Bericht
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Selb, Goldberg 11-14.09.2014
Der Samstag
Der Kampf um den Goldenen Zwerg mit
The Celtic Gobshites
und
Hillarious
Wer schon einmal ein
Festival Medival besucht hat, der weiß genau, dass es sich lohnt
am Samstag und Sonntag früh aufzustehen und dem "Wettbewerb um den
Goldenen Zwerg" beizuwohnen. Denn Jahr für Jahr bietet der
Sangeswettbewerb um den Mediaval Award ein erstaunlich hohes Niveau,
nicht selten finden sich richtige musikalische Perlen darunter. Es sei
nur an Bands wie Omdulö, Vroudenspil, Elmsfeuer und Winterstorm
erinnert, die nicht nur den begehrten Zwerg gewinnen konnten, sondern
im Jahr darauf bei ihrem Auftritt, der neben dem Zwerg als Gewinn
winkt,
die Zuhörer total begeistert haben.
Und auch in diesem Jahr war das Niveau in der Kategorie Spielmann und
am Sonntag in der Kategorie Mittelalterrock sehr hoch. Aber sehr
oft, auch in diesem Jahr sind die Gewinner einfach hörbar noch
einen Tick besser als die starke Konkurrenz. Die sich diesmal in der
Kategorie Spielmann nur auf die Bands The Celtic Gobshites und
Hillarious beschränkte. Warum der im Programmhefrt
angekündigte Minnesänger Richard von Minnesang mit
Abwesenheit glänzte, kann ich leider nicht sagen. Aber
ärgerlich ist es allemal, schon allein für das Publikum, die
gerne noch einen dritten Wettbewerbsteilnehmer erlebt hätten. Aber
auch für viele andere Bands/Sänger-innen, die ebenfalls gerne
am Wettbewerb teilgenommen hätten. So gab es aber einen
hörenswerten Zweikampf zwischen dem späteren Gewinner The
Celtic Gobshites und Hillarious zu erleben.
The Celtic Gobshites aus Berlin, die mit Bodhránspieler
Markus Pede aus Lichtenfels auch einen Oberfranken in ihren Reihen
haben, erwiesen sich schon bei der Vorstellung der Band als
äußerst witzige Truppe und glänzten in der Folge mit
einer bunten Mischung aus Irish Folk, Celtic Folk und
Singer-Songwritersongs. Mit Susanne Mahl aus dem Vogtland und dem
Engländer Andy Beck haben sie zwei starke Stimmen zu bieten und
spielen neben traditionellem Liedgut wie das allseits bekannte
Whisky in the Jar auch weniger Bekanntes und Eigenes. Und brachten eine
gut besuchten Theaterbühne damit schon am frühen Morgen zum
wippen und tanzen.
Und jeder, der zu faul zum auftstehen war und sie verpasst hat, darf
sich zurecht ins Achterdeck beißen, aber zumindest aufs
nächste Jahr freuen, wo man sie dann eine Stunde lang erleben kann
und das wird nach allem was man am frühen Samstag gehört und
gesehen hat, ein klasse Konzert werden. Jede Wette.
Aber auch Hillarious konnten wahrlich überzeugen. Davon zeugt
schon allein trotz so früher Stunde die große
Publikumsmenge, die auch an Hillarious und ihrem, wie sie es so
schön
bezeichnen, Irish Sheep Folk mächtig Spaß hatten. Die
traditionelle irische Folklore mischt man gekonnt mal mit etwas Reggae,
mal mit etwas Ska und Rock und fertig ist ein höchst
hörenswertes Gebräu, das mindestens so gut mundet wie ein
kaltes irisches Guiness. Und so machten auch ihre Balladen, Trink und
Rebellenlieder sehr viel Spaß.
Impius Mundi
Den hatte auch Impius Mundi, die Zwergengewinner der Kategorie
Mittelalterrock vom letzten Jahr. Die hatten dem weiblichen Zwerg
einen BH um die goldene Brust verpasst und machten genau da
weiter, wo man 2013 in Selb aufgehört hatte, mit Spielfreude die
Bühne rocken. Mit Liedern voller Lebensfreude, von Festen, wilden
Schlachten aber auch der Pest und dem Tod handelnd brachte man Bewegung
ins Goldbergvolk und präsentierte Songs der inzwischen aus 2 CDs
bestehenden Diskographie. Dabei verstehen sie es aber nicht nur in In
Extremo-Manier loszupreschen als gebe es kein Morgen mehr oder sich bis
zum Umfallen zu verausgaben, sondern sie schaffen auch den Spagat zu
sanfteren und nachdenklicheren Weisen.
