Ein
perfektes Festivalwetter, ein neugierig machendes Line-Up, eine Location mit
kleinem Mittelaltermarkt, wie geschaffen für ein Festival und ganz viele
erwartungsfreudige gutgelaunte Musikfans, da konnte das bestens organisierte
Schlosshof Festival eigentlich nur gut werden. Seit 2007 findet es jedes Jahr
in Höchstadt an der Aisch statt und ist aufgrund der familiären urgemütlichen
Atmosphäre ein wunderschöner Gegenpol zu den Massenaufläufen wie z.B. Rock im
Park.
Ein Jahr
älter als das Schlosshof Festival ist Fatzwerk, eine im Jahre 2006 gegründete
Mittelaltergruppe , die mit Davul, Dudelsack, Gitarre und Gesang das Festival
eröffnete und gerade während den Umbaupausen im Bereich des Mittelaltermarktes immer
wieder aufspielte. Wer die lustige Truppe verpasst hat kann dies beim Tanzt!
Festival Ende November nachholen.
Um 14.15
ging es dann auch auf der großen Bühne mitten im Schlosshof so richtig los. Und
das mit einer Band die im letzten Jahr schon kurz vor dem Aus stand, als Sänger
Holger „Hotti“ Franz ausstieg. Die folgende Sängersuche erwies sich als
schwierig, mit Martin LeMar hatte man den Neuen am Mikrofon natürlich in
Höchstadt mit dabei. Und der hatte das Publikum vom ersten Song an auch recht
gut im Griff. Konnten sich beim WGT schon viele von seinen Qualitäten
überzeugen, auch beim Schlosshof ganz klar Daumen hoch für Nachtgeschrei mit
neuem Sänger. Und man hat gut daran getan, keine Kopie von Hotti zu suchen. Man
muss sich sicher erst etwas an Nachtgeschrei 2.0 gewöhnen, es lohnt sich aber
definitiv der Band Gehör zu schenken. Mit Niob, An mein Ende, Herzschlag und
Windstill gab es 4 Songs aus den ersten 3 CDs zu hören, der Schwerpunkt lag
aber logischerweise bei den Songs der neuesten Scheibe "Aus schwärzester
Nacht". Als Martin LeMar das Publikum fragte ob sie die Geister sind, die
uns riefen und danach den gleichnamigen Song anstimmte schien die Luft vor der Bühne
erstmal zu brennen. Auch durch die Sonne die ungeschützt und gnadenlos die
Zuhörer von oben bestrahlte. Eine Abkühlung tat echt Not und für die sorgte
dankenswerter Weise das Team von Consec mit Wasserschlauch. Mehrmals an diesem
Tag übrigens und auch sehr zur Freude von Sänger Martin LeMar, der es sich im
Laufe der schweißtreibenden Show nicht nehmen lies von der Bühne runter zu springen
und sich von oben bis unten abspritzen zu lassen. Das absolute Highlight einer
überzeugenden Nachtgeschrei Show die ganz viel Lust "auf mehr"
schürte. Und die gleich zweimal am seidenen Faden hing. Kam man wegen Stau
gerade noch rechtzeitig an, so mußte man zu allem Überfluss auch noch auf dem
im Krankenhaus liegenden Nik verzichten. Mit technischer Unterstützung konnte
aber auch dieses Manko einigermaßen ausgeglichen werden.
Ebenso
gespannt konnte man auf den Auftritt von Faun sein, bei denen sich im letzten
Jahr vieles verändert hat. Kaum eine CD wurde im letzten Jahr so kontrovers und
leidenschaftlich diskutiert wie das vom Prozententeam Valicon für Universal
produzierte Werk Von den Elben. Egal was man von der Scheibe auch halten mag,
kommerziell war es ein gewaltiger Erfolg mit Platz 7 in den Top Ten der
Musikcharts und unzähligen Fernsehauftritten und Radioeinsätzen. Selbst für die
Pagan Folk Band kam dies alles in dieser Intensität ziemlich überraschend und
es war sicher auch gar nicht so einfach mit der zum Teil heftigen Kritik der
langjährigen eingefleischten Faun Fans umzugehen, bei denen Von den Elben auf
wenig Gegenliebe stieß. Das wissen aber auch die Musiker, entsprechend dezent
geht man mit dem Werk auf dem Konzert um. Gerade einmal ein Song findet sich
davon in der 11 Song umfassenden Setlist. Faun klingen live fast wie immer. Und
das "fast" auch nur deshalb, weil man mit Katja Moslehner eine neue
Sängerin an Bord hat. Für die sehr spezielle Amerikanerin Sonja Drakulich die
bei der Akustiktour noch mit dabei war ist Katja bei den elektronisch
verstärkten Festivalkonzerten neben der auch einmal mehr optisch wieder voll
überzeugenden Fiona Rüggeberg (wer war der Designer des wunderschönen Outfits?)
