
am Sonntag und Montag genauso spektakulär und beeindruckend
weiter. An allen Ecken und in jedem Winkel der Burg gab es etwas zu
sehen. Ritter in ihren aufpolierten Rüstungen, bildhübsche
Frauen in wunderschönen mittelalterlichen Gewändern,
Handwerker aller Art die mit zum Teil selbstgebauten mittelalterlichen
Werkzeugen Waren herstellten und zum Kauf anboten, Waschweiber,
Bauersfolk, Gaukler und Musiker die das Publikum unterhielten und zum
Lachen brachten, stolze Musketiere und Vertreter der Kirche um nur
einige zu nennen. Es war eine Menge geboten an diesem Wochenende.
Drachenmond, Hettorony Hangaszok, Vogelfrei und der Sänger der
Band Ingrimm mit Freundin sorgten für die musikalische
Unterhaltung. Für kleine und große Kinder gab es
Märchen mit Vogelfrei und das Stabpuppentheater Papplstöck,
es gab orientalische Tänze mit Varisha und Barocktänze mit
Les Amis de la Danse zu sehen, die Baieruther Katzbalgerey führte
eine Medicusshow auf, Whiskey konnte verkostet werden, es gab einen
Fechtwettbewerb für Gruppen, man konnte sich als Wilhelm Tell
beweisen in einer von nur 2 Armbrustschießanlagen Deutschlands,
man konnte gar nicht überall sein um wirklich jeden Programmpunkt
erleben zu kommen. Soviel war los. Besonders spektakulär, und auch
noch eine Premiere war die Feuershow des Würzburger Greifenpack,
die auch um 22.30 Uhr am Freitag und Samstag noch viele Leute
anlockten. Die Würzburger verstehen es aber nicht nur meisterhaft
mit dem Feuer umzugehen, auch als Schaukampftruppe boten sie den
begeisterten Zuschauern einen kurzweiligen und sehenswerten Auftritt,
wobei der eine oder andere Akteur auch was Mimik und Gestik betrifft
ein Sonderlob verdient. Trainiert wird für diese Schaukämpfe
übrigens nur einmal pro Woche und es gibt eher selten noch mal ein
Sondertraining. Da die Truppe, bestehend aus insgesamt 23 Mitgliedern,
im Sommer beinahe jedes Wochenende bei einem anderen Fest ist, ist auch
nicht jeder immer da bzw. bei den Festen dabei. Das heißt, dass
nicht immer die gleiche Besetzung bei den Kämpfen auftritt,
sondern die Abläufe unter allen Mitgliedern exakt stimmen
müssen. Umso überraschender ist es, dass sich noch niemand
ernsthaft dabei verletzt hat, abgesehen von einigen starken Prellungen
und Schürfwunden. Aber die Jungs und Mädels sind hart im
Nehmen und sie legen wirklich eine gelungene Performance hin. Der
Auftritt ist sehr gut durchdacht und in eine Geschichte eingebunden,
damit das Publikum den Hintergrund des Kampfes nachvollziehen kann. Sie
haben wirklich Talent und so ist es ihnen zu wünschen, dass sie
nicht nur in Deutschland sondern auch im restlichen Europa, sowohl mit
dem Schaukampf als auch mit der spektakulären Feuershow, ihr
Können zeigen dürfen. Mit Italien möchten sie
nächstes Jahr beginnen…
Auch der Sonneberger Ritterbund führte einen Schaukampf vor.
Beides war die Einstimmung auf die Schlachtdarstellung der Ritter am
Sonntag an der so ziemlich alle Lagergruppen beteiligt waren. Ebenso
wie die Schlachtdarstellung im 30- jährigen Krieg, als die
Schweden versuchten die Festung Rosenberg gegen die tapfer verteidigten
Kronacher einzunehmen ein absoluter Besuchermagnet und
äußerst sehenswert.
Die Nürnberger Stadtwache e.V. sind ein weiteres Beispiel für
eine bayerische Reenactment- Gruppe. Der Name führt allerdings
etwas in die Irre, da nicht alle 25 Mitglieder aus Nürnberg
stammen. Die Herkunft erstreckt sich von der Oberpfalz bis nach
München, nur der Sitz des Vereins ist in Nürnberg. Wie beim
Würzburger Greifenpack ist es auch hier sehr schwer ist alle
Teilnehmer zu einer Jahreshauptversammlung zusammen zu trommeln. Die
Gruppe verkörpert die „bösen“ Franzosen aus dem
17. Jahrhundert, die, wie wir wissen, vergeblich versuchen die Festung
Rosenberg einzunehmen. Um alles so real wie möglich zu gestalten,
versuchen sie sowohl ihr Lager, wie auch die Klamotten bis hin zur
mittelalterlichen Brille originalgetreu nachzustellen. Das schwierigste
daran ist, wie wir uns sagen ließen, die Brille. Die
Kurzsichtigen im Mittelalter hatten ein echtes Problem, da es eine
reine Geldfrage war, wer sich eine leisten konnte und wer nicht.
