Abenberg, 22 und 23.06.2013
Inhalt:
Bericht vom Freitag
Ein Mittelaltermarkt im
Burghof, Marktmusik mit Heiter bis Folkig am Freitag und Trollfaust am
Samstag, Gaukeley z.B. mit Lupus, eine Feuershow, viel leckeres Essen
und die malerische Burg wären 2013 allein schon Grund genug
gewesen, einmal beim Feuertanz in Abenberg vorbeizuschauen. Aber
natürlich hat das Concertbüro Franken es auch in diesem Jahr
hervorragend verstanden, nicht nur ein sehens- und hörenswertes
Festival-Lineup zusammenzustellen, auch die Organisation lies keine
Wünsche offen. Und der direkte Draht nach oben scheint auch
perfekt zu funktionieren, kein Regen und traumhaftes Wetter, wie
gemacht für die alljährliche Mittelalterparty im rund 5400
Einwohner zählenden "Wacken Mittelfrankens".
Bereits Freitag um kurz
vor 13.00 Uhr durften sich die Moderatoren des ersten Festivaltages Max
von Gluchowe und Holger Hopfenstreich Hoffmann, besser bekannt als
Pampatut, über eine große Menschenmenge vor der Bühne
freuen, die gespannt auf die Lokalmatatoren Ignis Fatuu und ihren neuen
Sänger P.G. warteten. Der war bis kurz vor Festivalbeginn aber gar
nicht sicher, musste man krankheitsbedingt doch den Gitarristen
ersetzen und dies auch noch in gerade einmal 3 Bandproben, die als
Vorbereitung blieben. Kein leichtes Unterfangen, wen wundert es da,
dass man doch etwas nervös das Feuertanz 2013 eröffnete. Doch
das bestens aufgelegte Publikum machte es den Mittelfranken echt leicht
und sorgte ab Song eins für eine tolle Stimmung. Und auch wenn der
Soun , sicher auch wegen fehlenden Soundchecks, nicht gerade perfekt
klang und man der Gruppe schon anmerkte, dass man aufgrund
Umbesetzungen sich noch in der Findungsphase befindet, so konnte man
doch sehr gut unter Beweis stellen, dass man von Ignis Fatuu noch sehr
viel Positives erwarten kann. Auch weil der Neue am Micro mit seiner
tollen Bühnenpräsenz gut zum Ignis Fatuu-Sound passt.
Daumen hoch und ein
fettes "Gefällt mir", dies hatten die 2 von Pampatut nach dem
Konzert auch gleich als Handschuh mitgebracht und als Dunkelschön
mit dem Aufbau beschäftigt war, durften die zwei
Spaßvögel sich 30 Minuten auf der Bühne austoben und
die Leute zum Lachen bringen. Leuten ein Lachen ins Gesicht zu zaubern,
je mehr desto besser, ist wirklich eine große Kunst. Dies
beherrschen die zwei wie kaum sonst jemand auf der Bühne
unglaublich gut. Was den beiden immer wieder spontan an witzigen
Bemerkungen einfällt, wie sie das, was gerade vor ihnen, hinter
ihnen oder über ihnen passiert für ihr Programm nutzen
verblüfft mich jedes mal aufs Neue. So wie z.B. als mitten im
Programm Dunkelschöns Davulspieler Christian Wittkopf die Davul
testete und Max sofort darauf ansprang und sich fragte wie das
Batteriefach des Duracell-Häschens hinter ihm wohl ausschauen
möge. Pampatut sind ein großer Spaß, und so ganz
nebenbei auch eine tolles Moderatorenteam, was sie am Abend noch
öfters unter Beweis stellen konnten.
Relativ neue Gesichter
gibt es bekanntlich auch bei Dunkelschön zu sehen und da deren
musikalische Liebe mehr dem Metal gilt, ist der Dunkelschön-Sound
noch einmal deutlich rockiger geworden, was der Show wirklich gut tut.
Eine der nettesten und unkompliziertesten Mittelalterbands hat durch
die neue Besetzung noch einmal gewonnen und versteht es in der
Unplugged-Variante auch die Liebhaber ruhigerer Töne zu
begeistern. Am Freitag war aber Rocken angesagt und auch wenn, wie bei
Ignis Fatuu, auch bei Dunkelschön der Sound etwas am fehlenden
Soundckeck litt, so sorgte die unterfränkische Band doch für mächtig Stimmung und viele strahlende Gesichter im Publikum.
