Excalibur, Arena Nürnberg , 03.12.2016
Die neue Excalibur
Show von Alan Simon betitelt mit „The Dark Age of the
Dragon“ erweist sich als ein einziges Auf und Ab, wie man es
selten bei einer Produktion dieser Größenordnung bisher
gesehen hat. Da steht auf der einen Seite eine Besetzung die einem die
Zunge schnalzen, wenn man die Sängerinnen, die Sänger
und die Band dann noch live hört sogar die Kinnlade runterfallen
lässt. Besser kann man eine Rockoper eigentlich nicht besetzen.
Und dann gibt es eine fragwürdige Inszenierung die wirkt wie von
jedem etwas, aber so richtig überzeugend, geschweige denn
begeistern kann das nicht. Und die Story setzt dem Ganzen die Krone
auf. Die Idee, die nach dem Schwert von Artus benannte keltische
Rock-Saga mit seiner Geschichte um Merlin ins hier und jetzt zu
transferieren, die ritterlichen Tugenden der damaligen Zeit auf eine
Zeit treffen zu lassen, die sich jeglicher Tugenden zu entledigen
scheint ist eigentlich vielversprechend, was man dann allerdings daraus
gemacht hat eine große Enttäuschung.
Da gibt es zum Beispiel eine Videowand, da laufen
zu jedem Song Bilder, beeindruckende Bilder oft. Großartige
Bilder die Botschaften transportieren, die ihre Wirkung eigentlich fast
nie verfehlen.
Eine Verbindung zum Stück herzustellen ist
dann allerdings oft etwas schwierig. Noch schlimmer ist es allerdings,
wenn man dann noch die Macht dieser Bilder zerstört. Besonders
krass ist dies bei John Kelly, der mit seinem großartigen Gesang
und den Bildern der zerbombten Stadt im Hintergrund (Syrien?) einem die
Tränen in die Augen treibt, eine Stimmung die durch eine
Tänzerin, die vor der Leinwand auf einmal Aufmerksamkeit
beansprucht, zerstört wird.
Und dann Ralf Bauer. Zuerst einmal muss man ihm
größtes Lob zollen, denn nachdem Michael Mendl kurz vor der
Premiere krankheitsbedingt ausfiel, hat man die Rolle des Merlin statt
mit dem 72- jährigen mit dem wesentlich jüngeren Ralf Bauer
besetzt und das in so kurzer Zeit auf die Reihe zu kriegen, ohne
längere Probe, verdient Respekt. Allerdings wirkt dann doch vieles
ziemlich improvisiert, sicher auch aufgrund der extrem spannungslosen
äußerst langweiligen Story. Überhaupt war man im
Vorfeld eh vom Krankheitspech verfolgt. Auch der vorgesehene John
Wetton von der Band Asia musste wegen Krankheit sein Mitwirken absagen.
Ob das Ganze mit Michael Mendl besser zur Geltung gekommen wäre
darf wahrlich bezweifelt werden. An Bauer liegt es meiner Meinung nach
nicht, auch er kann eine dünne Story und konfuse Inszenierung
nicht retten, denn hexen kann auch Merlin an diesem Abend in der
Nürnberger Arena leider nicht.
Ein Meister des Zauberstabs ist Bauer dann aber
trotzdem nicht, das Gefühl, sich in der Rolle wohl zu fühlen,
in ihr aufzugehen hatte man nie. Besonders lächerlich wurde es
dann als Kung Fu-Bauer seine Nahkampfqualitäten unter Beweis
stellen durfte und ein Zeitlupen-Schwertkampf der Qualitätsstufe
„Das hast Du noch nicht gesehen“ (und will man auch nicht
mehr), für den absoluten Tiefschlag des Abends sorgte. Ein
Boxer wäre dafür wegen Unsportlichkeit verwarnt worden, dem
Regisseur des Spektakels droht dies wohl nicht.