Partymachen, mitgröhlen und Augen zu machen und genießen,
bei Impius Mundi alles kein Problem und daneben gibts bei den
Niedersachsen auch noch Action auf der Bühne. Livemusik macht
einfach Spaß, Impius Mundi auch.
PurPur
Christine und Judith bzw. Gabria und Leonora gehören zum Festival
Mediaval, wie die 3 Hauptbühnen, wie der Handwerkermarkt, die
Fressmeile, Hajo der Bettler oder Beatrice Baumann. Sie sind quasi
Inventar, es würde etwas Unersetzbares fehlen. Und im Fall der
Zwillinge sind es neben dem alljährlichen Ratespiel wer nun wer
ist
die tollen Stimmen der beiden, die den größtenteils aus
Eigenkompositionen bestehenden wie sie selbst so schön sagen
instrumental purpuristischen Mittelalter-Fantasy-Zwillings-Folk so
hörenswert macht. Und genauso beharrlich, wie sie sich verweigern
sich optisch deutlicher voneinander zu unterscheiden, so ausdauernd
sind
sie darin Jahr für Jahr das zahlreiche Zuhörervolk mit ihren
Liedern zu verwöhnen, egal ob auf der Burgbühne, der
Theaterbühne oder sonst wo am Gelände. Sie sind sehr zur
Freude vieler Besucher mehrmals im Einsatz und bezaubern als Duo PurPur
immer wieder.
Firkin
Die Ungarn Firkin sind sicher eine der ganz großen
Überraschungen des Wochenendes. Nicht nur, dass sie irische Musik
der schnelleren Art im Sinne der Pogues, der Dropkick Murphys oder von
Flogging Molly, die sofort ins Ohr geht, präsentierten, auch die
eingespielte spielfreudige Band macht mächtig Spaß.
Und mit Barna Marthy hat man einen charismatischen Sänger nicht
nur auf, sondern sogar vor der Bühne als er schnell mal mit
dem Hut sammeln geht. Nicht zu vergessen natürlich die
hübsche Lili Virag, an der Violine, die besonders die
männlichen Blicke auf sich zog.
Die Wacken erprobte Band war eine echte Entdeckung am Samstag.
Pampatut
Über Holger Hoffmann Hopfenstreich und Max von Gluchowe braucht
man eigentlich keine Worte mehr verlieren. Die zwei die weder Ritter,
Tod noch Teufel fürchten, ganz wie der Titel des von ihnen
veröffentlichten Buches, fürchten sich auch nicht von mehr
oder weniger spontanen Äußerungen des Publikums. Ganz im
Gegenteil,
egal ob man sie auf der Burgbühne, der Theaterbühne oder auf
der Bühne am Handwerkermarkt erlebt, etwas Lustiges fällt
ihnen immer ein. Sprachlos hab ich die zwei noch nie erlebt und je mehr
Interaktion mit dem Publikum möglich ist, desto mehr laufen sie
zur Hochform auf.
Sehr zur Freude des immer zahlreich vertretenen Publikums. Und auch
wenn dann schon mal das Musikprogramm etwas zu kurz kommt. Aber das
kann man locker verschmerzen, Pampatut sind die Allzweckwaffe gegen
jegliche Art von Depressionen wie Wetterdepression, Herbstdepression,
Winterdepression oder Mittelalter-Schlager-
depression. 5 Minuten Pampatut und man ist gut drauf, ganz ohne Pillen
oder Drogen. Wer braucht die schon, wenn es Pampatut gibt. Und mit
Timmi am Schlagzeug hat man noch einen Mitmusiker gefunden der immer
witziger und spontaner Pampatut langsam zum grandiosen Trio macht.
Woodland
Wenn man seine Lachmuskeln grade wieder so halbwegs geordnet und sich
nach Pampatut auf der Schlossbühne versammelt hat, nehmen einen
die Amerikaner von Woodland in ihre musikalische Traumwelt mit. Um die
Celloklänge von Ausnahmecellisten Adam Hurst verstärkt,
erlebt das Publikum in Selb eine tolle amerikanische Band die
übrigens gar nichts mit der Lübecker Death Metal Band
gleichen Namens zu tun hat. Das musste auch ein Death Metal Fan
erkennen, der sich auf andere Klänge eingestellt hatte. Aber
vielleicht konnte auch er den folkigen Fantasyklängen
der Band einen gewissen Reiz abgewinnen. Viele Besucher auf alle
Fälle, das zeigte sich danach am Merchandise, sehr zur Freude der
Band, die völlig von der Nachfrage überrascht und sehr
glücklich waren, den weiten Weg aus Amerika nach Selb auf sich
genommen zu haben um beim Festival Mediaval dabei zu sein.