Das kann man auch vom Auftritt
der Irish-Folk-Band Rapalje, die aus Groningen in den Niederlanden
stammt, behaupten .Bestens gelaunt sorgten Dieb, Maceal, William und
David für mächtig Stimmung . Bekannte Irische und Schottische
Traditionals und eigene Songs verführten immer mehr Zuhörer
zum Tanzen,, Mitklatschen und Mitsingen und besonders William mit
seiner tiefen Stimme sorgte für große Begeisterung unter den
Zuhörern, die trotz großer Hitze eine großartige
Folk-Party feierten. Eine absolute Stimmungsband mit hoher
musikalischer Qualität sorgte bei ihrem Auftritt für viele
glückliche Gesichter im Publikum .
Mit Feuerschwanz stand
dann die zweite Band auf der Bühne, die in Abenberg einen echten
Heimvorteil hat ist die Fanbase der mittelfränkischen
Met-Vernichter doch gerade in und um Nürnberg und Erlangen
besonders groß. Wie immer schön anzuschauen waren die 2
Miezen, die für die kurzweilige Bühnenshow genauso
unersetzbar sind wie die Met-Maschine auf die sich ein Teil des
Publikums auch diesmal voller Freude stürzte. Kein Problem
für Feuerschwanz mit der unterhaltsamen Show die Stimmung am
Kochen zu halten und neben den Miezen war besonders Johanna mit ihrem
sehenswerten Bühnenoutfit mehr als einen Blick wert.
Dass Pampatut eine Band
auch einmal völlig anders und extrem passend anmoderieren
können nämlich mit sphärischen Klangschalklängen
bewiesen sie dann in der Anmoderation zum Omnia Auftritt.
Omnia war der perfekte
musikalische Kontrast zu den beiden "Party-Bands" zuvor. Nicht weniger
stimmungsvoll präsentierten die Holländer ein buntes Programm
aus ihrer hörenswerten Banddiskographie und Omnia wären nicht
Omnia, wenn es nicht die eine oder andere Überraschung für
das Publikum gäbe. In Abenberg sogar derer 3, nämlich 3 neue
Songs. Natürlich lies es sich Steve Sic auch nicht nehmen dem
Publikum seine Sicht der Dinge pro Umwelt und für eine bessere
Welt mitzuteilen. Und auch die Abreibung für die viel zu
mächtigen Politker unsererer Erde durfte natürlich nicht
fehlen. Dies alles gibt es übrigens in immer besserem deutsch zu
hören. Steve Sic hat fleißig Deutsch gelernt und ihm
fällt es immer leichter sich auch in deutsch auszudrücken.
Neben dem klasse Konzert auch dafür ein dickes Kompliment. Und
dass bei Omnia nicht nur das Konzert ein ganz besonderes Erlebnis ist,
sondern der Soundcheck mit Publikum extrem viel Spaß macht,
konnten alle Besucher die sich schon 30 Minuten vor Beginn vor der
Bühne einfanden live miterleben.
Headliner des Abends
waren die Lokalmatatoren von Fiddlers Green die den Heimvorteil perfekt
zu nutzen verstanden. Die Erlanger Band, die mit der neuen CD "Winners
and Boozers" im Oktober in ganz Deutschland unterwegs ist, brachte das
durch die Sonne und die bisherigen Bands extrem aufgewärmte
Publikum vollends zum Kochen. Überall tanzende und feiernde
Menschen beim Irish Independent Speedfolk der Mittelfranken, unfassbar
wie schnell die Zeit bis zum Ende des furiosen Auftritts dahinraste.
Überhaupt ging der Tag viel zu schnell vorbei. Und wer noch nicht
genug hatte, der konnte dann nochmals Pampatut beim Mitternachtskonzert
erleben, oder im Marktbereich den einen oder anderen Met vernichten und
einen tollen gelungenen ersten Festivaltag feuchtfröhlich
ausklingen lassen..
Bericht vom Samstag
Alle Besucher, die den
zweiten Tag Feuertanz 2013 miterlebt haben, werden sicher
unterschreiben, dass man Feiern lieber mit V schreiben sollte. Denn der
"V-Tag beim Feuertanz mit Vermaledyt, Vroudenspil und Versengold hatte
gleich 3 feiererwütige Stimmungsbands zu bieten. Zuerst aber galt
es etwas Niveau ins Publikum zu streuen und dafür waren Martin
Spieß und Sören Vogelsang als "Das Niveau" zuständig,
die für die Begrüßung, Moderation des Tages und das
Mitternachtkonzert verpflichtet wurden. Eine gute Wahl, sind die 2
Berliner doch recht witzig und verstehen es das Publikum zu unterhalten
und mitzureissen. Den beiden langt eine Gitarre, ein loses Mundwerk,
viel Spontanität und "niveauvolle" Texte, wie z.B. das Lied vom
Schwingschleifer und schon kommt Stimmung auf.
