Corvus Corax 2017
Dudelsäcke sind das fehlende Glied in der Kette zwischen Musik und Lärm.
                                                        E.K. Kruger




Nürnberg, Lux Kirche , 23.03.2017


Wenn die Könige der Spielleute zur „Ars Mystica-Tour“ einladen konnte man im Vorfeld schon erahnen, dass einen die eine oder andere Überraschung erwarten wird. Eine war sicher der Spielort. Eine Kirche wie die LUX-Kirche in Nürnberg ist nicht gerade der Standardspielort der Berliner Mittelalterband. Und für manchen Besucher erwies sie sich als echte Höchststrafe. Denn Corvus Corax live im Sitzen ist wirklich extrem hart, da zuckt normalerweise der Körper von allein und will sich automatisch zu den treibenden Rhythmen bewegen. Überraschenderweise hatte ein ganz großer Teil des Publikums das Nichtbewegen recht gut im Griff, sicher auch wegen des ungewöhnlichen Spielorts in einer Kirche. Ein kleinerer Teil gab seine vornehme Zurückhaltung im Verlauf aber zum Glück auf und bis zum Schluss wurde eine kleine Gruppe tanzender Konzertbesucher daraus. Es hätten durchaus mehr sein können, man darf sich hier ausnahmsweise gerne mal an den Amerikanern ein Beispiel nehmen, die einen Kirchenbesuch mit Gospelmusik tanzend zu einem Happening machen. Apropos Kirchenbesuch, die Lux Kirche, die junge Kirche Nürnberg ist die erste Jugendkirche in Bayern und das beste Beispiel, wie Kirche heute sinnvoll funktionieren kann und muss, um nicht irgendwann den Kontakt gerade zu den Jüngeren vollends zu verlieren. Die ständig wachsenden Kirchenaustritte sprechen eine deutliche Sprache, mit dem Konzept Lux-Kirche hätte man ein wirksames Gegenmittel, vermutlich ohne dass dies der verkrusteten Struktur der Kirchenoberen überhaupt bewusst ist.
Aber zurück zu den Kolkraben, die als nächste Überraschung scheinbar 2 neue Bandmitglieder mitgebracht haben. Einer erwies sich allerdings als Urspielmann mit Gesichtstarnung. Corvus Gründungsbruder Castus war mit seinem Gestrüpp im Gesicht kaum wiederzuerkennen. Objektiv betrachtet, soweit man das als Mann einschätzen kann, steht ihm das richtig gut. Das zweite Bandmitglied war dann aber wirklich ein neues Gesicht, Frick der auch gleich noch mit seinem sehenswerten Bass ein neues Instrument in das Bandgefüge einbringt. Dabei war an diesem Abend auch Instrumentenbauer Wim, der sich inzwischen mit Spielmann Vit Auftrittszeiten teilt, Spielmannssharing sozusagen. Nicht mehr dabei ist Trommler Steve, somit hat Harmann der Drescher seine Davul in die Ecke gestellt und befindet sich nun wieder dort, wo er einfach hingehört, ans Schlagwerk von Corvus Corax. Leider hatte er an diesem Abend extrem Rücken, vermutlich hatte ihn überraschend die Hexe besucht und jeder der einmal einen Hexenschuss abgekriegt hat, weiß wie schmerzhaft so etwas ist. Da es sich außerdem um keinen Hexenstreif- sondern einen richtigen Blattschuss handelte, war Norri sichtbar gehandikapt und ging mehrmals hinterm Schlagwerk auf Tauchstation. Chapeau, dass er trotzdem durchhielt, der Band sogar bei der Zugabe das ok gab noch weiter zu spielen. Großen Dank dafür und größten Respekt, auch an Tina die als zuhörende Physio im Publikum nach dem Konzert ihr bestes versuchte, um den unersetzbaren Corvus Spielmann für Zürich am nächsten Tag wieder einigermaßen fit zu bekommen.
Trotz eines deutlich gehandikapten Musikers war es offensichtlich, dass das blinde Verständnis mit Hatz, dem zweiten Trommler, für Corvus unersetzlich ist.

Den wichtigster Bestandteil des Corvus Sounds stellen einfach die Trommeln dar und mit dem Mann am Bass gewinnt der Sound zusätzlich, während er aufgrund der im Vergleich zu füher geringeren Spielmannszahl gerade bei den Dudelsäcken etwas an Volumen eingebüßt hat.
Mit einer ungewöhnlichen Setlist, die mit dem Song „Hymnus Apollon“ und „Crenaid Brain“ spektakulär beginnt und mit Songs wie „Mazedon“, „Ballade de Mercy“, „Isabella“, „Herr Wirt“ und den absoluten Corvus Knaller „Sverker“ sehr kurzweilig das Publikum unterhielt. Bei „Havfrue“ versuchte Castus die Mitsingqualitäten im Publikum auszuloten, nicht gerade erfolgreich zugegebenermaßen. Das hat man schon lauter gehört liebe „Nürnberger“.
Die Geschichte rund um die Titelmusik zu „Game of Thrones“ und die eine oder andere kurze gedichtliche Rezession, einschließlich Meerjungfrauentanz rundeten den gelungenen Spielmannsabend unterhaltsam ab und weckten große Neugier auf das neue Corvus Corax Machwerk, das bald zur Veröffentlichung ansteht. Corvus Corax machen auch 2017 Spaß, wie eh und je. Noch immer sind die Berliner die Könige der Spielleute, wer daran Zweifel hat sollte sich deshalb ganz dick 2 Termine schon heute in den Kalender eintragen, nicht nur der Corvus Corax Fan. Das Corvus Corax Fantreffen am Pfingstsamstag den 3. Juni im Kulturschloss Theuern in der Oberpfalz zusammen mit Fuchsteufelswild und das Konzert zum Festival Mediaval mit einem, da ebenfalls anwesenden Autor, Markus Heitz.

 


Die Bildergalerie des Abends




















































































































































































































































































































































www.gruftimusik.de / www.konzertreport.de / www.konzertimpressionen.de