Schagai
Bereits zun zweiten Mal durfte Schagai das Festival Mediaval rocken.
Das Mongolenprojekt von Marcus van Langen fetzt, auch wenn die
mongolischen Klänge der Pferdekopfgeige, der mongolischen Oboe und
des Hackbretts in Kombination mit Schlagzeug und E-Gitarren schon etwas
gewöhnungsbedürftig sind, genauso wie der Ober- und
Untertongesang der Mongolischen Rasselbande, zu denen sich im Laufe der
Show auch noch mit Lauren Weser und Peter Pagany 2 Lockvögel
gesellten. So exotisch wie sich das jetzt liest und so exotisch wie
sich das vielleicht zeitweise anhörte, Schagai fetzten ohne Frage
und machen auch optisch gewaltig etwas her. Auch wenn Marcus von Langen
trotz aufgeklebtem Mongolenbart nicht wirklich als Orginalmongole
sondern eher als orgineller Mongole durchgeht.
Cara
Eine der absoluten Publikumslieblinge des Festivals Mediaval 2013 waren
Cara und auch 2014 kam die Deutsch-Schottisch- Irische Folkband wieder
großartig an. Gudrun Walther, Gründungsmitglied und laut der
deutschen Fachzeitschrift Folker "best fiddler on scene" fühlte
sich sichtbar wohl mit dem Mediaval Publikum und die mit der Band Cara,
die auch den Musikern von Omnia viel Freude machten. Soviel, dass sie
ihnen dann später sogar ein Lied widmeten. Kein Wunder, dass Cara
inzwischen als Deutscher Musikexportartikel auch international sehr
gefragt sind. Egal ob Instrumentalnummer oder, Dank zweier
erstklassiger Sängerinnen, Songs mit Text. Cara, die Pipes und
Flöten machen einfach auch 2014 gewaltig Spaß. Handgemachte
Musik die mitreisst und trotz gewaltiger paralleler Konkurenz mit Knud
Seckel, PurPur und der Fangdorn Show die alle gleichzeitig auftraten,
viele Leute anlockte.
Aber auch beim Drachen war gewaltig viel los, die Leute standen in
Dreier- und Viererreihen um den feuerspuckenden Drachen zu erleben.
Allerdings machte der Nachts mit den Feuerkünstlern und dem
Feuerwerk noch deutlich mehr her.
The Rapparees
Gleich nach Cara gabs im Rahmen des Irish-Scottish Specials mit den
Rapparees aus Irland eine Orginal Irische Folkband, die sich schon
voller Vorfreude mit dem einen oder anderen Bierchen die Zeit von
München nach Selb vertrieben hat (Ausnahme natürlich der
Fahrer), wie man ihrer Homepage entnehmen konnte. Als Rapparees
bezeichnete man übrigens die irischen Rebellen, die im 17.
Jahrhundert der englischen Krone schwer zu schaffen machten. Und so ist
es deren Geist, der sich in den Rapparees -Sound wiederfindet. Mit
Banjo, Fiddle, Bodhran, Bouzouki, Gitarren und E-Bass
und den Stimmen aller Musiker glänzten die Iren auch in Selb. Das
Publikum lies sich gerne auf eine Reise in die faszinierende
musikalische Welt des Irish Folk mitnehmen oder genoss etwas weiter weg
bei einem Met oder Bier das Geschehen auf und vor der gutgefüllte
Burgbühne und stimmte sich auf eine der beiden absoluten
Konzerthighlights des Tages ein. Erst der nun anstehende Omnia Gig und
dann Subway to Sally.
Omnia
Für Omnia ist das Festival Mediaval trotz vieler Konzerte und den
ganzen MPS Auftritten in diesem Jahr immer ein ganz besonderes
Konzert. Und so legte man die Woche Urlaub einfach in die Umgebung
von Selb, fotografierte sich und die Pilze im Wald, nütze die
Zeit um Rob eine neue Frisur zu verpassen, musizierte am Lagerfeuer
und probte auch kräftig für das Konzerthighlight des Jahres.
