Festival Mediaval III - Sonntag, 12.09.2010

Der Ruhm wie alle Schwindelware hält selten über tausend Jahre - Wilhelm Busch


Pur Pur


Es ist schon witzig. So richtig Pech mit dem Wetter hatten die Macher des Festivals Mediaval ja bei allen 3

Veranstaltungen nicht. Trotzdem war es die ersten beiden Ausgaben lausig kalt, besonders am Abend und da machte

die 3. Ausgabe des Festivals auch keine Ausnahme. Tagsüber war es aber am Samstag und Sonntag richtig schön , erst als das Festival zu Ende  war, ging es wieder weiter mit dem Mistwetter der vergangenen Wochen.

Den Sonntagauftakt auf der Burg-Bühne machten Pur Pur. Und es war wirklich erstaunlich, wieviel Leute Pur Pur für die frühe Zeit schon vor der Bühne bzw am Rand versammeln konnten. Vor 23 Jahren wurden Christine und Judith Rauscher, ala Gabria und Leonora, geboren. Die Zwillinge  haben irgendwann die Leidenschaft für die Mittelaltermusik entdeckt, haben 2008 eine CD aufgenommen und sind erstmals aufgetreten. Im Sommer haben sie den Newcomer Award des Festivals Mediaval gewonnen. Der Gewinn des Goldenen Zwergs 2009 war mit einem Auftritt 2010 auf einer großen Bühne verbunden und die 2 nutzten ihre Chance bravourös und sorgten für richtig Stimmung im Publikum. So ist bei Pur Pur auch der Name Pur Programm. Ohne viel Schnickschnack sind es letztlich die Stimmen , der Charme und die 2 Gitarren, die den Reiz der Zwillinge ausmachen, auch wenn man "verstärkt" auftrat.

Pur Pur wurden beim Festival am Wochenende auch als Moderatorinnen angeheuert. Leider hat man auf die Dienste der bisherigen Moderatoren verzichtet, etwas was ich wirklich jammerschade fand. Denn egal ob beim Festival 1 oder beim Festival 2 , immer waren die Moderationen auch sehr unterhaltsam und witzig. Das konnten die 2 Mädels und der Sänger von Furunkulus, der sich denk ich als Sänger und Trommler auch wesentlich wohler fühlte, so nicht leisten. Wirklich schade und ich hoffe man kehrt 2011 zum bewährten Konzept zurück.



Crex Confusus

Nach Purpur standen auf der Schloßbühne mit Grex Confusus die Lokalmatatoren aus Hohenberg auf der Bühne. Nicht

 

zum ersten Mal war der verwirrte Haufen beim Festival Mediaval dabei. Den ersten Auftritt gab es im Rahmen des

Nachwuchswettbewerbs auf der Theater-Bühne . Wenn man sich anschaut wie die Band sich seitdem entwickelt hat ,

muss man echt den Hut ziehen. Ein gewaltiger Sprung zur Professionalität wurde vollzogen und mit dem Sänger hat

man auch einen charismatischen Frontmann gefunden, auch wenn man sich eine Bemerkung wie "ich hoffe es hat

Euch gefallen und wenn nicht ist es auch egal" sparen kann. Genauso wie ein ins Mittelalter übertragenes

Faschingslied. Ansonsten gibt es aber nichts zu bemängeln und man kann gespannt sein, was da in der nächsten Zeit noch kommt. Ein sehr gelungener Auftritt mit erhöhten Spaßfaktor  war das 2010.


Hosoo und Transmongolia

standen dann auf der Burg-Bühne. Und einmal mehr hatte ich echte Probleme mit den Klängen der symphatischen Mongolen. Wie man Hosoos Homepage entnehmen kann,  wurde er als Sohn einer Familie der Höömii-Sänger geboren und wuchs in der Heimat der Höömii-Gesänge - der Provinz Tschandman-Sum in Chovd - auf, im Westen der Mongolei.


