Elfenthal 2012
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Lichtenberg, 03.11.2012
Primär ist es
sicher das Ziel eines Musikers mit seiner Musik nicht nur Gehör zu
finden, sondern im Idealfall davon leben zu können. Wenn es dann
noch für einen Charterfolg langt umso schöner. Davon ist
Elfenthal mit seiner Musik sicher weit entfernt. Und zwar nicht weil
sie schlecht ist, ganz im Gegenteil.
Sie ist nur sehr speziell und
vermutlich alles andere als Chartstauglich. Und gerade ein junges
Publikum damit zu begeistern wohl ein aussichtsloses Unterfangen. Oder
doch nicht?
Es kommt ganz drauf an, ob man sie akustisch oder in voller
Rockbandbesetzung erlebt. Das sind 2 völlig verschiedene Gruppen,
so verschieden wie vielleicht Rammstein und Philipp Poisel wenn man das
ganze plastisch im Pop-Rockbereich verdeutlichen will. Bei den
Burgfreunden Lichtenberg, ein rühriger Verein der sich dem Erhalt
der Burgruine verschrieben hat und durch sein Burgfest immer bekannter
wird, gab es die akustische Variante zu hören.
Elfenthal The Early Music Ensemble, die ruhige Seite von John Kelly und Maite
Itoiz (Achtung nicht Kelly-also nicht die Tanzmaus der Kelly Family) und
Begleitung sind gekommen um dem Publikum die Musik des Mittelalters auf
historischen Instrumenten gespielt näher zu bringen. genauer gesagt Musik der
Renaissance, des Barock vom Hofe Alfonsos des Zehnten von Kastilien, Musik von
Hildegard von Bingen von Claudio Monteverdi oder von Bach.
Mit hohem, historischem Anspruch nachgespielt und doch mit ihrer ganz eigenen
Persönlichkeit, die John Kelly und seine vier Frauen in die Songs einfließen
lassen. Viola de Gamba, Flöten, eine sparsam eingesetzte Trommel, Nickelharpa,
Harfe, mittelalterliche Gitarren und diverse andere Instrumente unterstützen
dabei, und doch sind es vor allem die Stimmen, die den Abend bestimmen und zu
einem andersartigen, aber nichts desto trotz absolut faszinierenden Konzertabend
machten.
Daran hatten auch das Lichtenberger Publikum einen gehörigen Anteil,
das aufmerksam und mucksmäuschenstill das Konzert verfolgte. Damit machte man den
großartigen Musikern das größte Geschenk und die kamen aus dem Strahlen nicht
heraus.
Vor allem der Engel in weiß Maite Itoiz strahlte vom einem Ohr zum
anderen und fühlte sich sichtlich wohl an diesem Abend. Das mit dem Engel ist
übrigens gar nicht so weit hergeholt, so stell ich mir einen weiblichen Engel
vor, bildhübsch und mit einer Stimme gesegnet die nicht von dieser Welt zu
kommen scheint und der man vom ersten Ton an verfällt.
Genauso wie ihrem Lachen,
ihrer Natürlichkeit , dem Charme und ihrer wundervollen Art Deutsch zu sprechen,
der man allein stundenlang zuhören könnte. Deshalb tut man auch gut daran, dass
Maite durch den Abend führt und das Publikum in die Stücke einführt. Auch wenn
John Kelly ja perfekt deutsch spricht.
Es sind aber nicht nur die 2, auch die anderen Musiker sind großartig, wie
die spanische Opernsängerin, die in der Stimmlage Alt im Chor mitsingt oder Jule
Bauer die man sonst als Jule Sonnenklang mit Triskilian auf den Bühnen in
Deutschland erleben kann.
Sie passen alle perfekt zusammen, es ist ein harmonisches Ganzes was sich da
auf der Bühne um Maite herum gruppiert hat. Und dass John Kelly ebenfalls
sehr gut singen kann, weiß man ja eh schon seit der Kelly Family, auch wenn
alles was er musikalisch mit seiner Ehefrau Maite auf die Beine stellt, völlig
anders als die Kelly-Musik von früher ist.
Und die ist es wirklich wert, dass man ihr Gehör schenkt auch wenn bis heute
der Name Kelly bei manchem völlig zu unrecht negative Assoziationen auslöst.
Aber noch einmal zurück zum Auftritt, der von einer kurzen Pause unterbrochen
zweigeteilt war. Wenn man John und Maite so ruhig und in der Musik versunken da
sitzen sieht fällt es wirklich schwer zu glauben, dass die kleine Spanierin
zusammen mit Ehemann John auch völlig anders kann, nämlich so richtig abrocken
bei der Rock Oper. Wie sie mir danach verraten haben, arbeitet man derzeit an
einem neuen Werk, dass die Geschichte der Blauen Elfe noch übertreffen soll. Und
die ist schon sehenswert und der Burgplatz und die Ruine in Lichtenberg wären
auch dafür die perfekte Kulisse.
Trotz der schweren ungewöhnlichen Kost verging der Abend irgendwie wie im Fluge
und danach standen die Musiker dem Publikum Rede und Antwort und schrieben
fleißig Autogramme. Michael Kaiser der im Juni mit Dunkelschön selbst in
Lichtenberg aufgetreten ist und es sich zusammen mit Vanessa Istvan nicht
nehmen lies die Kollegen von Elfenthal ebenfalls anzuhören, durfte sich übrigens
erfolgreich an Jules Instrument erproben.
Damit haben die Burgfreunde Lichtenberg bereits zum zweiten Mal in diesem
Jahr für ein ganz besonderes musikalisches Event gesorgt , dem hoffentlich noch
ganz viele folgen mögen.
Eingeführt in den Abend als Vorband haben übrigens die 2 Damen von Lyra
Musica aus Hof. Die 2 Spielweyber mittleren Alters (wie es auf ihrer Homepage so schön zu lesen steht) haben
sjch ebenfalls der Bewahrung des traditionellen Mittelalterliedguts
verschrieben und präsentieren auch mit allerlei Instrumentarium
ihre Interpretationen. Das funktioniert trotz eines so dominanten
Instruments wie dem Dudelsack erstaunlich gut. So passten beide
wirklich perfekt zum Hauptact, führten gekonnt in den Abend ein
und rundeten das Programm gelungen ab.
Ganz zum Schluss noch etwas anderes. Nightwish haben sich ja wieder von
ihrer Sängerin verabschiedet. Nach dem Abgang von Tarja hat man ja ewig gesucht.
Jetzt geht die Suche wieder los, dabei bräuchte man gar nicht suchen. Denn wenn
einer stimmlich perfekt passen würde dann sicher Maite Itoiz, aber die ist bei
Elfenthal bestens aufgehoben.
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