dabei. An guten Sängerinnen hat es bei Faun ja eh noch nie gemangelt und da
macht die sowohl stimmlich wie auch optisch sehr an die langjährige Faun Stimme
Lisa Pawelke erinnernde Katja auch keine Ausnahme. Entwarnung also bei Faun,
der Pagan (Trance-) Folk fetzt weiterhin, umso mehr wenn die Bässe nicht ganz
so dominierend sind, und das ist sicher das größere Risiko bei einem Faun
Konzert als die Songs von "Von den Elben".
Nicht ganz
zu Unrecht wurde bei der Anmoderation von End of Green vermutet, dass sich die
Jungs verlaufen hatten. Wollten sie mit ihrem Gothic Metal und Dark Rock auf
dem ersten Blick doch so gar nicht ins Line-Up passen. Einen besseren
musikalischen Gegenpol zu Faun hätte man aber kaum finden können. Und auch wenn
der eine oder andere Mittelalterfan die Nase rümpfte und sich in Richtung
Mittelaltermarkt verzog, ganz viele blieben oder kamen extra zum Schlossplatz
um End of Green und ihren Depressed Subcore wie sie es selbst bezeichnen, zu
hören. Passend zu den Texten, die von Einsamkeit, Depression, Schmerz und Tod
handelten, war die Musik deutlich schwerere aber absolut hörenswerte Kost. Mit
Gänsehautfaktor, meist dann wenn Sänger Michelle Darkness oder wie er mit
bürgerlichen Namen Michael Huber heißt mit seiner tiefen Stimme wie eine
Kreuzung aus Him und The 69 Eyes klingt. Sehr geil, das fand auch die Security,
die bevor alles überkochte den Wasserschlauch wieder anwarf und für eine
Wahnsinnsgaudi im Publikum sorgte, so dass Michael Huber scherzhaft sich
beschwerte, dass man ihm gerade die Show stiehlt und er die Jungs als Vorband mit
zur nächsten Tour nehmen wird. Ihm die Show zu stehlen war aber nicht zu
befürchten, zu überzeugend waren End of Green , die im Frankenland einen bleibenden
Eindruck hinterlassen haben. Sicher auch das Frankenland bei End of Green,
musste sich ein mit Werder Bremen Fantasse im Graben stehender Musiker die eine
oder andere dumme Bemerkung und Spottgesang "was ist grün und…" im
"Glubb-Land" anhören.
Mein ganz
persönliches Highlight war einmal mehr bei einem Festival der Auftritt der
Letzten Instanz. Und viele Instanz-Shirts im Publikum zeugen davon, dass massig
Instanz-Fans im Publikum waren, der Fankreis der Band wird eh immer größer.
