Marie
Marie
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Bamberg, Haassäle 19.04.2014
Was haben Harpo Marx ,
weltbekannter 1964 in Los Angeles verstorbener Marx Brother, und Marie
von MarieMarie aus Deutschland gemeinsam? Richtig die Harfe, Harpo
konnte sie spielen, ob allerdings so beeindruckend und gut wie Marie
kann ich leider nicht beantworten.
An der vielleicht bald zweiten Gemeinsamkeit, nämlich
dem weltbekannt, da arbeitet die junge Dame aus Bayern noch
fleißig. Aber genauso sicher wie ich mir 2012 in Hof nach dem
Konzert war, als ich die Dame erstmals live erleben durfte und es eines
meiner absoluten Konzerthighlights des Jahres wurde (hier geht’s zum damaligen Bericht und den
Bildern), so sicher bin ich mir , dass es mit dem weltbekannt
durchaus auch klappen könnte. Damals hab ich geschrieben
„Wetten dass man von ihr noch ganz viel hören wird“ .
Was ist seitdem passiert? Platz 3 bei der Qualifikation zum Eurovision
Song Contest (Platz 2 belegte Unheilig, Deutschlands erfolgreichster
Sänger und das Siegerlied von Elaiza ist schlichtweg sensationell
gut und hat völlig verdient gewonnen) ist ein riesiger Erfolg und
MarieMarie dadurch schnell einem breiten Publikum bekannt geworden.
Für Rosenstolz war die ESC-Quali damals der Start zur ganz
großen Karriere, das nur nebenbei.
Und nicht zuletzt als Support von Brian Ferry und den Pet
Shop Boys aufzutreten, neben vielen interessanten Gigs bei besonderen
Veranstaltungen der letzten Zeit sind sicher nicht die schlechtesten
Referenzen, nicht zu vergessen eine sehr erfolgreiche eigene Dream
Machine Tour. Auch die erste CD erweist sich als Verkaufsschlager
knapp an den Top Ten in den Musikcharts vorbei. Erfolg mit
Sieben-Meilen-Stiefeln sozusagen und verwundern kann das , wenn man sie
einmal live erlebt hat wirklich nicht. Es zeugt aber auch für ein
richtig gutes Management, das MarieMarie in kurzer Zeit , trotz fraglos
unglaublichen Talents, so bekannt wurde.
Kein Wunder, dass der Haas-Saal in Bamberg sehr gut besucht
und alle Stühle besetzt waren und die vielen Besucher sehr
gespannt auf den Auftritt warteten. Eigentlich wäre MarieMarie ein
Stehkonzert viel lieber gewesen, Ostersamstag ist das so in Bayern aber
nicht möglich, dann mussten halt Stühle rein.
Bamberg war der letzte Auftritt des ersten Teils der Tour,
der eigentlich schon am 14.02. hätte stattfinden sollen. Wegen
Krankheit von Marie mußte der 14.02 aber ganz kurzfristig
abgesagt werden, zu kurzfristig für mich, so dass ich nicht nur
umsonst nach Bamberg gefahren bin, sondern auch noch umsonst auf Jan
Plewka, den Selig Sänger Solo verzichtet habe der parallel am
gleichen Abend ganz in meiner Nähe auftrat, ich es aber vorzog
MarieMarie zu besuchen. Pech gehabt, aber diesmal war sie da und stand
pünktlich um 20:00 mit einem Lächeln im Gesicht auf der
Bühne. So wie man sie auf dem Cover der CD und auf vielen Fotos
der letzten Zeit gesehen hatte. Frisurtechnisch im Punkerstil, (die
Zeitung "Welt" hat sie als Punk Elfe bezeichnet, was gar nicht so
daneben ist) die wilde Mähne nach oben frisiert, ganz anders wie
2012 in Hof. Und auch die Musik hat nicht mehr so viel gemeinsam. Das
ganze ist inzwischen viel poppiger und elektronischer geworden, sie
selbst bezeichnet ihre Musik als Folktronic Pop also eine Mischung aus
Folkpop und Elektronik und der Begriff trifft es echt ganz gut.