Und auch wenn noch nicht
alle so richtig wach waren, spätestens nach dem Premierenauftritt
beim Feuertanz von Vermaledyt aus Memmingen durfte auch die letzte
verschlafene Seele aus dem Bett gegrochen und zur Bühne gepilgert
sein, reizte die mit Cello, Schalmei, Bouzouki und Dudelsack
aufspielenden Vermaledyt die Beine der Besucher zum mittanzen, die
Münder zum mitsingen und die müden Körper zum
herumzappeln. Bei inzwischen 3 richtig guten Alben hat die Band genug
Songs um richtig Gas geben zu können und einen begeisternden
Auftritt hinzulegen. Passend zum Tag erwies sich die Cellistin der Band
Vivianne von der Saar nicht nur als Fotografenliebling sondern als
prägendes Element der Vermaledyt-Musik.
Gleich danach heizte
"Das Niveau" das Publikum weiter an und wer bis dahin noch immer nicht
zappeln wollte, um den war es bei strahlenden Sonnenschein
spätestens bei Vroudenspil geschehen. Der Piratenrock der
Münchner ist aber auch sowas von fetzig , dass man einfach
mitmachen muss und trotz einiger Besetzungswechsel scheint die Band
immer besser zu werden. Leider steht ja auch demnächst schon
wieder ein Besetzungswechsel an, wenn 4-Finger-Jane die Band auf
eigenen Wunsch mangels Zeit verlassen wird. Die Abenberger hatten
immerhin das Glück sie nochmals live erleben zu dürfen. Und
so bereitete ein begeistertes Publikum mit Crowd-Surfing und wilden
Polonaisen im Publikum ihr einen denkwürdigen Feuertanz-Abschied.
Nach dem Auftritt
strömte erst einmal alles ausgetrocknet oder ausgehungert zu den
"Fressständen" oder flüchtete vor der gnadenlos leuchtenden
Sonne in den Schatten, sofern man einen finden konnte.
Die nächste V-Band
des Abends passte dann so gar nicht zu den "Veier-Bands" und das war
wirklich gut so. Nach den furiosen Festivalauftakt war Anna Katrin
Egilstroö mit Band für einen musikalischen Break und die
extravagantesten Klänge des Wochenendes zuständig. Die mit
viel elektronischen Samples und Spielereien aufgepimpte Musik der Band
und der extrem an Björk erinnernde, eindrucksvolle Gesang von Anna
Katrin polarisieren, wie wohl keine andere Band an den beiden Tagen.
Entsprechend war der Platz auch deutlich leerer als zuvor bei
Vroudenspil. Alle die sich auf die tranceartige Folkmusik eingelassen
haben, konnten einen der letzten Valravn-Auftritte genießen, gibt
die Band beim Festival Mediaval ja ihr allerletztes Konzert. Leider
gehörte der Auftritt beim Feuertanz sicher nicht zu den besten
Gigs der Band. Hatte man doch hörbar mit Tonproblemen zu
kämpfen, die schon den Soundcheck erheblich verzögerten und
beim Konzert immer wieder auftraten. Immerhin konnte man erleben, wie
weh ein zu starker Bass dem Gehör tun kann, ein Erlebnis auf das
man fraglos verzichten kann. Fragwürdig war auch die
Bühnenaufteilung, die eine Hälfte der Bühne leer
dafür das Streichertrio im Eck plaziert wirkten wenig
inspirierend, wie auch die 3 bildhübschen Damen selbst, die etwas
die Freude am Musizieren vermissen ließen. Das geht sicher
besser, so sehr sich die Sängerin auch bemühte und ins
Publikum strahlte.