Ich kann einfach mit dem traditionellen mongolischen Kehlkopfgesang , dem Höömil, sehr wenig anfangen. Zumindest wenn sie zusammen auftreten. Bei Qntal hat Hosoo auch mitgesungen und im Rahmen der Qntal-Musik war er eine

echte Bereicherung, um nicht zu sagen absolut hörenswert. Allerdings ist das ein rein subjektiver Eindruck, anderen hat es sehr gut gefallen, wie die Gästebucheinträge zeigen

Irfan

Als nächstes standen Irfan auf der Bühne. Schade das die Bulgaren völlig auf Showelemente verzichteten. Etwas mehr

Show und die Band wäre denk ich noch beeindruckender rübergekommen. Die Musik von Irfan ist ein Gemisch aus

Weltmusik, Neoclassic, Darkwave, etwas Gothic und Folk. Gesungen wird in Persisch Latein und einer imaginären

Sprache, die wie sie sagen die Sprache des Herzens ist und ein einfacher Weg innere und tiefe Gefühle

auszudrücken.  Der Name der Band entspringt dem Sufismus und wird aus dem Persischen bzw.dem Arabischen als

"Erkenntnis", "mystisches Wissen" oder "Offenbarung" übersetzt.

Es war ein sehr spiritueller Auftritt einer sehr interessanten Band, dem übrigens auch einige Musiker live beiwohnten.

Ein intensives aber leider etwas spartanisches Klangerlebnis.

Euphorica

Weiter gings mit Euphorica aus Tschechien, die sphärisch, mittelalterlich  angehauchte Weltmusik zum Besten

gaben.  Von Spanien über den Balkan bis nach Skandinavien geht die musikalische Reise und mit Schalmei, Cister,

Flöte, Dudelsack, Klarinette und Trommel n hat man ein reiches Instrumentarium. Das übrigens auich bei Cantus

Buranus zum Einsatz kam , wo man Corvus Corax unterstützte. 

Ballycotton

Nach der Verleihung des Goldenen Zwergs in der Kategorie Spielmann an OMDULÖ 

gab es mit Ballycotton wieder einmal eine

Österreichische Mittelalterband zu hören. Der Name stammt übrigens tatsächlich von dem kleinen Fischerdorf im

Süden Irlands. Allerdings wer jetzt dachtt, es gäbe Irish Folk der sah sich schon nach einigen Takten getäuscht.

 

Ballycotton möchten die Zuhörer in das Traumland der Märchen und der Magie entführen und machen Musik für Bein

und Ohr und so begannen auch gleich viele im Publikum zu tanzen. Aber eben nicht typisch Irish und auch der

Obertongesang ist keine leichte Kost.

Szandanja

Die Ungarn von Szandanja waren die nächsten auf der Burgbühne. Auch sie sind ruhigere Vertreter ihrer Zunft.

Überhaupt gab es am Sonntag ein sehr ruhiges Bühnenprogramm, zum Glück dass Furunkulus und Schelmish dann

 

für ruppigere Klänge sorgten. Auch mit Szandanja tat ich mir schwer. Kein Vergleich zu den grandiosen Ungarn von

the Moon and the Nightspirit vom Festival 2008. Die waren aber auch sensationell gut. Ich hoffe übrigens sehr , dass

die Band endlich wieder einmal gebucht wird. Für mich eine der absoluten Highlights aller 3 Ausgaben. Deren Musik

geht aber auch wesentlich leichter ins Ohr als der Balkan-Folk-World-Mix von Szandanja. Da ich außerdem eine Aus-

zeit benötigte , hab  ich vom Auftritt auch recht wenig mitbekommen. Ein Sonderlob aber für die hübsche Sängerin mit

der tollen Stimme , die außerdem sehr gut Deutsch spricht.


 

Furunkulus

Um 18.00 war dann auf der Schloß-Bühne brachiales Erwecken angesagt. Das war eigentlich schon klar, wenn man

den Bühnenaufbau der Band sieht mit den rießigen Gongs und Trommeln. Spätestens als Furunkulus die Bühne

betraten und Laurin,  des Tuifels Trummler, lostrommelte wie ein Wahnsinniger war dem Letzten klar , dass nun der

Punk abgeht. Furunkulus waren zum zweiten mal in Selb, das zweite Mal war es ein mitreißender Auftritt, wenn man

den Brachial Sound mit viel Getrommel und Dudelsack mag.  Seit 1996 gibt es die Bayerische Band nun schon und

auch wenn es schon einige Besetzungswechsel gab so sind immer noch die 3 Gründungsmitglieder Robert Geldner

(der König der Pfeifen) , der schon erwähnte Laurin (Mario Stieber) und Siegfried Fuchs alias Lord Ismael der Dunkle

dabei. Zu Mario Stieber noch einen Satz. WIe der eine Stunde wie ein Wahnsinniger auf die Trommeln einschlägt das

muss man einfach einmal gesehen haben. Ständig ist man in Sorge, dass er bewußtlos zu Boden sinkt, so irre geht er

eine Stunde ab. Überhaupt ist die Band ein absoluter Stimmungsmacher und nach den ruhigen Konzerten zuvor haben

die furiosen Furnkukus auch noch den letzen Langschläfer aufgeweckt .Und so verging die Zeit Dank des

sehenswerten und kurzweiligen Auftritts von einer Stunde leider viel zu schnell..