Kein Wunder, wie sich die Band die letzten Jahre entwickelt hat ist
beeindruckend und die Ewig Schuldig Heilig Trilogie ein ganz besonderes
Musikwerk. Bei einer so umfangreichen Discografie bleibt immer das eine oder
andere Lied in der Setlist das man gerne hören würde auf der Strecke, so wie
das von mir über alles geliebte Kopfkino mit Holly als Sänger. Bereits als die
Letzte Instanz mit ihrer Brachialromantik angekündigt wurden herrschte richtig
gute Stimmung. Mit Flucht ins Glück legte man los und beendete ein gefühltes 30
Minuten Konzert mit Wir sind allein festivalbedingt viel zu kurz. Dazwischen
feierten die bestens gelaunten Instanzler mit den Besuchern eine Sing, Spring,
Tanz und Crowdsurfing-Party, ansteckend wie ein Virus und süchtigmachend nach
mehr Letzte Instanz. Gelegenheit dazu gibt’s am 19. Oktober wenn man mit
Freunden in Dresden 15 Jahre Instanz feiert. Dann sicher auch mit Songs wie
Kommt! , Wieder einmal Rot, Der Garten, Das Stimmlein und natürlich Rapunzel
die in Höchstadt begeistert gefeiert wurden. Und als mit Holly, Benni Cellini
und M. Stolz gleich 3 Musiker den Ritt auf den Händen des Publikums wagten und
Holly singend durchs Publikum wanderte feierte man die wohltuend Publikumsnahe
Band um ihre "Rampensau" Holly gnadenlos ab.
Gut, dass
die Sonne nach dem Auftritt verschwunden war, eine zusätzliche Wärmequelle von
oben hätte das aufgeheizte Publikum wirklich nicht mehr gebrauchen können. So
kamen auch die Lichtshow und die Pyroeffekte von Subway to Sally besonders gut
zur Geltung, die die Steilvorlage der Letzten Instanz nützten und einen
denkwürdigen Schlusspunkt unter einem wunderschönen Festivaltag setzten. Das
ging schon mit Eisblumen los. Nur schade, dass man die Schneemaschine, die man
früher bei Konzerten zu dem Song verwendete nicht mehr im Einsatz hat. Danach,
passend zum Song Das schwarze Meer gab Sänger Eric Fish den Stagediver. Zu
falscher Heiland kamen dann erstmals die Pyros zum Einsatz, Feuereffekte die
die Show von Subway immer wieder bereichern. Dadurch, dass man manche Songs
Medleytypisch nur teilweise spielte, wie zum Beispiel Sieben-Ohne
Liebe-Veitstanz lies das Set kaum Wünsche offen. Und Maria als Zugabe in voller
Länge mitgesungen von unzähligen Menschen im Publikum lässt auch bei Subway
Gänsehautstimmung aufkommen. Sicher auch bei Schlagzeuger Simon Michael der
ganz in der Nähe beheimatet ist, aber bei seinem Heimspiel aufgrund des Lichts
hinter dem Schlagzeug leider kaum zu sehen war. Und dass Eric Fish nicht gerade
ein Fotografenfreund ist, hat er mit seiner Beschwerde in Richtung Fotografen,
dass die nicht mitmachten, angedeutet. Die hatten bei dem Licht aber genug
damit zu tun, einigermaßen brauchbare Fotos hinzubekommen. Aber immerhin kam
das Knipsvolk deutlich besser weg, als die „Mittelalter-Schlampen“ im Publikum
oder das Publikum, dasas aber auch über Eric Fishs kleine Textaussetzer
überrascht waren. Kein Beinbruch übrigens, dafür ist es auch ein Livekonzert,
da muss um nicht zu sagen sollte auch nicht alles wie Platte klingen. Natürlich
gings Subwaytypisch mit dem Band und Mittelalter Kult Song Julia und die Räuber
stimmungsvoll nach einem überzeugenden Auftritt zu Ende und bis auf Fatzwerk
und Nachtgeschrei, die man peinlicherweise nicht erwähnte, forderte Eric Fish
für alle Bands noch einmal einen lauten Schrei ein.
Es ist gar nicht so einfach nach so einen
Mittelaltertag mit so starken Musikdarbietungen, so vielen netten Besuchern und
so vielfältigen Eindrücken wieder im Alltag anzukommen. Auf ein Neues 2014 kann
man da nur sagen, aber zuvor müssen neben der perfekten Organisation vor allem
noch das Verpflegungsteam und die Frauen und Männer vom Roten Kreuz gelobt
werden. Gerade die hatten bei der Hitze doch einiges zu tun. Ganz besonders
loben muss man auch das bestens gelaunte Team von Consec Security, ohne die das
Erste Hilfe Team weit mehr Kreislauffälle hätte behandeln müssen und die viel
zum gelingen eines denkwürdigen Festivals beitrugen. Besser geht’s nicht Jungs.