Dann gibt es diese Steptanz-Truppe, die immer
wieder mal auf der Bühne in Erscheinung trat, mit der
Synchronität so ihre Probleme hatte und etwas an Riverdance
für Arme erinnerte. Eine Seilartistin, die ohne Frage was kann,
aber im Zusammenspiel mit Ralf Bauer auch ziemlich unglücklich
wirkte, von der Solotänzerin ganz zu schweigen.
Da konnte auch das junge Mädchen, das auf die
Bühne kam um das Schwert Excalibur endlich vom Stein zu befreien
dann auch nichts mehr retten, da war der Stein und die Inszenierung
schon lange in den Brunnen der fragwürdigen Unterhaltung gefallen.
Immerhin war es für sie bestimmt ein wirklich großer Moment
und die gab es trotz allem auch. Nämlich dann, wenn nicht
gesprochen und geschauspielert wird. Wenn die großartigen
Solisten zeigen durften, was in ihnen steckt, wenn die Band um den
alles überragenden Saxophonspieler John Helliwell so richtig
loslegte. So prägend wie der Herr für den Supertramp Sound
ist, so prägend war er auch bei einigen Excalibur-Songs. Es war
wirklich völlig egal, wer gerade auf der Bühne stand, was die
Musiker ablieferten war vom allerfeinsten. Großartig Eric Fish,
Frontmann von Subway to Sally, der es schaffte in den 2 Songs
musikalisch noch eine andere Seite von sich zu zeigen als bei Fish and
Friends und bei Subway to Sally. Und bei seinem zweiten Song nach der
Pause wusste man dann endlich auch, warum das Stück Rock Oper
hieß, oder Michael Sadler von Saga, Roberto Tiranti dessen
musikalische Darbietung richtig neugierig auf seine Metal-Band
Labyrinth machte oder als wesentlich ruhigeren und nicht weniger
beeindruckenden Kontrast dazu Jesse Siebenberg von Supertramp.
Eine echte Entdeckung ist auch die
Harfenistin Siobhan Owen. Die 23-jährige Australierin, die mit
ihrem Harfenspiel etwas an die Französin Cecile Corbel erinnerte
hat sich mit einer gewaltigen Stimmrange definitiv in viele Ohren und
Herzen an diesem Tag gesungen. Nicht vergessen sollte man auch die
anderen Ladies Moya Brennan, Maite Itoiz, deren stimmliche
Möglichkeiten man leider nur teilweise genutzt hatte und
Maggie Reilly mit dem Soul im Blut. Vielleicht sind die Songs mit viel
Zuckerguss, Bombast und Pathos nicht jedermanns Geschmack, wer auf
sowas steht und mit der Besetzung war es musikalisch aber ein echtes
Highlight. An der wirkte übrigens auch ein ganzes Orchester mit,
das Bohemian Symphony Orchestra, was leider auch ziemlich unterging.
Welche Flickschusterei diese
Excalibur-Inszenierung war, sieht man allein schon daran, dass es
danach nicht möglich war, die CD mit den Songs, eingesungen von
den Mitwirkenden des Abends zu kaufen. Die war leider noch nicht
fertig, ein Jammer.
Ein Jammer ist Excalibur aufgrund der
enttäuschenden Besucherzahlen auch für den
Tourneeveranstalter, der keinerlei Einfluss auf die Qualität von
Excalibur nehmen kann und der wohl der am meisten zu bedauernde
ist. Die Zuschauer bekamen für einen hohen Eintrittspreis
wenigstens musikalisch ein Highlight geboten. Wirklich schade um die
grandiose Besetzung und die größtenteils eindrucksvollen
Videos. Man hätte so viel mehr daraus machen können.
Die Bildergalerie zu Excalibur
(Leider war es aufgrund Fotobeschränkungen nicht
möglich Fotos von den wirklich großartigen Solisten zu
schießen, also nicht wundern, ein Eric Fish, John Kelly usw haben
wirklich gesungen-und wie!)
Bruchlandung
immerhin haben die 2 Spaß
Bruchlandung
Die Bildergalerie zum Konzert