 

Poeta Magica

Mit 15 minütiger Verspätung ging dann der Auftritt mit Poeta Magica los. Die deutsche Folkband aus dem

 

mittelhessischen Dexbach war der totale Kontrast zu dem tobenden Musikern von Furunkulus. Nun waren wieder

stillere Töne angesagt. Der Kopf der Gruppe ist Holger Funke , ein ehemaliges Mitglied von Elster Silberflug, die ja

 

auch schon in Selb gespielt haben. Eingrenzen lässt sich die Musik von Poeta Magica nicht, sie haben eine enorme

Bandbreite so dass der Begriff "Multi-Kulti-Folk und Weltmusik" ganz gut passt. Da ich nach Furunkulus zum

aufwärmen einen Chai und etwas Pause gebraucht habe und der Schelmish-Auftritt (eine meiner

  

Lieblings-Mittelalter-Bands) anstand, hab ich leider vom Poeta Magica Auftritt nicht so viel mitbekommen.

Schelmish

Den Abschluss des Sonntags machte dann Schelmish. Welch ein toller Abschluss eines einmal mehr großartigen

 

Festivals. Seit dem ersten Festival Mediaval hoffte ich, dass die Bonner Band mal nach Selb kommt. Nun war es so

 

weit und Schelmish rockten als Headliner des Tages die Bühne. Schelmish sind ja auch immer für viele witzige

Showeinlagen und Geschichten gut, da wurde in Selb aber sehr gespart und auch einen strippenden Luzie das L gab

 

es nicht zu sehen. Dafür aber den von Corvus Corax zu Schelmish gewechselten Patrick an der Gitarre der nun

Okusa der Bullige heißt und der, anders wie bei Corvus Corax nicht mehr trommelt, sondern Gitarre
 spielt. Abgenommen hat er übrigens auch gewaltig, am Anfang konnte ich gar nicht glauben, dass es

 der gleiche Musiker ist. Nicht nur als Trommler , auch als Gitarrist ist er klasse und ein Glücksgriff für

 Schelmish. Das gilt auch für Picus von Corvin, der ja schon seit 2007 bei Schelmish spielt. Ich hab sie
 
 ja schon öfters gesehen, die momentane Besetzung ist sicher die beste , die man je hattte und die

 Band ist eine der Top-Mittelalterbands der Szene und muss sich vor niemand verstecken. Auch wegen

 ihrer Vielseitigkeit. Sie beherrschen sowohl die ganz ruhigen Töne, wie die richtig rockigen und

 brachialen.

Deshalb gibt es auch eine Mittelalter und eine Rockbesetzung. Und gerade die hat mit Rimsbold von
 Tiefentann einen Ausnahmesänger aufzuweisen, was ich ja schon mehrfach erwähnt habe. Ohne ihn ,
 ohne die Leistung der anderen schmälern zu wollen, wäre Schelmish lang nicht so beeindruckend und
 auch wenn ich ihn schon wesentlich impulsiver als in Selb erlebt habe, bleibt mir bei jedem Konzert
 immer wieder der Mund offen stehen , wie toll er zusammen mit der Band klingt. Auch Dextro hat sich
 von seinen Bandscheibenvorfall bestens erholt und ist wieder ganz der Alte, oder besser gesagt fast,

 auch er ist etwas schmächtiger geworden.

Schelmish sind scheinbar auch in England inzwischen sehr populär und ich mach jede Wette, sie werden noch viel

populärer , wenn sie es endlich mal schaffen die Band so zusammenzuhalten, wie sie jetzt ist. Denn 2 Dinge gab es in

letzter Zeit bei Schelmish genug, Musikerwechsel und Krankheiten.

2 Dinge haben aber echt genervt, der Lucie-geile Teenie und der Mann im Publikum, der Dextro sogar veranlasste das

Licht einmal anmachen zu lassen. Dafür kann aber Schelmish nichts, die legten sich mächtig ins Zeug und sorgten

mit ihrem ICE-Mittelalter-Rock für eine tobende Menge vor der Schloßbühne und einen grandiosen Schlusspunkt 2010.

 

 

www.gruftimusik.de

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