Wenn einem auch beim vierten Auftritt einer Band
immer noch der Mund vor Staunen offen stehen bleibt, weil man nicht glauben kann
was man da zu hören bekommt dann hat eine Band verdammt viel richtig gemacht. Es
ist ein untrügliches Zeichen, dass es sich um eine ganz besonderen Act handelt,
den man gerade live erleben kann. Eine solche ist die Band Elfenthal zweifellos.
Und zum "Mund offen stehen" und ungläubigen Kopfschütteln bringt mich jedes Mal
aufs Neue vor allem Maite Itoiz mit dieser unglaublichen Stimme. Wie kann eine
solch hübsche zierlich kleine Person solch ein Stimmvolumen aufweisen. Natürlich
hat sie neben einer unglaublichen Menge an Talent , das ihr von einem
musikalischen Vater praktisch in die Wiege gelegt wurde und einer guten
Ausbildung auch viel Bühenerfahrung aufzuweisen und so kann sie bis heute auf
eine beeindruckende musikalische Biografie blicken. Angefangen von Auftritten mit
den bekanntesten klassischen symphonischen Chören Spaniens, als Solistin diverser
Klassikalben, als Opernsängerin bis zur "Blue Elf`s Dream" Produktion.
Das Album
ist 2008 erschienen und seitdem ist sie zusammen mit Ehemann John Kelly und
wechselnden Begleitmusikern immer wieder auch in Deutschland unterwegs. So auch
am Samstag im Reichenbacher Neuberinhaus. Und die Reichenbacher können sich
wirklich glücklich schätzen, dass die 2 extra nur wegen dem Konzert aus Spanien
angereist sind, um die Geschichte von dem blauen Elfen zu erzählen.
Das Neuberinhaus , benannt nach der (1697 in
Reichenbach geborenen) ersten großen deutschen Schauspielerin, ist eine perfekte
Location für die Rockoper, das merkt man spätestens als sich kurz nach 20:00 der
Vorhang öffnete und das Bühnenbild mit dem gelungenen stimmungsvollen Foto im
Hintergrund sichtbar wurde. Passend zum bescheidenen Wetter der letzten Wochen
ist das Bild ein phantastischer fotografischer Beweis dafür, dass die Natur
nicht nur bei Sonne schön anzuschauen ist. Und es passt perfekt zu Elfenthal.
Leider saß ich allerdings so ungünstig, dass auf den Bildern sowohl die
Mitmusiker, wie auch die Bühnenstimmung kaum zu sehen sind. Selbst John zu fotografieren war gar nicht so einfach.
Elfenthal
ist natürlich nicht nur Maite, deren Liebe zum pompösen,
zur klassischen Opernmusik bis zum Metal in der Musik vor allem auf sie
zurückzuführen ist. Elfenthal ist im gleichen Maße auch
Ehemann John Kelly, der mit seinem irischen Einfluss und seiner Liebe
zu Balladen und Volksliedern einen wunderbaren musikalischen Gegenpart
schafft. Und so ist "The Blue Elf`s Dream" eine perfekte Mischung aus
vielen musikalischen Einflüssen und Stilen vom Symphonic Metal bis
zum traditionellen Volkslied geworden . Stets abwechslungsreich,
höchst unterhaltsam und für jeden etwas, auch wenn sicher
nicht jeder die lautesten und heftigsten Symphonic Metal Parts ala
Nightwish so sehr mag wie ich.
Apropos Nightwish, es gibt mit der
Ex-Sängerin der Band Tarja Turunen eine Sängerin die diese
Art Musik zu einem unglaublichen Popularitätsschub verholfen hat
und als eine der besten Sängerinnen im Pop/Rockbereich gilt. Sie
hat mit Ihrem Abschied bei Nightwish Fußstapfen hinterlassen, die
bis heute nicht zu füllen waren. So hat man die Nachfolgerin ja
vor einiger Zeit verabschiedet und ist nun wieder schon länger auf
der Suche nach einer Stimme für Nightwish. Man sollte mal in
Spanien suchen, Maite braucht sich vor Tarja überhaupt nicht
verstecken, problemlos kann sie genauso toll und grandios singen, wie
am Samstag ein Stück von Puccini. Und so sehr wie ich Symphonic
Metal mag, so wenig konnte ich bisher mit Opernmusik anfangen. Am
Samstag hat sie mich aber selbst damit fasziniert, das
Puccini-Stück war echt ergreifend, wunderschön und unfassbar
beeindruckend anzuhören.Und passte perfekt dazu. Kein Wunder, dass
sich John danach im Spaß zur Bemerkung "ich geh jetzt"
hinreissen ließ, während über Maite ein Jubelsturm
hereinbrach. Aber das ist natürlich Quatsch, denn "The Blue Elfs
Dream" funktioniert eben gerade auch Dank des Talents des irischen
Sängers so toll und so entstehen tiefgreifende Emotionen, soweit
der Einzelne im Publikum bereit ist diese auch zuzulassen. Denn
Elfenthal ist neben ganz viel Musik, Energie, Phantasie und perfekter
Unterhaltung auch ein Plädoyer für die Liebe.