Was man darunter verstehen kann, konnte man in Bamberg
perfekt miterleben, etwas Techno, etwas Punk, viel Synthesizer,
etwas Indie, etwas Folk, viel Pop, etwas Klassik, etwas Filmmusik,
Samples Sounds und Beats usw. Ein Crossover-Mix der so unglaublich
Spaß macht, immer wieder unterstützt von den Klängen
der Harfe, die so gar nichts mit den Harfenklängen der Keltischen
Harfe zu tun haben, geschweige denn mit der in der Volksmusik.
Ein Mix der auch deshalb soviel Spaß macht, weil es
immer wieder auch diese intensiven ruhigen Momente gibt, dieses
akustische Innehalten. So wie in der Zugabe als sie ganz allein auf der
Bühne steht und nur zur Harfe singt. Gänsehaut pur. Und
über allen schwebt die Stimme einer Frau die eine unglaubliche
Range hat, die mal klingt wie Lana Del Rae und im nächsten Moment
extrem hoch singen kann, wie man es ihr genauso wenig zutraut, wie
zuvor diese wunderschönen tiefen Töne. Mal düster,
dann wieder so strahlend wie wenn die Sonne aufgeht, ein kleines
Stimmwunder.
Trotz aller Begeisterung für Marie darf man die 3
Mitmusiker nicht vergessen, die zu viert ein sehr homogenes Ganzen
darstellen, ein Konzert das von einem klasse Ton in perfekter
Laustärke und sehr guter Lichttechnik unterstützt wurde. Und
wenn dann, wie mehrmals an diesem Abend gleich 2 Mann zur Trommel
greifen und dazu die Harfe spielt, das fetzt schon gewaltig.
Mit Under the Neon Sky begann das Konzert, eine Setlist mit
natürlich vielen Songs des Albums wie Wild Bees Honey, 20 Steps,
White, Dream Machine, Magnolia, Candy Jar und natürlich das
geniale Cotton Candy Hurricane. Es gab aber auch Älteres und das
wunderschöne Chris Isaac Cover Wicked Games zu hören.
MarieMarie ist ja nicht die einzige, die den Song schon gecovered hat,
aber es ist sicher eine der schönsten und eigensten Covers eines
Welthits. Auf der Limited Edition ist der Song auch drauf, allein schon
ein ganz gewichtiger Grund sich diese zuzulegen.
Noch einmal zurück zum Thema "Weltbekannt". Man kann
die Harfe in der U-Musik durchaus öfters finden, allerdings meist
in der Bretonischen und Keltischen Musik, im Mittelaltermusik- und im
Folkbereich, wie zum Beispiel beim Franzosen Alan Stivell, der
großartigen Kanadierin Loreena McKennit oder bei den Pagan
Folkern von Omnia , um nur mal drei großartige Beispiele von
Harfenmusik zu nennen.
Der Schweizer Andreas Vollenweider hat mit einer
modifizierten Pedalharfe und seinem unverwechselbaren Mix aus Classic,
Jazz, World Musik und New Age einen sehr hippen eigenen Sound
geschaffen, die Amerikanerin Joanna Newson macht auch einen Folk
– Indie-Mix mit Avantgarde und Ethnoeinflüssen, aber sonst
fällt mir weltweit niemand ein, der in irgendeiner Weise mit
MarieMarie und ihrer Musik ein ganz klein wenig vergleichbar ist, wenn
überhaupt. Und das ist sicher nicht das schlechteste, was einem
Künstler passieren kann. Gerade , wenn das was man macht, dann
auch so gut ankommt, wie in Bamberg, wo das größtenteils
zwischen 30 und 60 Jahre alte Publikum den Auftritt mit langanhaltendem
Applaus feierte. Und auch nach dem Konzert wurde der Merchandisestand
und die Künstlerin stark belagert.
Am 03.10. ist die süßeste Zahnlücke des
Musikbusiness übrigens wieder in Franken unterwegs, man sollte
sich sehr schnell um Karten für Nürnberg (Hubertussaal)
bemühen.
Spieglein Spieglein an der Wand wer ist die schönste ....
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