Als nächstes durfte
sich Versengold schon einmal im Wacken Mittelfrankens auf den
bevorstehenden großen Wacken-Auftritt 2013 warmspielen. Aber eine
bessere Stimmung kann es da auch kaum geben. Snorre, Pinto, Paule,
Honza und Hengest machten wie gewohnt bei ihren Auftritt mit extremster
Spielfreude das Auditorium zum Tollhaus und das Publikum lies sich
voller Begeisterung darauf ein. Die 5 sprangen auf die Bühne und
hatten mit ihrer handgemachten Mittelaltermugge die Massen sofort im
Griff. Die intelligenten Texte der Live-Band per Excellance machen
genauso Spaß, wie die furiose Bühnenshow die keine
Wünsche offenlässt. Versengold sind eine "Stimmungsband" auf
höchstem Niveau und eine Bereicherung für jedes Festival
Line-Up. Und selbst wenn die Flöte von Snorre mitten in der Show
den Geist aufgibt, geht die voller Dynamik nur so strozende Show ohne
Pause weiter. Doch Versengold verstehen es auch mit ruhigeren
Tönen Herz und Geist anzusprechen. Hoffentlich gleich
nächstes Jahr wieder beim Feuertanz.
Bevor Eluveitie
loslegten wurde das Publikum vom "Niveau" erstmals auf die korrekte
Aussprache des Bandnamens hingewiesen. Danach gabs so richtig was auf
die Ohren. Die lauteste, bisweilen etwas zu laute, Band der zwei Tage
sorgte für Schweissperlen bei der Security, die die
unzähligen Crowdserver gutgelaunt am Bühnenrand einfingen.
Absolut beeindruckende Bilder konnten all jene erleben, die
während des Auftritts die Treppen zum Turm erklommen haben. Ein
rießiger Moshpit und wild um sich springende Konzertbesucher
wirken von oben noch viel beeindruckender und auch die rießige
Staubwolke die während des Eluveitie-Auftritts wie eine
Dunstglocke über den Köpfen schwebte, konnte man besonders
gut von oben betrachten. Und selbst von ganz oben war der wie wild auf
sein Schlagzeug einschlagende Trommler Merlin Sutter, der optisch und
spieltechnisch etwas an den grandiosen Schlagzeuger der Muppets-Show
erinnerte noch zu sehen.
Schwer vorstellbar, dass
es Saltatio Mortis schaffen würden, die schon tolle Stimmung noch
ein paar Dezibel nach oben zu schrauben. Doch für Springfloh und
Sänger Alea und seine spielfreudige Band ist das keine echte
Herausforderung. Zählt Alea zwar nicht zu Deutschlands
größten Sängern, aber sicher zu einem der
sehenswertesten Live-Performer der das Publikum beeindruckend
mitreissen und um den Finger wickeln kann. Kein Wunder, dass sich
Saltatio zu einem Top-Headliner entwickelt hat und auch optisch Dank
der tollen Entwürfe von Lucardis Feist gewaltig etwas her macht.
Neben vielem Bekannten
gab es auch Neues zu hören, wie die sehr kontrovers diskutierte
neue Single "Wachstum über alles", in der musikalisch und textlich
das Deutschlandlied verarbeitet wurde. Einmal mehr ein Beweis für
eine Band die etwas zu sagen hat, belanglos kann ja jeder. Problemlos
schafft man den Spagat Zeitkritsches mit dem "Mittelalter" zu
verbinden. Dass die neue Single auf keinen Fall als Nazi-Propaganda
gedacht ist teilte Lasterbalk bei der Anmoderation dem Publikum in
aller Deutlichkeit mit, die mit erhobenen Fäusten und lauten "Nazi
raus" Rufen gleich lautstark ihre Antipathie beeindruckend zum Ausdruck
brachten. Besuche von Naseweis und seinem gut gefüllten
Met-Tablett und von Versengold rundeten das auf viel Begeisterung
stoßende Konzert ab. Die Lichter auf der Burg machte dann das
Niveau mit dem Mitternachtskonzert in einem viel zu kleinen Burgsaal
aus. 2 tolle Feuertanz-Tage waren Geschichte und schon jetzt kann man
sich auf 2014 freuen, wenn bei Ausgabe 13 wieder Party pur angesagt
ist. Abschließend bleibt neben der klasse Organisation allen die
für den reibungslosen Ablauf des Festivals gesorgt haben zu
Danken, angefangen bei der freundlichen Security, über alle
Mitarbeiter die sich 2 Tage mit höchstem Einsatz um das leibliche
Wohl der Besucher gekümmert habe , nicht zu vergessen die
Sanitäter und die Feuerwehr mit ihrerer Schlaucherfrischung
fürs Publikum. Der größte Dank gilt aber allen
Konzertbesuchern, die einmal mehr das Festival zu etwas ganz Besonderem
(auch für die Musiker) gemacht haben.