John
und Maite kennen sich seit Kindheit, kennengelernt durch die Eltern,
ist aus Freundschaft Liebe entstanden, die mit der Hochzeit 2001
gekrönt wurde. Das ist zwar jetzt schon immerhin 12 Jahre her, die
2 sind also schon fast ein altes Ehepaar, aber bei jedem Konzert macht
es aufs Neue Spaß zu beobachten wie liebevoll die 2 miteinander
umgehen. So wie auch an diesem Abend als John Maite die Haare aus dem
Gesicht strich beim Singen, so dass sie fast einen Lachanfall bekommen
hätte, oder als er seine Traumfrau mit neuem wunderschönen
roten Kleid ankündigte.
Da haben sich menschlich und musikalisch
zwei gefunden und trotz völlig unterschiedlicher musikalischer
Wurzeln, vielleicht auch musikalischen Vorlieben haben sie eine
Rockoper geschaffen, die man gesehen haben muss. Wenn man dieser Art
Musik aber wenig abgewinnen kann, eher auf ruhige Mittelaltermusik mit
hohem historischen Anspruch steht, dann kommt man ebenfalls an
Elfenthal nicht vorbei. Denn Elfenthal gibt es bekanntlich auch als
"Early Music Ensemble", völlig anders und auf andere Weise
faszinierend anzuhören. Wer mehr darüber wissen will, einfach
mal hier klicken.
Und was die Zukunft bringt deuteten die 2 in
Reichenbach auch schon an, als aus der blauen Elfe ein schwarz gekleideter Mann
mit weißer Maske wurde. Denn die zwei arbeiten fleissig an einem neuen Werk, das
in diesem Jahr noch erscheinen soll und auf das ich voller Ungeduld warte. Und
nicht nur ich, sicher auch viele der begeisterten Zuschauer, die die 2 nicht nur
einmal mit Standing Ovations feierten und gar nicht mehr von der Bühne lassen
wollten. Und die beiden bedankten sich auf ihre Weise, angefangen damit , dass man
einige Besucher auf die Bühne holte über diverse Zugaben bis zu einer
augedehnten Autogrammstunde mit Fotoshooting nach dem Konzert. Und erst als auch
wirklich der letzte sein Autogramm und sein Bild mit Maite oder John schießen
konnte war für die beiden das Konzert beendet, nicht ohne vorher noch den
Organisatoren Dank zu sagen.
Bendanken
müssen sich aber vor allem auch die Besucher für den
wunderschönen Abend und die Verantwortlichen in Reichenbach tun
wirklich gut daran, Elfenthal, dann mit neuer Show fürs
nächste Jahr wieder zu verpflichten. Eine ganz große Zahl
der Besucher kommt mit Sicherheit nicht nur gerne wieder sondern bringt
auch noch gleich einige Bekannte mit. Und sicher kommen auch die beiden
gerne wieder nach Reichenbach, denn die "Reichenbacher" geizten
wirklich nicht mit Applaus und ich hab selten so eine nette
Autogrammstunde mit soviel positiven Reaktionen seitens des Publikums
erlebt. Und das haben sich 2 der liebenswertesten Musiker
überhaupt auch wirklich verdient.
Maite
Itoiz ist aber schon bald wieder in Deutschland zu erleben, diesmal im
Rahmen einer Lesung zusammen mit Bernhard Hennen, einem Deutschen Autor
für Fantasy -Literatur und historische Erzählungen und
Verfasser des Elfenzykluses. Da die Musik von Maite Itoiz ihm
unheimlich inspirierte, lag es nahe sie gleich als musikalische
Untermalung dem Publikum zu präsentieren. Und da in der modernen
Fantasy -Literatur die Elfen oft als feenähnliche Wesen mit
feenhaft kleinem Wuchs beschrieben werden, kommt Maite diesem Bild ja
doch ziemlich nahe. Auch wenn ich mir immer noch sicher bin, dass sie
eher ein menschgewordener Engel ist.
Und nun eine kleine Bildergalerie vom Konzert. Los gehts mit "The Blue Elf"