Bericht
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Selb, Goldberg 11-14.09.2014
Der Freitag
Es wäre wirklich
vermessen gewesen nach 6 Ausgaben Festival Mediaval bei zum Teil
strahlendem Sonnenschein zu hoffen, dass ausgerechnet beim Irish
Schottisch Special die Sonne nur so lacht. Etwas schöner
hätte es aber schon sein können, der einzigartigen Stimmung
und dem Spaß der Konzertbesucher die gerade am Freitag schon
ziemlich geduscht wurden, tat das aber keinen Abbruch. Trotzdem schade
für die Veranstalter, die ganzen Marktstände und die Helfer,
die sich soviel Mühe machten einmal mehr ein einzigartiges
Festival zu bieten und das geht nur mit entsprechend vielen Besuchern.
Und obwohl man 30 % mehr Karten im Vorverkauf abgesetzt hat, fehlten
diesmal einfach die Tagesbesucher, die man Dank „Sauwetter“
nicht vorm Ofen vorlocken konnte. Sonst wäre das Festival das mit
Abstand Besucherstärkste und die Piratenfloss-Attraktion im frei
zugänglichen Außenbereich sicher auch für viele Selber
einen Besuch wert gewesen. So war aber auch das Boot mehr oder weniger
in Festivalbesucherhand, die sich nicht nur über Konzerte von den
Pyrates und Attila und Friends freuen konnten, sondern sich auch am
„Rum für die Welt“ wie es so schön im Vroudenspil
Kultsong heißt erfreuen konnten. Dass dann als das Festival
offiziell beendet wurde die Pyrates ganz spontan ein weiteres Konzert
auf dem Floß abhielten und noch derbe weitergefeiert wurde
für alle die noch nicht gehen wollten, ist ein dickes Kompliment
an den Veranstalter, der nicht nur viele Besucher mit seinen Ideen und
der musikalischen Qualität immer wieder verzückt, sondern
auch viele Musiker zu echten Fans des Festivals werden lässt. Und
so kann man auch immer wieder das eine oder andere bekannte Gesicht
entdecken, obwohl nicht im Line-Up des Festivals eingebunden. So wie
die großartige Wadokyo Trommlerin Barbara Busch, die
Sängerin der Steampunk Band Drachenflug Dr. Wiba Wer, Nico
Niederlich von Ignis Fatuu, die im nächsten Jahr dabei sein werden
und Neil Mitra von Faun, um nur mal 4 zu nennen, nicht zu
vergessen Oli und Rudel, die obwohl nicht mehr Teil der Orga es sich
auch nicht nehmen liesen mal wieder vorbeizuschauen. Langsam sollte
sich nun wirklich herumgesprochen haben, wie wunderschön das
Festival Mediaval jedes Jahr ist, wie großartig und einmalig das
Publikum, das egal ob in Deutschland nicht so bekannte Bands wie
Woodland oder Firkin genauso entzückte wie die großen der
Branche Subway to Sally.
Und das dickste Kompliment machte den Festivalbesuchern beim
Abschlusskonzert The Dublin Legends, die sich in diesem Jahr eigentlich
endgültig von deutschen Bühnen verabschieden wollten und sich
während des Konzertes zu der Bemerkung, dass sie sich über
ein Wiedersehen 2015 in Selb freuen würden, hinreissen
ließen. Und zuvor haben die Legenden des Irish Folk , wie viele
andere Musiker auch, das Festival Gelände erkundet um im Pech
Stand mal schnell eine kleine Whiskey Verkostung durchzuführen,
oder im Backstage mit Omnia etwas zu jammen. Aber dazu später noch
mehr.
Und auch wenn das Wetter nicht so ganz mitfeiern wollte und am Sonntag
echtes Wacken Feeling aufkam mit Schlamm wohin man schaut, so haben die
bis zu 80 Helfer sensationelles geleistet. Dafür nicht nur ein
dickes Kompliment sondern sicher auch im Namen der unzähligen
Künstler die an diesem Wochenende mitgewirkt haben ein
großer Dank. Einzig Drache Fangdorn, der letzte lebende Drache
war etwas verschissen (tschuldigung), da er etwas Anschubhilfe brauchte
um sich bewegen zu können. Somit ist auch Dank des 7. Festivals
Mediaval das letzte Rätsel der Tierwelt geklärt warum Drachen
Feuer spucken. Nämlich um den Boden vor sich zu trocknen, denn
Schlamm mögen sie überhaupt nicht.
