Nach dem Wohnzimmerkonzert am Donnerstag in Selb, gab
es Ginger Redcliff am Freitag im größeren Rahmen zu bewundern. Der Kulturhammer
e.V. hat inzwischen 32 Konzertprogramme durchgeführt und ist ein herausragendes
Beispiel wie man, selbstständig finanziert und gemeinnützig tätig, Kultur ins
kleine Dorf bringt. Und so richtet man in einem perfekt dafür geeigneten
ehemaligen Tanzsaal immer wieder Konzerte aus, die sehr gut angenommen werden.
Da macht auch Ginger Redcliff keine Ausnahme. Ganz im Gegenteil, wer am Freitag
keine Karte und somit keinen reservierten Platz hatte, der hatte schlechte
Karten.
Sehr zur Freude von Hanna Plaß, die in genau diesem
Saal mit 14 ihre Konfirmation feierte, wie sie während des Auftritts grinsend
erzählte. Und für die der Auftritt vor sovielen Leuten, die extra wegen ihr
gekommen sind, etwas ganz besonderes war.
Es war also ein Heimspiel und viele ihr bekannte
Gesichter befanden sich unter den vielen Konzertbesuchern. Und so war sie sogar
sichtbar nervös, als sie kurz nach 20.00 Uhr die Bühne betrat. Erstaunlich für
jemand , der schon so viel Bühnenerfahrung hat. Die Nervosität legte sich
jedoch sehr schnell, mit jeder Minute wurde Hanna lockerer , gelöster und wurde
der Spaßfaktor auch bei ihr immer größer. Und dass sie Freude an dem Abend
hatte, war im ganzen Saal zu spüren.
Sogar die Suche nach einem Mitmusiker, bzw in dem
Fall eine Mitmusikerin bei einem Song erwies sich als erfolgreich, da man ja auf
Tour ohne Schlagzeuger auskommen muss, die Rhythmusabteilung also etwas
unterbesetzt ist. Aber mit einem etwas zur Hand gehenden Tom Bola klappte das
ohne Probe zuvor hervorragend.
Genauso wie man schon aus Kostengründen auf das
begleitende Symphonieorchester zwangsläufig verzichten muss. Die Technik , das
Notebook mit angebissenem Apfel darauf, machen das zwar wett, aber einmal die
Songs mit einem ganzen Symphonieorchester aufzuführen wäre sicher das Größte.
Denn eigentlich sind sie dafür wie geschaffen. Hanna liebt es durchaus sphärisch,
pompös, opulent, große Gefühle, große Gesten, große Stimmungen , großartiger
Kitsch. Filmmusik für den Kopf und die Seele zum sich fallen lassen. Musik zum
zuhören, statt zum Party machen, zum Träumen statt zum abfeiern, Pianobar statt
Ballermann. Den Beweis wie unglaublich toll die Musik mit ausdrucksstarken
Bildern wirken kann , hat sie unabsichtlich selbst geliefert, als plötzlich der
Bildschirmschoner des Notebooks wunderschöne Landschaftsbilder produzierte und
die Musik dazu ein ganz spezielles unabsichtliches und von vielen unbemerktes
Konzerterlebnis bot.
Man muss sich wirklich reinhören in die Songs , beim
ersten Hören wirken sie manchmal etwas sperrig, gehen nicht immer sofort ins
Ohr. Das ändert sich aber von Anhören zu Anhören, man wird immer mehr gefangen
von Melodie und Stimme. Was gibt es schlimmeres als , wenn ein Song einem beim
ersten Mal super bekannt vorkommt und beim zweiten Mal man diesen dann schon
satt hat. Oder wenn alles gleich klingt. Das wird einen bei Ginger Redcliff nie
passieren, ganz im Gegenteil. Da wird schon mal der Song "Sunabgung" in Friesisch
gesungen, zumindest am Ende des ersten Konzerteils an diesem Abend. Nach der
ungewöhnlich langen Pause, kein Wunder bei sovielen Bekannten im Publikum, gabs
dann die Englische Übersetzung, sprich den Song nochmals in Englisch zu hören
.Oder dieser Walzer namens "The Bride", der von der bedingungslosen Liebe von
Frankensteins Braut handelt und bei dem sie das Publikum in dem beengten Saal
zum tanzen aufforderte. Auch bei den Zugaben, nachdem sie einfach keine Songs
mehr hatte, gab es den Song ein zweites Mal zu Gehör und dabei stellte sie
kurzerhand die Bühne zur Verfügung. Als dann schließlich 2 Mädels die Chance
ergriffen, war der eigentlich viel zu kurze Song aber auch schon wieder
aus.
Wie kein anderer Song steht Paperboy , ein Roy
Orbison Cover für die Faszination Ginger Redcliff. Da wird ein Coversong so
sehr zum eigenen Song, dass sicher niemand an Schmachtsänger Orbison auch nur
einen Gedanken verschwendet hatte. Und wenn sie leise fast flehendlich klagend
zu singen beginnt , der Song sich immer mehr steigert und in einem grandios
pompösen Finale endet, dann kann jeder perfekt nachempfinden was die Musik von
Ginger Redcliff ausmacht. Egal ob im Walzertakt, als sparsame Pianomelodie oder
mit pompösen Orchesterklang, die Musik ist einfach klasse und das fröhliche
Wesen auf der Bühne ein ganz besonderes Live-Erlebnis. Es gibt Schauspieler die
singen gar nicht mal schlecht, aber trotzdem sind es in erster Linie
Schauspieler. Und es gibt schauspielende Sänger. Hanna ist beides nicht. Sie
schafft den Spagat zwischen Schauspiel und Musik problemlos. Auf der Bühne ist
sie Musikerin und da hat sie eine gewaltige Karriere vor sich. Auch weil sie so
ist, wie sie ist. Bescheiden, fröhlich, liebenswert. Ein Sonnenschein der von
der Bühne runterstrahlt und es perfekt schafft mit seiner Musik die Menschen zu
bewegen, zu fesseln und zum träumen anzuregen.
Nicht zu vergessen natürlich Tom Bola, Bassist bei
Oswald Henke, eine der Gothic-Legenden in Deutschland, der mit seiner
Musikerfahrung , Ruhe und Gelassenheit der jungen hippeligen Hanna sichtlich gut
tut.
Und da er neben Klavier ja auch gut Akkordeon spielen
kann, würde es mich nicht wundern, wenn man irgendwann auch dies live mit
einbaut und es auch da schafft weder altbacken, noch volkstümlich sondern ganz
besonders zu klingen, wie Ginger Redcliff eben.
Und nun der zweite Teil der Ginger Redcliff
Bildergalerie, diesmal mit Bildern vom Kaiserhammer-Auftritt. Zuvor aber noch
ein Link zu einem kleinen Youtube Video über Ginger Redcliff bzw Hanna Plaß der
in paar Minuten so wunderschön viel über sie und ihre Musik
zeigt, dass ich ihn jedem ans Herz legen möchte. Und nicht vergessen am 28.02
Bayern 3 schauen.