Pur Pur
Es
ist
schon witzig. So richtig Pech mit dem Wetter hatten die Macher des
Festivals Mediaval ja bei allen 3
Veranstaltungen nicht. Trotzdem war
es die ersten beiden Ausgaben lausig kalt, besonders am Abend und da
machte
die 3. Ausgabe des Festivals auch keine Ausnahme.
Tagsüber
war es aber
am Samstag und Sonntag richtig schön , erst als das Festival
zu
Ende war, ging es wieder weiter mit dem Mistwetter der
vergangenen
Wochen.
Den
Sonntagauftakt auf der Burg-Bühne machten Pur Pur. Und es war
wirklich erstaunlich, wieviel Leute Pur Pur für die
frühe
Zeit schon vor der Bühne bzw am Rand versammeln konnten. Vor
23 Jahren wurden Christine
und Judith Rauscher, ala Gabria und Leonora, geboren. Die
Zwillinge haben irgendwann die Leidenschaft für die
Mittelaltermusik entdeckt, haben 2008 eine CD aufgenommen und sind
erstmals
aufgetreten. Im Sommer haben sie den Newcomer Award des Festivals
Mediaval gewonnen. Der Gewinn des Goldenen Zwergs 2009 war mit einem
Auftritt 2010 auf einer großen
Bühne verbunden und die 2 nutzten ihre Chance
bravourös und sorgten für
richtig Stimmung im Publikum. So ist bei Pur Pur auch der Name Pur
Programm. Ohne viel Schnickschnack sind es letztlich die Stimmen , der
Charme und die 2 Gitarren, die den Reiz der Zwillinge ausmachen, auch
wenn man "verstärkt" auftrat.
Pur Pur wurden
beim Festival am Wochenende auch als Moderatorinnen
angeheuert. Leider hat
man auf die Dienste der bisherigen Moderatoren verzichtet, etwas was
ich wirklich jammerschade fand. Denn egal ob beim Festival 1 oder beim
Festival 2 , immer waren die Moderationen auch sehr unterhaltsam und
witzig. Das konnten die 2 Mädels und der Sänger von
Furunkulus, der sich denk ich als Sänger und Trommler auch
wesentlich wohler fühlte, so nicht leisten. Wirklich schade
und
ich hoffe man kehrt 2011 zum bewährten Konzept zurück.
Crex Confusus
Nach Purpur
standen auf der Schloßbühne mit Grex Confusus die
Lokalmatatoren aus Hohenberg auf der Bühne. Nicht
zum ersten Mal
war der verwirrte Haufen beim
Festival Mediaval dabei. Den ersten Auftritt gab es im Rahmen des
Nachwuchswettbewerbs
auf der Theater-Bühne . Wenn man sich
anschaut wie die Band sich seitdem entwickelt hat ,
muss man echt den
Hut ziehen. Ein gewaltiger Sprung zur Professionalität wurde
vollzogen und mit dem Sänger hat
man auch einen
charismatischen Frontmann gefunden, auch wenn man sich eine Bemerkung
wie
"ich hoffe es hat
Euch gefallen und
wenn nicht ist es auch egal"
sparen kann. Genauso wie ein ins Mittelalter übertragenes
Faschingslied.
Ansonsten gibt es aber nichts zu bemängeln und
man kann gespannt sein, was da in der nächsten Zeit noch
kommt.
Ein sehr gelungener Auftritt mit erhöhten Spaßfaktor
war das 2010.
Hosoo und Transmongolia
standen dann auf der
Burg-Bühne. Und einmal mehr
hatte ich echte Probleme mit den Klängen der symphatischen
Mongolen. Wie man Hosoos Homepage entnehmen kann, wurde er
als
Sohn einer Familie der Höömii-Sänger geboren
und wuchs
in der Heimat der Höömii-Gesänge - der
Provinz
Tschandman-Sum in Chovd - auf, im Westen der Mongolei.
Ich kann
einfach mit dem traditionellen mongolischen Kehlkopfgesang , dem
Höömil, sehr wenig anfangen. Zumindest wenn sie
zusammen auftreten. Bei Qntal hat Hosoo auch mitgesungen und im Rahmen
der Qntal-Musik war er eine
echte Bereicherung,
um nicht zu sagen
absolut hörenswert. Allerdings ist das ein rein subjektiver
Eindruck, anderen hat es sehr gut gefallen, wie die
Gästebucheinträge zeigen
Irfan
Als
nächstes standen Irfan auf der Bühne. Schade das die
Bulgaren völlig auf Showelemente verzichteten. Etwas mehr
Show
und die Band wäre denk ich noch beeindruckender
rübergekommen. Die Musik von Irfan ist ein Gemisch aus
Weltmusik,
Neoclassic, Darkwave, etwas Gothic und Folk. Gesungen wird in
Persisch Latein und einer imaginären
Sprache, die wie sie
sagen
die Sprache des Herzens ist und ein einfacher Weg innere und tiefe
Gefühle
auszudrücken. Der Name der Band entspringt dem
Sufismus und wird aus dem Persischen bzw.dem Arabischen als
"Erkenntnis", "mystisches Wissen" oder "Offenbarung" übersetzt.