Für die Gefechtsnachstellung wird die Brille dann von modern in
mittelalterlich getauscht, allerdings mit dem Nachteil, dass diese
Brille nicht die richtige Stärke hat…kein Wunder, dass sie
nicht treffen (Anmerkung der Redaktion). Doch es sind nicht nur die
Gefechtsnachstellungen, die diese Gruppen an so einem Wochenende
darstellen müssen, sie müssen sich auch den neugierigen und
oft dreisten Fragen und Annäherungsversuchen der vielen Besucher
stellen. So kommt es auch ab und zu vor, dass sich einer der Zuschauer
in ein gemütlich aussehendes Mittelalterbett der Schausteller legt
oder plötzlich mitten in einem der Zelte steht. Das sind
natürlich Ausnahmen, denn die meisten haben, wie wir auch, viele
Fragen rund um das Lagerleben und dazu geben alle Beteiligten gerne und
ausführlich Auskunft…eben Mittelalter zum Anfassen. Und
auch wenn die Geschichten, die sie erzählen oft sehr aufregend
klingen ist es teilweise schwierig dieses Hobby in den Alltag zu
integrieren. So muss in einer Partnerschaft große Toleranz oder
Einigkeit herrschen, damit man fast jedes Wochenende auf einem anderen
Markt dabei sein kann und auch nicht jedes Kind ist das geborene
„Lagerkind“, dem es nichts ausmacht bei jedem Wetter in
einem Zelt zu schlafen. Doch am Ende sieht der Besucher eine perfekte
Gefechtsnachstellung, ein gemütliches Lagerleben und eine Menge
netter Leute, die sichtlich Spaß haben bei dem was sie tun.
Ein Ohrenschutz war bei der Artelleriebeobachtung sicher kein Fehler.
Hier wurden von 3 Lagergruppen, die oft in mühevoller Arbeit
selbst hergestellten historischen Waffen vorgeführt und so krachte
und rauchte es auch kräftig. Sehr zu Freude des Publikums.
Natürlich wurde ohne Kugeln geschossen, die benachbarten
Gefängnisinsassen hätten sich über mittelalterliche
Gewehrkugelsalven sicher auch nicht wirklich gefreut.
Ein absolutes Highlight ist auch jedes Jahr das Kanonenschießen .
Auch hier natürlich nur mit Pulver ohne Kugel. Denn sonst
wären Haindling, der für das Konzert am Montag mit dem
Soundcheck beschäftigt war, die Kanonenkugeln nur so um die Ohren
geflogen. Krachen tut es trotzdem noch genug und auch der
Rückstoß der Kanonen ist so schon nicht ohne. Vor allem die
goldene dicke „Pauline“ machte immer richtige Sätze
beim Abschuss. Auch die 2 Mörser knallten nicht nur kräftig,
die Rauchsäulen stiegen sogar meterhoch in die Luft. So musste der
Soundcheck bis nach dem Kanonenschießen unterbrochen werden. Und
als die Kanonen geduldig und fast liebevoll nach dem letzten
Schießen wieder gereinigt wurden und viele Besucher eine letzte
Runde über den Platz drehen, nochmals die zahlreichen Händler
aufsuchten um eine Erinnerung mit nach Hause zu nehmen, da hatten ein
Teil der Lagergruppen bereits die Zelte abgebaut und alles für den
Transport verstaut. Mussten viel doch am nächsten Tag wieder
arbeiten. Der Weg zurück in den Alltag fiel uns Fotografen am
nächsten Tag ja schon nicht leicht, um wie viel schwerer mag es
dann erst für die ganzen Reenactment-Gruppen sein. Reenactment
(Nachstellung, Wiederaufführung) haben sich wohl alle der
Beteiligten in Kronach auf die Fahne geschrieben. Sei es die
Organisation, die bewusst darauf achtete, dass alles möglichst
authentisch sei, wie auch die ganzen Lagergruppen die sich unglaublich
viel Mühe damit machen in der Geschichte zu forschen um
möglichst realistisch zu sein. Besonders hervorzuheben ist dabei
die ungarische Lagertruppe „Mare Temporis“ aus Budapest.
Sie haben den weiten Weg nach Kronach angetreten damit ihr Ingenieur
Valentino mit originalgetreuen Messinstrumenten (Nachbauten von
original Museumsstücken, die von Kupfergießern handgemacht
wurden) und selbst gekochter Tinte einen maßstabsgetreuen
Grundriss der gesamten Burg inklusive Wallgraben anfertigen konnte.