Genug der Vorrede, lassen wir uns eine Bilanz der 3 tollen Tage ziehen
Die Rabenbrüder
Auftaktband nach der Begrüßung durch den
gewandeten neuen OB Pötsch waren die Rabenbrüder Ralf der
Rabe, Ekkehard der Barde und Jacques le Loup, denen es zwar nicht
gelang den Regen zu vertreiben, aber dennoch die Menschen vor der
Bühne zum Tanzen und Mitsingen anzuregen. Und das mit ihrer
modernen Folk und Rockelementen gewürzten mittelalterlichen
Spielmannskunst. Und so geht es in ihren größtenteils
selbstgeschriebenen Songs um mehr als Weiber, Wein und Hunde.
Lebenslust aber auch Frust sind immer ein Thema und so hat man mit
„Geteert und Gefedert“ auch einen selbstgeschriebenen Song
im Programm der Kultcharakter hat und „die da Oben“ jeden
Tag beim Aufstehen und Einschlafen anhören sollten:
Wie
geht`s dem Lande doch so schlecht, man spricht von leeren Kassen,
Du sollst den Gürtel enger
schnallen, und die da Oben prassen,
gehst du zum Einkauf auf den
Markt , was ist das Leben teuer
Hoch lebe unsre Obrigkeit, brumt
auf uns noch ne Steuer
Die gehörn geteert und
gefedert, gestreckt und gerädert ….
Aber es kriegt in dem Lied nicht nur die Politik ihr Fett
weg, sondern das ganze schnöde Geld, dass den Menschen verdarb.
Gesellschaftskritik einmal anders, gut verpackt , genial und doch so
wahr.
Sie können aber auch wesentlich lustiger daherkommen wie in Met
macht blet mit freundlichen Grüßen an Nase-Weis. Eine Band
die etwas zu sagen hat und ein gelungener Auftakt des Festivals
während Beatrice zeitgleich erstmals die Besucher auf der
Theaterbühne verzauberte und Basseltan für viel Lacher
sorgten.
Triskilian
Das ist aber so beim Festival Mediaval, man kann halt nicht
überall gleichzeitig sein, so wie auch bei Kelvin Kalvus und
PurPur während das Auftaktkonzert der Burgbühne mit
Triskilian mit einer strahlenden Jule Bauer und als Verstärkung
Knud Seckel ablief. Die Musik von Triskilian ist mit Mittelalterlicher
Weltmusik schon sehr gut beschrieben, da man sich neben historischem
auch von orientalischer und eurasischer Musik inspirieren lässt
und sich neuerdings auch nicht scheut mit elektronischer Musik zu
experimentieren. Man kann wirklich gespannt sein, wo die Reise der Band
noch hinführt. Da ist sicher noch einiges zu erwarten in der
Zukunft. Aber schon jetzt kam die Musik, egal ob instrumental und
gesungen sehr gut an.
Versengold
Eines der absoluten Highlights eines jeden Festivals, so auch in
Selb, ist die „Mittelalter Partyband“ Versengold.
Völlig egal, dass der Regen wieder stärker wurde, bei
Versengold vergisst man alles um sich herum und ruhig stehen geht eh
nicht. Und schon nach wenigen Takten geht die
Schlossbühnen-Mediaval-Party ab. Versengold, das Festival Mediaval
und das Publikum, das passt einfach und gehört zusammen und so
wurde es sicher auch für die Jungs aus dem Norden, die
ausgerechnet in diesem Jahr bei ihren Auftritten im Süden immer
ziemlich schlechtes Wetter hatten, eines der Highlights des
diesjährigen Konzertkalenders. Es hat auch schon eine ganz
besondere Qualität, wenn der ganze Platz vor der Bühne ganze
Textzeilen allein singt, während die Musiker strahlend auf der
Bühne das Treiben beobachten. Und so waren die Jungs auch ziemlich
traurig, dass sie relativ schnell 460 Kilometer weiter zum MPS mussten.
Übrigens, wer mal sehen will, wieviel Spaß das Publikum beim
Auftritt von Versengold hatte, dem sei Folge 11 des Tourtagebuchs der
Band auf ihrer Homepage empfohlen. Da kann man dann auch erfahren, dass
Pinto einen wirklich gesunden Schlaf hat und wie Selbs Wahrzeichen, die
Porzellankaffeekanne auf dem Kreisverkehr aus dem Bandbus bei Regen
ausschaut. Klasse Auftritt, große Show, hoffentlich bald wieder.