Es war ein sehr
spiritueller
Auftritt einer sehr interessanten Band, dem übrigens auch
einige
Musiker live beiwohnten.
Ein intensives aber leider etwas spartanisches
Klangerlebnis.
Euphorica
Weiter gings
mit Euphorica aus Tschechien, die sphärisch,
mittelalterlich angehauchte Weltmusik zum Besten
gaben. Von
Spanien über den Balkan bis nach Skandinavien geht die
musikalische Reise und mit Schalmei, Cister,
Flöte,
Dudelsack,
Klarinette und Trommel n hat man ein reiches Instrumentarium. Das
übrigens auich bei Cantus
Buranus zum Einsatz kam , wo man Corvus
Corax unterstützte.
Ballycotton
Nach
der
Verleihung des Goldenen Zwergs in der Kategorie Spielmann
an OMDULÖ
gab
es
mit Ballycotton wieder einmal eine
Österreichische
Mittelalterband zu hören. Der Name stammt übrigens
tatsächlich von dem kleinen Fischerdorf im
Süden
Irlands.
Allerdings wer jetzt dachtt, es gäbe Irish Folk der sah sich
schon nach
einigen Takten getäuscht.
Ballycotton
möchten die
Zuhörer in das Traumland der Märchen und der Magie
entführen und machen Musik für Bein
und Ohr und so
begannen auch gleich viele im Publikum zu tanzen. Aber eben nicht
typisch Irish und auch der
Obertongesang ist keine leichte Kost.
Szandanja
Die Ungarn von
Szandanja waren die nächsten auf der Burgbühne. Auch
sie sind ruhigere Vertreter ihrer Zunft.
Überhaupt
gab es am
Sonntag ein sehr ruhiges Bühnenprogramm, zum Glück
dass Furunkulus und Schelmish dann
für
ruppigere
Klänge sorgten. Auch mit Szandanja tat ich mir schwer. Kein
Vergleich zu den grandiosen Ungarn von
the Moon and the
Nightspirit vom
Festival 2008. Die waren aber auch sensationell gut. Ich hoffe
übrigens sehr , dass
die Band endlich
wieder einmal gebucht wird. Für mich eine der absoluten
Highlights aller 3 Ausgaben. Deren Musik
geht aber auch
wesentlich leichter ins Ohr als der Balkan-Folk-World-Mix von
Szandanja. Da ich außerdem eine Aus-
zeit
benötigte , hab
ich vom Auftritt auch recht wenig mitbekommen. Ein Sonderlob
aber
für die hübsche Sängerin mit
der tollen Stimme , die außerdem sehr gut Deutsch spricht.
Furunkulus
Um 18.00 war
dann auf der Schloß-Bühne brachiales Erwecken
angesagt. Das war eigentlich schon klar, wenn man
den
Bühnenaufbau der Band sieht mit den rießigen Gongs
und Trommeln. Spätestens als Furunkulus die Bühne
betraten und
Laurin, des Tuifels Trummler, lostrommelte wie ein
Wahnsinniger war dem Letzten klar ,
dass nun der
Punk abgeht.
Furunkulus waren zum zweiten mal in Selb,
das
zweite Mal war es ein mitreißender Auftritt, wenn man
den
Brachial Sound mit viel Getrommel und Dudelsack mag. Seit
1996
gibt es die Bayerische Band nun schon und
auch wenn es schon
einige
Besetzungswechsel gab so sind immer noch die 3
Gründungsmitglieder Robert Geldner
(der König
der
Pfeifen) , der schon erwähnte Laurin (Mario Stieber) und
Siegfried
Fuchs alias Lord Ismael der Dunkle
dabei. Zu Mario
Stieber noch einen
Satz. WIe der eine Stunde wie ein Wahnsinniger auf die Trommeln
einschlägt das
muss man einfach
einmal gesehen haben. Ständig
ist man in Sorge, dass er bewußtlos zu Boden sinkt, so irre
geht er
eine Stunde ab.
