Die Worldfly-Seite
                Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist kommt keine Klugheit auf Theodore Fontane


Lichtentanne, St-Barbara  05.06.2013





In den seltensten Fällen ist eine Coverversion, egal ob einfach gecovered (also nachgesungen) oder neu arrangiert deutlich schöner als das Original. Und je bekannter der Song, desto unwahrscheinlicher.

Wenn es sich mit "Über den Wolken" dann auch noch um den wohl bekanntesten Reinhard Mey Song handelt, ein Evergreen sozusagen und die Neuinterpretation auch noch viel reizvoller ist, als das eh schon superschöne Original, dann muss die Band schon etwas können. Bisher ist das Dieter Thomas Kuhn mit seiner fetzigen Version von "Über den Wolken" ja schon sehr gut gelungen. Die australische Band Worldfly hat sich dem Lied auch angenommen und es nochmals auf eine andere, wesentlich melancholischere Stufe gehoben. Und das ist so schön geworden, dass ich die Version viel schöner als das Original finde. Vielleicht ist dies wohl ein Grund dafür, dass man das Lied so lange nicht veröffentlichen durfte. Inzwischen ist die Erlaubnis da, den Song gibt’s zum Glück auf der neuen CD der Band mit dem Titel "A World Gone Crazy". Aber die Probleme den Song auch einem größeren Publikum zu Gehör zu bringen werden weiterhin erschwert. So ist es der Band noch untersagt, dass Video zum Song zu veröffentlichen. Man kann da echt nur mit dem Kopf schütteln, wieso sich Reinhard Mey so schwer tut, wenn eine australische Band seinen Hit neu arrangiert und veröffentlicht. Eigentlich müsste er ja stolz sein, dass sich Australier eines seiner Songs besinnen und dann auch noch in deutsch singen und der Song wunderschön geworden ist. Von finanziellen Vorteilen für den Herren Mey einmal ganz abgesehen. Und so ganz nebenbei in Australien auch noch Bekanntheit erlangt.






Wirklich schade für die super nette Band, der noch mehr Bekanntheit in Deutschland sehr gut tun würde. Und da würde "Über den Wolken" sicher helfen. Aber eigentlich brauchen sie den Song gar nicht, ist das eigene Repertoire doch hörenswert genug und rechtfertigt den Kauf der neuen CD "A World Gone Crazy". Die noch viel bessere Idee ist ein Konzertbesuch und gleich danach der Kauf der CD am Merchandise, denn dann bekommt man sein ganz persönliches Exemplar mit den Unterschriften aller Musiker, die sich in Lichtentanne, wie auch schon vor 2 Jahren nach dem Konzert wieder extrem viel Zeit für ihr Publikum nahmen. Aber nicht nur das, am Tag zuvor war die Band Worldfly als Straßenmusikerband in Zwickau unterwegs und machte unplugged Werbung in eigener Sache und so ganz nebenbei den ganzen Flutgeschädigten von Zwickau eine Freude und etwas Mut mit ihrer Musik. Die Straßenmusik ist etwas, das man sich auch nicht nehmen lassen will, die Wahrscheinlichkeit, dass man Worldfly am Konzertort auch tagsüber irgendwo auf der Straße hören kann ist groß. Es sagt viel über die Publikumsnähe, Kontaktfreudigkeit , die Leidenschaft und Liebe zur Musik aus, die Worldfly auszeichnet.

Reduziert, also unplugged klingen die schönen Songs noch gefühlvoller und Mahers beeindruckende Stimme, die auch schon einmal überraschend hoch klingt, kommt noch mehr zur Geltung. Deshalb sind es gerade die Unplugged-Songs des Konzertabends, die die größte Wirkung beim Publikum entfalten. Vielleicht auch, weil die Lautstärke ansonsten einfach etwas zu hoch für die Kirche in St Barbara war.







Worldfly sind Sänger Michael Maher, Cellistin Rebecca Harris, Schlagzeuger Jarren Boyd sowie live weitere Musiker. Die Songs, bis auf das schon erwähnte in Deutsch gesungene "Über den Wolken", allesamt feinste melodische Alternativ-Popmusik zum Genießen, Träumen und Zuhören. Maher, der mit 21 Jahren als Backpacker nach Deutschland kam, sich sofort in das Land verliebte und in Deutschland erst einmal Wurzeln schlug, versteht es klasse Songs zu schreiben. Nicht umsonst wurde er in Australien schon als Songwriter des Jahres ausgezeichnet. Worldfly verstehen es, besonders live, große Gefühle in den Songs zu transportieren, aber ihre Konzerte sind nicht nur eine Aneinanderreihung der einzelnen Lieder, immer wieder suchen sie in bewundernswertem Deutsch den Kontakt mit dem Publikum, erzählen von ihren Erlebnissen "On the Road" oder erklären die Bedeutung des nun folgenden Songs und seiner Geschichte. Und als Maher von seiner Mutter erzählt, der er den Song Eye of the Storm auf dem neuen Album gewidmet hat, kämpft nicht nur er mit den Tränen, sondern auch im eh schon sehr aufmerksamen Publikum wird es noch stiller und die eine oder andere Träne wird verdrückt.

Ein grandioses Konzert mit ganz viel Gefühl, das Lust auf mehr "Worldfly" live macht und nachdem die Australier zum Glück Deutschland so lieben, hat man sicher noch öfters dazu Gelegenheit. Und die sollte man auch nutzen, wenn man orchestrale Popmusik mit Cellounterstützung mag.





Und jetzt gibts noch einige Live-Eindrücke von Worldfly 2013