Rapalje
Die Irish-Folk Band aus den Niederlanden passt mit ihren
Traditionals aus Irland, Schottland, England und den Niederlanden
und eigenen Songs genial zum Festival Mediaval. Und Was wollen wir
trinken 7 Tage lang klingt mit Wat zullen we drinken zeven dagen
lang ja auch in Holländisch richtig schön. Die in Kilts
gekleideten Musiker machen mächtig was her und wenn Bandmitglied
William die Stimme erhebt, dann hat das echt Gänsehautfeeling.
Kein Wunder, dass sich der Platz auf der Burgbühne nach dem
furiosen Versengoldauftritt schnell füllte und immer mehr Leute
von der schönen Musik angezogen wurden. Nach der rauschenden Party
zuvor ging es nun etwas ruhiger zu, aber deshalb nicht weniger
schön.
Saor Patrol
Nach dem letzten Konzert des Tages auf der Burgbühne hörte
man schon von weiten die mächtigen Drums von Saor Patrol die die
Menschen auf die Schlossbühne lockten. Die Band, die erstmals beim
Festival Mediaval dabei war, konnte mit ihrem furiosen Auftritt viele
neue Fans gewinnen. Vor allem auch Dank der Drums, die zwar nicht ganz
die Qualität von Wadokyo haben, aber ebenfalls wirklich ein
gewaltiges Spektakel veranstalten und unverzichtbarer und wichtigster
Bestandteil der Instrumentalmusik von Saor Patrol sind. Die Schotten
aus Kincardine spielen ihre fast ausnahmslos eigenen Stücke neben
den Trommeln noch mit Great Highland Bagpipe und E-Gitarre. Alle
Bandmitglieder gehören zum Clanranald Trust for Schottland, einer
gemeinnützigen Organisation. Und so sind die Schotten ähnlich
wie die Blues Brothers, die im Namen des Herrn unterwegs waren im
Auftrag Schottlands unterwegs mit dem Ziel die Schottische Kultur zu
erhalten und zu verbreiten. Dies versucht man auch mit dem Nachbau
eines mittelalterlichen schottischen Dorfes, dass die Band finanziell
kräftig unterstützt. Bemerkenswert übrigens, dass
Charlie Allan das Dudelsackspielen autodidaktisch erlernt hat, er ist
ein großartiger Dudelsackspieler geworden. Da Schotten ja auch
extrem gastfreundlich sind, sogar zu Niederländern (hehe) durfte
Rob van Barschot, im Hauptberuf Omnia Trommler während des
Konzerts auch mal ran und hatte mächtig Spaß am
Trommeln mit Saor Patrol, die beeindruckend zeigten, dass nicht immer
gesungen werden muss, um für Stimmung und gute Laune zu sorgen.
Adam Hurst
Als regelmäßiger Festival Mediaval Besucher, weiß man,
dass die Theaterbühne zwar Theaterbühne heißt, ein
Name, der für das was geboten wird aber eher schlecht gewählt
ist. Entertainbühne wäre zutreffender, denn Theater ist nur
ein kleiner Teil des vielfäligen Angebots an den 3 Tagen. Und
schwerpunktmäßig wird musiziert. So auch von Adam Hurst aus
Amerika, der als Special Guest schon fast mehr durch Zufall noch ins
Lineup gerutscht ist. Und der mit seinem Cello und den Samples einen
absoluten Kontrast zum kompletten Musikprogramm des Tages auf den
anderen Bühnen setzte. Völlig in seiner (Musik-) Welt
eingetaucht saß er da auf der Bühne, das Publikum
überhaupt nicht wahrnehmend und entlockte dem Cello die
melodischsten Töne. Allerdings mit der dem Cello anhaftenden
Traurigkeit. Ein Partyinstrument kann auch ein Adam Hurst nicht daraus
machen. Die Musik mit Einflüssen aus Indien, den Mittleren Osten ,
Osteuropa, als auch dem Keltischen nicht zu vergessen Amerikanische und
Latin-Einflüsse, ist auch als Musik für Soundtracks sehr
gefragt und mit inzwischen 14 veröffentlichten Cds hat der Mann
auch schon einen gewaltigen Musikkatalog aufgebaut.