Vor allem auch den Song, den es dann als Dankeschön erstmals live
zu hören gab. Und wie in Selb üblich gab es mit Kelvin Kalvus
und Yuyla Kholeva auch wieder 2 Künstler, die den Omnia Auftritt
optisch bereicherten. Und im Vergleich zum großartigen
Schlosshof-Gig waren die Holländer mit ihrem neuen Gitarristen
Satrya Karsono noch dynamischer und sprühten nur so vor
Tatendrang. Und als kleines Dankeschön an das tobende Publikum
flogen dann noch ne CD und Shirts ins Publikum und man bedankte sich
mit einer extra langen Autogrammstunde am nächsten Tag, so dass
auch wirklich jeder der ein Autogramm oder ein persönliches Foto
wollte dies auch wirklich bekommen konnte. Schön, dass man Omnia
auch im nächsten Jahr erleben kann, die lustigen Holländer
sind für das Festival einfach unverzichtbar.
Irishsteirisch
Irishsteirisch waren sicher im Vorfeld die am meisten diskutierte Band
im Lineup. Eine Österreichische (Volks-) Musikband bei einem
Mittelalter-Festival, das verwundert. Und auch wenn das Ziel Irische
Klänge mit Steierischem (Volks-)Folk zu verbinden und Fiddle mit
Harmonika zu kombinieren den einen oder anderen einen weiten Bogen um
die Burgbühne machen lies, viel los war beim Auftritt der
Österreichischen Sympathieträger auf alle Fälle. Und es
wurden im Laufe des Auftritts immer mehr und viele hatten auch richtig
Spaß an den ungewohnten Klängen aus
Österreich. Und so wurde einmal mehr der Mut der
Festivalmacher belohnt auch ungewohnten Klängen ein Forum zu geben.
Subway to Sally
Wenn es um Nekrophillie, also eine Sexualpräferenz, die auf
Leichen ausgerichtet ist, geht, wie im Song Schwarze Seide
thematisiert, dann kann nur Subway to Sally auf der Bühne stehen
die uns die düsteren Mördergeschichten von Mitgift dem
Konzeptalbum und neuesten Werk der Band präsentierten. Und das tut
man auch optisch durchaus beeindruckend mit einem
überdimensionalen Gitterkäfig hinter dem ein blendend
aufgelegter Eric Fish mächtig Spaß am performen beim
Festival Mediaval hat. Das übertrug sich auch sofort aufs
Publikum. Auch wenn Frau Schmitt eigentlich just an jenem Tag ihre
Hochzeit geplant hatte und sie wegen dem Festival noch einmal
verschieben musste, selbst sie hat es bestimmt nicht bereut so
begeistert wie das Publikum Subway feierte. Aber auch zurecht, die Band
hatte einen Glanztag erwischt und das auch noch bei bestem
Konzertlicht, das den Zuschauern ermöglichte das Geschehen auf der
Bühne und die Musiker auch mal von weiter hinten zu sehen. Ich
kann mich an kein Subway Konzert mit so gutem Licht erinnern.
Wirklich ein toller Auftritt auf einer beeindruckenden Bühne mit
einer Setlist in der großartige neuen Song wie zum Beispiel Arme
Ellen Schmitt genauso ihren Platz haben, wie Klassiker ala Maria oder
Sieben. Furios.
Die Session der Spielleute
Auch in diesem Jahr ging der Samstag mit einer Session der Spielleute
zu Ende. Unter anderem mit der kompletten "Des Teufels Lockvögel"
Besetzung, mit Mitgliedern der "Pyrates" und den "Celtic Gobshits".
"Knut
Seckel" konnte man in der Meute genauso entdecken wie z.B "Johnny
Robels".
Und dann wurde losgejammt, ne nette Idee aber so richtig Stimmung kam
trotzdem nicht auf. Zu wild ging es durcheinander mit Ton und so manch
anderen Problemen. Nicht wirklich gelungen, leider und wer nach Subway
selig das Gelände verlassen hatte der hatte nicht wirklich etwas
verpasst und etwas Schlaf gewonnen galt es doch zum Wetbewerb wieder
pünktlich da zu sein.
zum Sonntag gehts hier
Die Bildergalerien vom Samstag
Beatrice
Cara
Celtic Gobshits und Hillarious
Fangdorn
Firkin
Impius Mundi
IrishSteirisch
Omnia
Pampatut
PurPur
+
Rapparees
Die Session der Spielleute
Schagai
Subway to Sally
Woodland
Impressionen vom Samstag Teil 1
Impressionen vom Samstag Teil 2
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