Doch das Ganze tat er natürlich nicht ohne Grund. Dazu
erzählte uns der ungarische Dolmetscher eine
Hintergrundgeschichte: „Die Gruppe selbst stellen Dragoner aus
Frankreich, angesiedelt im 17. Jahrhundert dar, die auf Befehl des
Kaisers, der eine Bitte des Bamberger Bischofs erhalten hat, die
Festung Rosenberg vermessen sollen.“ Soweit der geschichtliche
Hintergrund. Die Verbindung zu Kronach entstand in Budapest, als sie
dort mit einer Gruppe aus Kronach in Verbindung traten. So ist“
Mare Temporis“ in diesem Jahr zum ersten Mal in Deutschland und
sie hatten sichtlich Spaß. Die Mittelalterszene in Ungarn
beschreibt vorrangig das 15. Jahrhundert vor der Türkenzeit, da
dort vor allem der Türkenkrieg nachgestellt wird. Allerdings
unterscheiden sich die dortigen Festivals dahingehend von Crana
Historica, dass es keine Mischung aus Mittelalter und moderner
Mittelaltermusik gibt, sondern der Schwerpunkt auf historischer
Hofmusik liegt.. Und so ist Crana Historica Geschichte zum Anfassen und
besser als jeder Geschichtsunterricht in Deutschland. Hätte man
mich als Schüler nur einmal mit auf so eine Veranstaltung
genommen, meine Leidenschaft für Geschichte wäre wesentlich
stärker und leidenschaftlicher geweckt worden als mit einem
Geschichtsunterricht und nackten Zahlen und Sprüchen wie z.B. 333,
bei Issos Keilerei.
Eines sollte man übrigens auch noch erwähnen,
selbstverständlich sind die Reenactors, wie man die Personen die
sich mit der Nachstellung in dieser Szene umgangssprachlich nennt ohne
jeglichen kommerziellen Hintergrund. Im Gegenteil, auch das haben
unsere kleinen Interviews gezeigt. Unterstützung vom Arbeitgeber
gibt es keine und oft gehen nicht nur die ganzen Urlaubstage drauf,
auch eine Menge Geld verschlingt die Leidenschaft Mittelalter zu leben
und greifbar zu machen.
Und da ja nach dem Fest auch immer vor den Fest ist, so haben die
Organisatoren nicht nur zufrieden Bilanz gezogen, sondern auch schon
einen ersten Blick auf 2014 gewagt. Musikalisch sei man auf dem besten
Wege wieder einen herausragenden Headliner zu verpflichten und auch
finanziell hat das Festival 2012 kein so großes Loch gerissen,
dass man nicht für Crana Historica 4 planen kann. Und wenn dann am
Ende sogar ein Plus stehen bleibt, dann werden sich vor allem die
beteiligten Gruppen freuen, die mit einem Obulus bedacht werden. Denn
auch da ist Kronach was ganz besonderes, dem Verein selbst bringt das
Event nichts. Viele Organisatoren opfern bis zu 2 Wochen Urlaub um das
Ganze auch stemmen zu können. Und das hat man auch beim dritten
Mal bravourös getan. Die Stadt Kronach tut gut daran, Crana
Historica mit aller Kraft zu unterstützen. Einen besseren
Werbepartner wird man nicht finden und wenn alles so problemlos wie am
Wochenende abläuft, ohne einen einzigen Polizeieinsatz sowie ohne
Unfälle und Schäden dann ist Crana Historica auch ein toller
Beleg dafür, dass es die Oberfranken und ihre aus ganz Deutschland
angereisten Gäste perfekt verstehen 3 Tage eine Mittelalterparty
zu feiern ohne über die Stränge zu schlagen. Etwas, das
heutzutage ja leider scheinbar kaum mehr möglich ist.
Vielen Dank an die netten Menschen, die sich die Zeit nahmen uns
für jarwinbenadar.de und gruftimusik.de etwas tiefere Einblicke in
das Lagerleben zu geben und natürlich besonders Jürgen Jakob
und sein fantastisches Orgateam. Über 800 Personen wirbelten vor
und hinter den Kulissen für das ganz große Kino am
Wochendende.
Bilder vom Lagerleben und den Besuchern am Sonntag
Sturm auf die Festung Rosenberg, Kanonen und die Feuershow am Sonntag
Bilder vom Lagerleben und den Besuchern am Montag
Und als kleines Schmankerl gibts jetzt noch ein Highlight
Ich bin ein Fotomodell
Sie glauben es nicht? Dann schauen Sie doch mal hier:
Nach was riecht denn eigentlich das dumme Ding
Huch das klickt ja
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