Überhaupt ist die Band ein absoluter
Stimmungsmacher und nach den ruhigen Konzerten zuvor haben
die furiosen
Furnkukus auch noch den letzen Langschläfer aufgeweckt .Und so
verging
die Zeit Dank des
sehenswerten und kurzweiligen Auftritts von einer Stunde
leider viel zu schnell..
Poeta Magica
Mit 15
minütiger Verspätung ging dann der Auftritt mit Poeta
Magica los. Die deutsche Folkband aus dem
mittelhessischen
Dexbach war
der totale Kontrast zu dem tobenden Musikern von Furunkulus.
Nun waren wieder
stillere
Töne angesagt. Der Kopf der Gruppe ist
Holger Funke , ein ehemaliges Mitglied von Elster Silberflug, die ja
auch schon in Selb
gespielt haben. Eingrenzen lässt sich die Musik
von Poeta Magica nicht, sie haben eine enorme
Bandbreite so dass
der Begriff "Multi-Kulti-Folk und Weltmusik" ganz gut passt. Da ich
nach
Furunkulus zum
aufwärmen
einen Chai und etwas Pause gebraucht habe
und der Schelmish-Auftritt (eine meiner
Lieblings-Mittelalter-Bands)
anstand, hab ich leider vom Poeta Magica Auftritt nicht so viel
mitbekommen.
Schelmish
Den Abschluss
des Sonntags machte dann Schelmish. Welch ein toller Abschluss eines
einmal mehr großartigen
Festivals. Seit dem
ersten
Festival Mediaval hoffte ich, dass die Bonner Band mal nach Selb kommt. Nun
war es so
weit und Schelmish
rockten als Headliner des Tages die Bühne. Schelmish sind ja
auch immer für viele witzige
Showeinlagen und
Geschichten gut, da wurde in Selb aber sehr
gespart und auch einen strippenden Luzie das L gab
es nicht zu sehen.
Dafür aber den von Corvus Corax zu Schelmish gewechselten
Patrick an der Gitarre der nun
Okusa der Bullige heißt
und der, anders wie bei Corvus Corax nicht mehr trommelt, sondern
Gitarre
spielt.
Abgenommen hat er übrigens auch
gewaltig, am Anfang konnte ich gar nicht glauben, dass es
der
gleiche Musiker ist. Nicht nur als Trommler , auch
als Gitarrist ist er klasse und ein
Glücksgriff für
Schelmish. Das gilt auch für
Picus von Corvin, der ja schon seit 2007 bei Schelmish spielt. Ich hab
sie
ja schon öfters gesehen, die momentane Besetzung ist
sicher die beste , die man je hattte und die
Band ist eine der
Top-Mittelalterbands der Szene und muss sich vor niemand verstecken.
Auch wegen
ihrer Vielseitigkeit. Sie beherrschen sowohl die ganz
ruhigen Töne, wie die richtig rockigen und
brachialen.
Deshalb gibt es auch eine Mittelalter und eine Rockbesetzung. Und
gerade die hat mit Rimsbold von
Tiefentann einen Ausnahmesänger
aufzuweisen, was ich ja schon mehrfach erwähnt habe. Ohne ihn ,
ohne die
Leistung der anderen schmälern zu wollen, wäre
Schelmish lang nicht so beeindruckend und
auch wenn ich ihn schon
wesentlich impulsiver als in Selb erlebt habe, bleibt mir bei
jedem Konzert
immer wieder der Mund offen stehen , wie toll er zusammen mit
der Band
klingt. Auch Dextro hat sich
von seinen Bandscheibenvorfall bestens
erholt und ist wieder ganz der Alte, oder besser gesagt fast,
auch er
ist etwas schmächtiger geworden.
Schelmish sind
scheinbar auch in England inzwischen sehr populär und ich mach
jede Wette, sie werden noch viel
populärer ,
wenn sie es
endlich mal schaffen die Band so zusammenzuhalten, wie sie jetzt ist.
Denn 2 Dinge gab es in
letzter Zeit bei Schelmish genug, Musikerwechsel
und Krankheiten.
2
Dinge haben
aber echt genervt, der Lucie-geile Teenie und der Mann im Publikum, der
Dextro sogar veranlasste das
Licht einmal anmachen zu lassen.
Dafür kann aber Schelmish nichts, die legten sich
mächtig ins
Zeug und sorgten
mit ihrem ICE-Mittelalter-Rock für eine tobende
Menge vor der Schloßbühne und einen grandiosen
Schlusspunkt
2010.
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