Ein wirklich sehr spezieller Vortrag ohne Frage, aber auch Dank des
großartigen Lichts mit dem man Adam Hurst in Szene setzte und dem
guten Sound absolut einen Besuch wert. Und auch wenn der Amerikaner
noch so introvertiert und in sich gekehrt wirkte, so war er alles
andere als kontaktscheu und es macht wirklich viel Spaß sich mit
dem außergewöhnlichen Musiker zu unterhalten. Ein echter
Farbtupfer eines mit Highlights gespickten Festivals
Jonny Robels
Auch Dr Jeckyl und Mr Hyde in der Person von Jonny Robels muß man
erlebt haben. Denn gerade ihn gibt es mit 2 musikalisch
unterschiedlichen Gesichtern. Auf der einen Seite dem Barden mit der
Harfe im Stil eines Alan Stivell, seines großen Vorbilds und dann
die andere Seite mit extrem witzigen Texten moderner Songs als
Spaßvogel. Beides am Wochenende zu erleben, am Freitag wanderte
er erstmals auf der Theaterbühne auf den alten Pfaden der
keltischen Barden, wie es so schön im Programmheft heißt.
Robels der übrigens so ganz nebenbei seine Instrumente auch noch
selbst baut singt in Deutsch, Englisch und auch in Gälisch und
Bretonisch und komponiert auch selbst, zum Teil in Bretonischer
Sprache. Als ehemaliges Poeta Magica Mitglied hat er es selbst, im
Gegensatz zu seiner alten Band, aber bisher noch nicht nach Selb
geschafft und ist an dem Wochenende zu einem großen Fan des
Festivals geworden. Wie auch viele Besucher von ihm, die auch die
spaßige Seite des vielseitigen Künstlers kennenlernen und
schätzen lernten. Und so sprach er mit dem großartigen
Harfencover "Ich muss nur noch kurz mein Zelt retten" nicht wenigen
aufgrund des Regenwetters aus der Seele
Er, der mit seiner humorvollen Seite gerne die Mittelaltermärkte
und Szene und seine Besucher etwas aufs Korn nimmt ist eine echte
Bereicherung und kommt hoffentlich bald wieder nach Selb. Und wie sagte
er so schön, er ist ein echt glücklicher Mann. Er darf noch
einmal die Dublin Legends sehen und wird dafür sogar bezahlt.
Fangdorn
Ein absolutes Erlebnis war ohne Frage die Fangdorn Vorstellung weit
nach Mitternacht. Der letzte lebende Drache der Welt, hatte zwar wie
schon erwähnt große Probleme sich durch den Matsch zu
kämpfen, was dazu führte dass am Wochenende vieles nicht so
ablaufen konnte wie geplant. Aber auch so, war es wirklich noch
sehenswert genug, den Drachen Feuer spucken zu sehen und ein gewisser
Grusel ist nicht zu verleugnen wenn auf einmal einer der gegen ihn
antretenden Kämpfer Feuer fängt und brennend davonrennt.
Und das ganze Schauspiel mit den Tänzerinnen und einem tollen
finalen Feuerwerk war ein beeindruckender Schlusspunkt eines
ersten Festivaltages, bei dem das Wetter wirklich zur Nebensache wurde
und der unbändigen Lust auf die nächsten 2 Tage machte, so
dass es gar nicht so einfach war bei so vielen Eindrücken und mit
der Vorfreude in den Schlaf zu finden.
Damit wollen wir es mit dem ersten Tag mal gut sein lassen, wissend
dass es noch soviel zu berichten gibt wie z.B. was am Piratenfloß
geboten war, was die Bühne auf dem Handwerkermarkt und
Handelsmarkt an Programm hatten, wie die Raubvogelshow ankam, was sich
im Workshopbereich tat usw. Ehrlich gesagt ich hab keine Ahnung, man
kann leider nicht überall gleichzeitig sein, leider.
Die Festival Mediaval Galerien vom Freitag
(einfach draufklicken)
Die Floßtaufe am
Donnerstag,
die großartige Orga und ein kleiner
Teil der lieben Kollegen
Fangdorn-Show
Adam Hurst und Jonny Robels
PurPur, Basseltan und Torxes
Die Rabenbrüder
Rapalje
Saor Patrol
Triskilian
Versengold
Impressionen
vom Freitag Teil 1
Impressionen
vom Freitag Teil 2
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